Was Vargas in Frankfurt besser machen will
Bundesliga Dem Schweizer und seinen Mitspielern des FC Augsburg mangelt es zumindest nicht an Ansatzpunkten
Augsburg Im Nachgang der Bundesligabegegnung zwischen dem FC Augsburg und der TSG Hoffenheim war wiederholt die Rede von dieser einen Szene. Mit Bedeutung wurde sie geradezu überhäuft. 20 Minuten waren absolviert, als Fredrik Jensen seinem Mitspieler Ruben Vargas den Ball in den Lauf passte. Weil Hoffenheims Torhüter Oliver Baumann sich geschickt verhielt, gab er Vargas kaum Möglichkeiten, den Ball an ihm vorbei ins Tor zu schießen. Der FCA-Angreifer versuchte es dennoch, schickte den Ball aber am linken Pfosten vorbei ins Aus.
Wenige Meter von Vargas entfernt raufte sich Florian Niederlechner die Haare. Wäre es für ihn doch ein Leichtes gewesen, einen Querpass in Hoffenheims Tor zu versenken. Vargas räumte später ein, sich falsch verhalten zu haben: „Das war nicht gut von mir, dass ich das Tor nicht getroffen habe.“
Der 23-Jährige hat ereignisreiche Wochen hinter sich. Während der Europameisterschaft machte er mit der Nationalmannschaft aus der Schweiz auf sich aufmerksam. Als der Außenseiter den Favoriten Frankreich im Achtelfinale aus dem Turnier warf, trug Vargas mit einem Treffer im Elfmeterschießen zum Erfolg bei. Im Viertelfinale gegen Spanien scheiterte er mit seinem Versuch vom Punkt und weinte vor
Enttäuschung. Die Bilder, als ihn der Spanier Thiago tröstete, gingen um die Welt.
Vor zwei Jahren holte der FCA Vargas vom FC Luzern. Dessen sportliche Entwicklung veranlasste Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter jüngst dazu, den Vertrag des Angreifers frühzeitig um ein Jahr bis Sommer 2025 zu verlängern. Zudem sichert sich der FCA so eine gute Verhandlungsposition, sollte der Spieler vorher den Arbeitgeber wechseln wollen. Eine hohe Ablösesumme wäre wohl garantiert.
Vargas passt zur Spielidee von FCA-Trainer Markus Weinzierl, die auf Balleroberungen und schnellen Gegenangriffen basiert. Gegen Hoffenheim jedoch verpufften Augsburger Angriffe im Ansatz. Offensiv fehlten Läufe und Anspiele in die Tiefe. Zudem agierten die Augsburger abwartend und verpassten oft den Moment, ihr Pressing auszulösen. Das erinnerte arg an Auftritte der vergangenen Saison. Dass viel über die Vargas-Szene gesprochen wurde, begründete sich darin, dass Hoffenheims Torwart Baumann darüber hinaus keine Großchance vereiteln musste. André Hahn drosch den Ball nach einem Eckball übers Gebälk, alle anderen Angriffe stoppten die Hoffenheimer vor dem Torabschluss. Vargas gestand Schwächen in der Offensive ein: „Wir haben den letzten Pass nicht angebracht oder die Abschlüsse nicht aufs Tor gebracht. Da müssen wir uns verbessern.“
Marco Richter hat der FC Augsburg an Hertha BSC verkauft, Alfred Finnbogason fehlte wegen einer Verletzung am Sprunggelenk. Fünf Mal wechselte Weinzierl gegen Hoffenheim und bot alle Spieler auf, mit denen er in den nächsten Wochen arbeiten wird. Sportchef Reuter sieht keinen dringenden Handlungsbedarf. „Auch wenn wir mit dem Auftakt alles andere als zufrieden sind, sagen wir, dass der Kader gut besetzt ist.“Das schließt nicht aus, dass er seine Meinung noch ändert.
Gegen Eintracht Frankfurt (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) wird sich an den personellen Voraussetzungen kaum etwas ändern, möglicherweise aber an der Startelf. Weinzierl könnte das zentrale Mittelfeld stärken, könnte auf Niklas Dorsch als Sechser sowie André Maier und Jan Moravek als Achter setzen. Dorsch dürfte nach seinem unterdurchschnittlichen Bundesligadebüt für den FCA reichlich Motivation mitbringen. Für Maier gilt Selbiges.
Das 0:4 drückte die Stimmung, nachdem die Vorfreude groß gewesen war. Vargas hatte sich auf den ersten Bundesligaspieltag vor Fans gefreut, erzählte er, entsprechend enttäuscht wirkte er danach. „Jetzt versuche ich in den nächsten Spielen zu helfen, damit wir als Mannschaft erfolgreich sein werden.“