Er ist mit 19 der jüngste Kandidat für den Bundestag
Bundestagswahl Der Memminger Kai Fackler tritt für die FDP an. Warum er eine Karriere als Berufspolitiker anstrebt
Memmingen Der mit Abstand jüngste Bewerber für das Bundestagsmandat im Wahlkreis 257 ist Kai Fackler – er ist gerade 19 Jahre alt geworden. Doch während ihm mancher Kritiker vielleicht mangelnde Erfahrung vorwerfen mag, sieht der Memminger das eher als Plus.
Momentan pendelt Fackler immer wieder zwischen Memmingen und München. Denn nach seinem Abitur am Memminger VöhlinGymnasium mit der Note 1,1 studiert er Jura in der Landeshauptstadt mit einem Stipendium der FDP-nahen Friedrich-NaumannStiftung. Inzwischen hat er zwei Semester und diverse Klausuren hinter sich.
Auch wenn er in München ein Zimmer in einer Studenten-WG habe, sei er aber meist zuhause bei seinen Eltern in Memmingen, sagt Fackler. Gerade im Wahlkampf sei es ihm wichtig, vor Ort zu sein – und aktuell sind eh Semesterferien. „Ich habe mir extra ein Auto geliehen, damit ich gut zu meinen Terminen in dem ziemlich großen Wahlkreis komme.“
Auch wenn es bis zum voraussichtlichen Studien-Ende – Fackler strebt 2025 an – noch etwas dauert, weiß er schon, in welche Richtung er beruflich nach dem zweiten Staatsexamen gehen möchte: Entweder Richter werden oder in einer Großkanzlei oder einer Unternehmensberatung arbeiten. Bis es soweit ist, schwebt ihm aber noch mindestens ein Auslandspraktikum vor – am liebsten in Südafrika. Denn Kapstadt kennt und mag er schon seit einem dreiwöchigen Schüleraustausch.
Seine Vorliebe für Recht und Gesetze entstand schon in Kindheitstagen. „Da habe ich die ’Drei Fragezeichen’ gehört“, erinnert sich Fackler an die drei jugendlichen Detektive, die auch heute noch in Kalifornien kniffelige Fälle lösen. Schon in der Schule kam das Interesse an Politik hinzu – und mit 16 trat er der FDP und den Jungen Liberalen bei.
Eine Alternative zum Bereich Justiz sei es aber, Berufspolitiker zu werden. „Wenn es jetzt nicht mit dem Bundestag klappt, bekomme ich vielleicht eine Chance für den Landtag.“Ja, seine Chance, das Direktmandat zu holen, sei „nicht so hoch“, sagt Fackler realistisch. Er schätzt, dass entweder Stephan Stracke erneut den Sitz für die CSU holt oder Daniel Pflügl für die Grünen. „Aber Herr Stracke spricht die jungen Leute nicht an, ist auch in den sozialen Medien nicht so präsent“, so Fackler. Da sehe er seine eigenen Stärken. „Ich bin ein Kandidat zum Anfassen, kenne die Themen der jüngeren Leute und spreche ihre Sprache.“
Für ihn sei wichtig, so Fackler, „dass Politik nichts Langweiliges ist, sondern Spaß macht“. Entsprechend richtet er seinen Wahlkampf aus – da sei er auch schon mal zu später Stunde zum Beispiel in Memmingen unterwegs, um mit Leuten ins Gespräch zu kommen. „Nachtwahlkampf“nennt er das. Rund sechs Stunden täglich plane er für seinen Wahlkampf ein.
Reden will er dann über Rente, Generationen-Gerechtigkeit und Freiheitsrechte, aber auch das zunehmende Sterben der Innenstädte oder die Legalisierung von Cannabis. „Das sind Themen, die gerade die 19- bis 23-Jährigen beschäftigen“, ist Fackler überzeugt. „In Deutschland gibt es zu viele Gängeleien und Regelungen – wir sind leider Weltmeister im Aufbauen neuer Bürokratien“, liegt der 19-Jährige ganz auf der Linie seiner Bundespartei. „Wir müssen schauen, dass wenigstens Verfahren beschleunigt und Anträge vereinfacht werden.“Das sei dank der zunehmenden Digitalisierung möglich.
Entspannung findet der Jungpolitiker beim Spaziergang mit seinen Eltern – da wird gern auch mal der Football mitgenommen – und beim Kochen (bevorzugt Maultaschen, aber auch Lachs mit Tagliatelle). Fit hält er sich mit Sport. „Ich spielte lange bei der JFG Kronburg als Libero und Innenverteidiger – technisch bin ich nicht so gut, bin aber schnell und kann gut reingrätschen“, sagt er schmunzelnd.