Mindelheimer Zeitung

Diese Ehrenamtli­chen bringen’s

Malteser Bedürftige Senioren bekommen einmal im Monat ein ganz besonderes Paket geliefert. Aber noch etwas ist viel wichtiger als die materielle Hilfe

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Sie will einfach in ihrem Ruhestand etwas Gutes tun. „Mir geht es gut und ich kann für andere etwas tun.“Nur herumsitze­n und in den Tag hineinlebe­n, das ist Andrea Stricker zu wenig. Vor drei Jahren ist sie aus Ansbach nach Bad Wörishofen gezogen, „weil man dort schnell Anschluss findet“. Inzwischen lebt sie in Dirlewang. Als sie dann vor ein paar Monaten in der Zeitung gelesen hat, dass die Malteser in Mindelheim Ehrenamtli­che suchen, die Lebensmitt­elpakete an bedürftige Rentnerinn­en und Rentner ausfahren, hat sie sich wie sechs weitere Frauen und Männer sofort gemeldet.

Einmal im Monat kauft sie jetzt nicht nur für sich Lebensmitt­el ein, sondern auch für eine ältere Dame. Blumenkohl, Weintraube­n, Gurken, Tomaten, Käse, Äpfel, Milch, Butter, Quark und Haferflock­en standen auf der Wunschlist­e. All das hat sie in einer Kiste verstaut und bei der Frau mit ihrem Auto vorbeigebr­acht. Ihre Auslagen bekommt sie dann von den Maltesern erstattet, die die Hilfsaktio­n über Spenden zusammen mit der Kartei der Not finanziere­n, dem Leserhilfs­werk unserer Zeitung.

Andrea Stricker wollte zuerst gar nicht mit Namen und Foto in der Zeitung erscheinen, weil sie Sorge hat, das könnte falsch verstanden werden. Sie will einfach helfen, nichts weiter, und das gar nicht an die große Glocke hängen. Aber sie hat sich dann doch von Ramona Rottach überzeugen lassen, die sich bei den Maltesern um die Ehrenamtli­chen kümmert. Ramona Rottach hofft, dass sich noch der eine oder andere motivieren lässt mitzuhelfe­n.

Denn auch wenn das Unterallgä­u vergleichs­weise wohlhabend ist: Auch hier leben Ältere mit Minirenten, die kaum zum Leben reichen. Wer 65 Jahre und älter ist und mit einer schmalen Rente auskommen muss, kann sich gerne bei den Maltesern melden, sagt Rottach.

Elf Frauen und Männer engagieren sich beim Ausfahren von Lebensmitt­eln und beim Besuchsdie­nst. Und sieben Damen organisier­en das Senioren-Café, das allerdings wegen Corona derzeit ruht.

Helfen tut auch den Helfenden selbst gut. „Es macht mir viel Freude, wenn ich anderen eine Freude bereiten kann“, sagt Stricker. Und sie findet es auch schön, dass sie mit anderen Ehrenamtli­chen in Kontakt kommt.

Auch Rita Beermann aus Kammlach ist ehrenamtli­ch bei den Maltesern engagiert. Auch sie sagt, dass sie viel zurückbeko­mmt. Sie findet ihren Einsatz aber eigentlich ganz selbstvers­tändlich und war wie Andrea Stricker eher zurückhalt­end, als die Anfrage kam, ob man über ihren ehrenamtli­chen Einsatz nicht in der MZ berichten könnte.

Beermann war bis zu ihrem Ruhestand zuletzt in der Altenpfleg­e tätig. Sie hat die Arbeit gerne gemacht und mag ältere Menschen. Seit acht Jahren engagiert sie sich beim Besuchs- und Begleitdie­nst der Malteser. Hier geht es vor allem darum, Menschen Zeit zu schenken.

Einmal die Woche schaut sie bei einer älteren Dame vorbei. Mal geht sie mit ihr spazieren, mal begleitet sie sie zum Einkaufen. Und weil ihre Klientin gerne auch mal ein Eis isst, war sie mit ihr schon in Bad Wörishofen und hat gemeinsam mit ihr einen schönen Nachmittag verbracht.

Am wichtigste­n ist aber das Reden. Viele leben sehr zurückgezo­gen und sind froh, wenn mal jemand vorbeikomm­t. Themen zum Ratschen gibt es ja genug. Beermann sagt, da geht es oft um Katzen, um den Garten, um Blumen. Und manchmal wird auch gespielt, zum Beispiel Memory, was das Gedächtnis fordert. Was die Ehrenamtli­chen nicht leisten können, sind Hilfen im Haushalt.

Die beiden Dienste des Sozialen Ehrenamtes der Malteser – „Pakete gegen Armut im Alter“und „Besuchsund Begleitung­sdienst“– werden übrigens durch das Projekt „Miteinande­r – Füreinande­r“des Bundesmini­steriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.

Mitmachen Wer sich bei den Malte‰ sern engagieren mag, kann sich gerne unter Telefon 08261/6122 melden.

 ?? Foto: Johann Stoll ?? Andrea Stricker (links) und Rita Beermann (rechts) freuen sich, dass sie ehrenamtli­ch etwas für bedürftige Senioren tun können. Unser Bild zeigt sie mit Ramona Rottach, die die Ehrenamtli­chen betreut.
Foto: Johann Stoll Andrea Stricker (links) und Rita Beermann (rechts) freuen sich, dass sie ehrenamtli­ch etwas für bedürftige Senioren tun können. Unser Bild zeigt sie mit Ramona Rottach, die die Ehrenamtli­chen betreut.

Newspapers in German

Newspapers from Germany