„Das Meer ist für alle Kinder anziehend“
Reise in die Kindheit Passkontrolle am Brenner, Straßenkarten im ADAC-Atlas: Der Eishockey-Profi Patrick Reimer erinnert sich vor allem an die Fahrten in den Urlaub
Wie haben die Menschen früher ihre Ferien verbracht? Wohin ging die Reise, was waren die schönsten Erlebnisse? Was war weniger schön? Wir haben bei Prominenten aus der Region nachgefragt. Heute: Eishockey-Profi Patrick Reimer.
Mindelheim Vor allem erinnert er sich an die große Aufregung im Vorfeld: „Das Auto war schon am Vorabend gepackt“, erzählt Patrick Reimer. Der 38-jährige EishockeyProfi der Nürnberg Ice Tigers konnte es dann kaum erwarten, mit seinen Eltern und seinen beiden Brüdern endlich loszufahren. „Wir wurden dann in der Nacht geweckt, da war es immer noch dunkel. Im Auto haben wir dann weitergeschlafen – und als wir aufwachten, waren wir manchmal schon in einem anderen Land“, erinnert sich der Mindelheimer.
Seine Familie zog es meist mit dem Auto ans Meer. Italien oder die Ostsee waren die bevorzugten Ziele. Bei den Auslandsreisen sind ihm auch noch andere Dinge in lebhafter Erinnerung, die man heute kaum noch kennt: eine Passkontrolle an der Grenze etwa. Oder das Blättern im ADAC-Atlas, um nach der richtigen Strecke zu suchen. „Es gab ja damals noch kein Navi.“Im Radio hörte man dann gespannt den Verkehrsfunk, wie lange man möglicherweise am Brenner im Stau stehen müsste.
Am Urlaubsort angekommen, etwa 1987 in Marina di Venezia oder 1992 in Heiligenhafen an der Ostsee, lockte die Reimer-Buben in erster Linie das Meer. „Das Meer ist für jedes Kind anziehend, das habe ich gerade wieder bei meinem Sohn gemerkt“, sagt Reimer. Sommer, Sonne, Strand – da kann man schon manchmal das Wesentliche aus den Augen verlieren. So erinnert sich Patrick Reimer an eine Begebenheit von einem Strandurlaub, als er sich abends auf der Strandpromenade mal versehentlich bei einem fremden Mann untergehakt hatte. „Ich dachte, es wäre mein Vater“, erzählt er. Auch an die Sache mit den für Italien typischen Pinien erinnert sich Reimer: „Die standen immer rund um die Bungalows herum und wir haben dann die Samen aus den Zapfen gegessen.“
Und heute? Kann ein Profisportler im Urlaub auch einmal kulinarisch über die Stränge schlagen? „Urlaub ist Urlaub, da ist alles erlaubt“, sagt Reimer. „Man braucht auch Phasen, in denen man komplett abschalten kann.“Das gelte auch für die Ernährung im Urlaub.
Auf was er eher verzichten kann, sind Flugreisen. Schon in seiner Kindheit sind die Reimers nie in den Urlaub geflogen. „Das erste Mal in einem Flugzeug saß ich als Eishockeyprofi“, lacht er. Das sei bis heute so geblieben. Lange Flugreisen sind nicht so seins. Ein, zwei Mal habe er Langstreckenflüge auf sich genommen. „Aber ich bin im Urlaub eher der Europa-Typ“, sagt Reimer. Europäische Hauptstädte, gerne auch Skandinavien – das ist sein Ding. Zuletzt war er im Juni mit seiner Frau und seinem Sohn für eine Woche an der Ostsee, am Timmendorfer Strand. Dabei musste er feststellen, dass sich die Urlaubszeit mit einem Kleinkind nur unwesentlich vom Alltag zuhause unterscheidet. „Der Tagesablauf war fast der gleiche – nur eben an einem anderen Ort“, sagt er und lacht. Trotzdem sei es schön, mal was anderes zu sehen. Das ist es auch, was Urlaub für den Eishockey-Profi ausmacht. Neues zu entdecken, den Kopf frei zu bekommen. Durch seinen Job sind seine Familie und er eingeschränkt, was die Urlaubszeit angeht. Letztlich bleibt immer nur das
Zeitfenster zwischen dem Saisonende in der DEL und der Vorbereitung auf die neue Saison. Ein SkiUrlaub fällt da seit jeher aus.
Umso mehr freut sich Patrick Reimer irgendwann auf den Urlaub nach seiner aktiven Karriere. Dann schwebt ihm eine Europatour mit seiner Familie im Camper vor. Vielleicht sogar mit einem Abstecher an die Urlaubsorte seiner Kindheit, Marina di Venezia oder Heiligenhafen.