Mindelheimer Zeitung

Die Kneippstad­t und 3G

Pandemie Wer geimpft, genesen oder getestet ist, muss dies auch in Gastronomi­e und Dienstleis­tung nachweisen können. Wie Gastgeber und Gäste in Bad Wörishofen reagieren

- VON FRANZ ISSING

Wer geimpft, genesen oder getestet ist, muss dies auch in Gastronomi­e nachweisen können. Wie Gastgeber und Gäste in Bad Wörishofen reagieren.

Bad Wörishofen Restaurant­s, Hotels und Friseurbet­riebe: Hier darf seit Montag nur noch rein, wer geimpft, getestet oder genesen ist und dies auch nachweisen kann. Wer also auf Bier, Pizza oder eine fesche Frisur nicht verzichten will, muss sich angesichts der in Bayern geltenden 3-G-Regel noch schnell impfen oder testen lassen. Je mehr geimpfte Gäste, desto weniger müssen Wirte und Hoteliers befürchten, dass ihre Tische in den Innenräume­n leer bleiben. Eine Umfrage der Mindelheim­er Zeitung hat ergeben, dass sich die Gastronome­n in der Kurstadt durchaus ihrer Verantwort­ung bewusst sind und ihre wiedergewo­nnene Freiheit nicht aufs Spiel setzen wollen.

„Wir gehören nicht zu den Corona-Hysteriker­n, tragen die 3-G-Regel aber notgedrung­en mit“, erklärt Hubert Holzbock vom Kneipp-Kurhotel „Fontenay“. Der Kreisvorsi­tzende des Bayerische­n Hotel- und Gaststätte­nverbandes macht deutlich: „Die meisten unserer Gäste sind geimpft und legen bereits bei der Anmeldung an der Rezeption ein entspreche­ndes Zertifikat vor.“„Bisher“, so Holzbock, „mussten wir noch niemand abweisen.“

Für Ungeimpfte hält das Hotel Fontenay 500 Schnelltes­ts vor. Nicht die Kontrolle der 3-G-Regel ist für den Hotelier derzeit ein Problem, sondern eher der Personalma­ngel. „In unserem Haus fehlen querbeet vier Mitarbeite­r“, klagt er. Um den Hotelbetri­eb am Laufen und die verblieben­en Mitarbeite­r bei Laune zu halten, zahlt er ihnen eine Sonderpräm­ie. „Unserem gut eingespiel­ten Stammperso­nal ist es zu verdanken, dass die Gäste nicht auf einen 5-Sterne-Service verzichten müssen“, betont Holzbock und scherzt: „Die 3-G-Regel würde ich am liebsten durch ,Gern Gesehene Gäste’ ersetzen.“

Ähnlich wie Hotelier Holzbock handelt auch Florian Lerf vom Café Wittelsbac­h. „Wir bewirten vor allem Frühstücks­gäste, die meist telefonisc­h reserviere­n und da kann man schon mal abklären, ob sie zweimal gepiekst, getestet oder genesen sind“, bemerkt er. Lerf hat mit der Kontrolle von 3-G keine Probleme. „Viele Gäste zeigen im Café Wittelsbac­h ihren Impfnachwe­is freiwillig vor oder zücken ihr Handy mit dem QR-Code.“Lerf macht deutlich, dass er Gäste nur ungern kontrollie­rt und Ungeimpfte, die im Café bewirtet werden wollen, aufgeforde­rt werden, einen Schnelltes­t zu machen.

Nichts einzuwende­n gegen die 3-G-Vorschrift­en hat Marianne Le‰ derle vom Café Schwermer. Ihre guten Erfahrunge­n sprechen für sich. „Unsere Gäste sind sehr tolerant und zeigen ihren Impfpass unaufgefor­dert vor“, sagt sie. Auch mit Ungeimpfte­n gibt es keine Probleme. „Die suchen sich freiwillig im Außenberei­ch einen Platz“, erwähnt sie und weist darauf hin: „Unsere Bedienunge­n und Verkäuferi­nnen im Laden sind angewiesen, Kunden und Besucher aufzukläre­n und sie nach ihrem Status zu befragen.“

„Wir vermieten ausschließ­lich Ferienwohn­ungen und kontrollie­ren konsequent bei der Anreise, ob unsere Gäste geimpft, getestet oder genesen sind“, verrät Berta Seemül‰ ler, die Seniorchef­in des Feriendomi­zils Kureck. Mit Ungeimpfte­n habe man bisher noch keine Probleme gehabt, erwähnt sie und weist darauf hin, dass „in unserem Kurbetrieb sowohl im Lift, wie auch im Treppenhau­s und auf den Fluren Maskenpfli­cht gilt.“

Schon bei der Anmeldung müssen Gäste des Kurhotels Luitpold Auskunft über ihren Gesundheit­szustand geben. „Ihre Angaben werden bei Anreise dann an der Rezeption überprüft“, gibt Sabine Stapfer‰ Schmid Auskunft. Wie in dem Beherbergu­ngsbetrieb gilt auch im Restaurant die 3-G-Regel. Wer nicht geimpft ist, muss im Außenberei­ch essen oder Café trinken. Wer keinen Nachweis per QR-Code auf dem Handy oder einen Impfnachwe­is vorlegen kann, hat im Kurhotel Luitpold die Möglichkei­t, sich unter Aufsicht einem Schnelltes­t zu unterziehe­n. „Wir müssen täglich bis zu zehn Gäste testen“, was für die Mitarbeite­r an der Rezeption einen großen Mehraufwan­d bedeutet“, klagt Sabine Stapfer-Schmid.

Sie vermisst ein Test-Zentrum mitten in der Stadt, „das den ganzen Tag und auch an den Wochenende­n geöffnet ist“. „Das würde uns die Arbeit wesentlich erleichter­n“, bemerkt sie.

Nur in wenigen Fällen musste Werner Killisperg­er, Chef des Restaurant­s Forelle in Dorschhaus­en bisher Gäste ablehnen. „Die meisten zeigen uns ihren QR-Code auf dem Handy oder den gelben Impfpass unaufgefor­dert vor“, hat er erfahren. Im übrigen kennt der Wirt seine Stammgäste gut und weiß, ob sie geimpft, getestet oder genesen sind. „Das Kontrollie­ren der 3-G-Regel funktionie­rt bei uns überrasche­n gut“, findet er. Unsicher ist sich Killisperg­er nur, wie er sich verhalten soll, wenn Familien-, Vereinsode­r Hochzeitsf­eiern angemeldet werden. „Da bedarf es dringend genauer Vorgaben des Gesetzgebe­rs“, gibt er zu bedenken.

Und wie handhabt Matthias Schneid, Chef des Kurhotels Edelweiß die 3-G-Regelung? „Wie vom Gesundheit­sministeri­um vorgeschri­eben, lassen wir uns von den Gästen bei der Ankunft den Impfauswei­s zeigen“, lässt er wissen und fügt hinzu: „Meist haben wir deren Status aber schon im Vorfeld bei der Buchung geklärt.“

Nicht Geimpfte, die einen negativen Test vorweisen können, aber alle 72 Stunden wieder getestet werden müssen, schickt man im „Edelweiß“ins Wörishofer Test-Zentrum. „Diese Nachkontro­llen bedeuten für uns einen enormen, bürokratis­chen Mehraufwan­d“, ärgert sich Schneid.

Die 3-G-Regel betrifft bei einer Inzidenz von über 35 nicht nur die Gastronomi­e, sondern auch die Friseurbet­riebe. „Wir halten uns strikt an die Vorschrift­en der Gesundheit­sbehörde, versichert Alexandra Kotter vom gleichnami­gen FriseurSal­on. „Kunden, die nicht geimpft sind, können bei uns einen Schnelltes­t machen“, informiert sie, macht aber kein Hehl daraus, dass sie damit nicht gerade glücklich ist. „Pro Kunde bedeutet das etwa 20 Minuten Mehrarbeit“, weiß sie aus Erfahrung.

Im übrigen glaubt Alexandra Kotter ihre Kundschaft gut zu kennen und zu wissen, dass 95 Prozent schon zweimal geimpft sind.

„Viele Gäste zeigen ihren Impfauswei­s freiwillig vor oder zücken ihr Handy mit dem QR‰Code.“

Florian Lerf vom Café Wittelsbac­h

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Symbolfoto: Oliver Berg/d Kunden und Besucher von Gaststätte­n oder Veranstalt­ungen müssen einen Nachweis über Impfung, Genesung oder Test vorlegen können. Auch in Bad Wörishofen gilt diese Regelung.

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