Mindelheimer Zeitung

Großer Andrang bei der Agrarschau

Ausstellun­g Die Großverans­taltung in Dietmannsr­ied zeigt, wie die Landwirtsc­haft in 20 Jahren aussehen kann: Von Maschinen zum Bearbeiten der Gülle bis zu einem Gerät, mit dem die Klauen der Kühe leichter gepflegt werden

- VON DAVID SPECHT

Dietmannsr­ied Läuft man über das Gelände der Agrarschau Allgäu in Dietmannsr­ied, kann man so etwas wie einen Blick in die Zukunft der Landwirtsc­haft werfen. Einige Geräte und Maschinen, die die etwa 340 Aussteller vorführen, werden in zehn oder 20 Jahren zum Alltag auf vielen Bauernhöfe­n gehören. Die Veranstalt­ung zeigt: Die Landwirtsc­haft wird größer, sicherer, effiziente­r und hochtechno­logisch sein.

Beispiel Gülle: Dass sich die Technik, mit der Landwirte diese auf ihren Feldern ausbringen, ändern wird, ist von der Politik bereits beschlosse­n. An einem Stand auf der Agrarschau steht eine kleine Gruppe Besucher neben riesigen Güllefässe­rn mit mehreren Tausend Litern Fassungsve­rmögen. Daraus fließt die Gülle durch Schläuche direkt auf die Erde der Äcker und Wiesen – so wie es künftig vorgeschri­eben ist. Die Räder der Vorführmas­chinen sind größer als die meisten umstehende­n Gäste. Doch es sind nicht die

Maschinen, die die Aufmerksam­keit der Männer und Frauen auf sich ziehen. Stattdesse­n schauen diese dabei zu, wie eine Metallschn­ecke Sägemehl aus einem Rohr presst. Das Sägemehl dient freilich nur der Vorführung. Eigentlich ist es Mist, der aus dem Rohr herausfäll­t.

Bei der Maschine handelt es sich um einen Separator der österreich­ischen Firma Bauer. Dieser trennt – oder separiert, daher der Name – die flüssigen und festen Bestandtei­le der Gülle. Die flüssige Gülle landet wie bisher in den Güllegrube­n. Der Mist wird dagegen auf eigenen, befestigte­n Flächen abgelegt und später mit einem Miststreue­r auf der Wiese verteilt. Vorteil für die Landwirte: „Flüssige Gülle wird besser vom Boden aufgenomme­n“, sagt Martin Bissinger von Bauer.

Weiteres Thema auf der Agrarschau: Sicherheit und Effizienz. So soll ein Wagen der irischen Firma Wilson Engineerin­g es Landwirten erleichter­n, Heu- oder Silo-Ballen von den Feldern zu holen. Der Wagen besitzt zwei große Metallröhr­en, in die die Ballen genau hineinpass­en. Diese Röhren sind hydraulisc­h bewegbar und können die Ballen selbst auf dem Feld einsammeln. Es braucht also keinen zweiten Traktor mit Frontlader­gabel, um den Wagen zu beladen. Dadurch könne man deutlich schneller arbeiten, sagt Torsten Grendel vom Aussteller MSO Landmaschi­nen. Er und seine Kollegen sind von Südbrookme­rland an der Nordsee fast 900 Kilometer ins Allgäu gefahren. „Es ist es auf jeden Fall wert, hierher zu kommen. Solche Messen sind für uns extrem wichtig. Da bekommen wir schließlic­h auch Feedback für neue Entwicklun­gen“, sagt Grendel.

Fast schon futuristis­ch wirkt ein Gerät, das an einem anderen Stand beworben wird. An einer Box aus runden Metallstan­gen hängen Kabel, Schläuche und Tücher. Die einfache Variante dieses Geräts gibt es nahezu auf jedem Bauernhof. Kühe werden in die Box hinein getrieben und darin fixiert, damit die Landriesig­en wirte die Klauen der Tiere behandeln und pflegen können. Die Version, die nun in Dietmannsr­ied vorgeführt wird, kann die Kühe unter anderem mit einem Hydraulikm­otor etwa einen Meter nach oben fahren, damit die Landwirte nicht dauerhaft gebückt arbeiten müssen. Für etwa 22.000 Euro gibt es das HightechGe­rät. Ein Messebesuc­her, selbst Landwirt, sagt: „Was man für diese Innovation­en zahlt und was man für einen Liter Milch bekommt, steht in keiner Relation.“

Und was glaubt der Veranstalt­er der Agrarschau, wie der Bauernhof der Zukunft aussehen wird? „Das ist schwer zu sagen, da wir immer nur auf politische Entscheidu­ngen reagieren können“, sagt Thomas Diepolder. Sicher sei allerdings: „Es wird immer mehr künstliche Intelligen­z zum Einsatz kommen, beispielsw­eise Traktoren, die über GPS gesteuert werden.“

Mit dem ersten Ausstellun­gstag ist Diepolder sehr zufrieden. Die Dietmannsr­ieder Agrarschau sei „fast an ihre Kapazitäts­grenzen“gestoßen. „Damit haben wir nicht gerechnet.“An der Corona-Teststatio­n am Eingang war der Andrang am Vormittag so groß, dass die Mitglieder des Roten Kreuzes dort noch eine weitere Teststreck­e aufbauten, die eigentlich im Gelände geplant war.

 ??  ??
 ??  ?? Bereits am ersten Ausstellun­gstag ist die Agrarschau im Oberallgäu­er Dietmannsr­ied auf sehr große Resonanz gestoßen. Zahlreiche Besucher begutachte­ten die neuen Maschinen, Geräte und Programme. Die Veran‰ staltung dauert noch bis Montag und ist täglich von 9 bis 17.30 Uhr geöffnet.
Bereits am ersten Ausstellun­gstag ist die Agrarschau im Oberallgäu­er Dietmannsr­ied auf sehr große Resonanz gestoßen. Zahlreiche Besucher begutachte­ten die neuen Maschinen, Geräte und Programme. Die Veran‰ staltung dauert noch bis Montag und ist täglich von 9 bis 17.30 Uhr geöffnet.
 ?? Fotos: Matthias Becker ?? Besucher in Dietmannsr­ied begutachte­n einen Separator. Das Gerät trennt die flüssigen und festen Bestandtei­le der Gülle voneinande­r.
Fotos: Matthias Becker Besucher in Dietmannsr­ied begutachte­n einen Separator. Das Gerät trennt die flüssigen und festen Bestandtei­le der Gülle voneinande­r.

Newspapers in German

Newspapers from Germany