Großer Andrang bei der Agrarschau
Ausstellung Die Großveranstaltung in Dietmannsried zeigt, wie die Landwirtschaft in 20 Jahren aussehen kann: Von Maschinen zum Bearbeiten der Gülle bis zu einem Gerät, mit dem die Klauen der Kühe leichter gepflegt werden
Dietmannsried Läuft man über das Gelände der Agrarschau Allgäu in Dietmannsried, kann man so etwas wie einen Blick in die Zukunft der Landwirtschaft werfen. Einige Geräte und Maschinen, die die etwa 340 Aussteller vorführen, werden in zehn oder 20 Jahren zum Alltag auf vielen Bauernhöfen gehören. Die Veranstaltung zeigt: Die Landwirtschaft wird größer, sicherer, effizienter und hochtechnologisch sein.
Beispiel Gülle: Dass sich die Technik, mit der Landwirte diese auf ihren Feldern ausbringen, ändern wird, ist von der Politik bereits beschlossen. An einem Stand auf der Agrarschau steht eine kleine Gruppe Besucher neben riesigen Güllefässern mit mehreren Tausend Litern Fassungsvermögen. Daraus fließt die Gülle durch Schläuche direkt auf die Erde der Äcker und Wiesen – so wie es künftig vorgeschrieben ist. Die Räder der Vorführmaschinen sind größer als die meisten umstehenden Gäste. Doch es sind nicht die
Maschinen, die die Aufmerksamkeit der Männer und Frauen auf sich ziehen. Stattdessen schauen diese dabei zu, wie eine Metallschnecke Sägemehl aus einem Rohr presst. Das Sägemehl dient freilich nur der Vorführung. Eigentlich ist es Mist, der aus dem Rohr herausfällt.
Bei der Maschine handelt es sich um einen Separator der österreichischen Firma Bauer. Dieser trennt – oder separiert, daher der Name – die flüssigen und festen Bestandteile der Gülle. Die flüssige Gülle landet wie bisher in den Güllegruben. Der Mist wird dagegen auf eigenen, befestigten Flächen abgelegt und später mit einem Miststreuer auf der Wiese verteilt. Vorteil für die Landwirte: „Flüssige Gülle wird besser vom Boden aufgenommen“, sagt Martin Bissinger von Bauer.
Weiteres Thema auf der Agrarschau: Sicherheit und Effizienz. So soll ein Wagen der irischen Firma Wilson Engineering es Landwirten erleichtern, Heu- oder Silo-Ballen von den Feldern zu holen. Der Wagen besitzt zwei große Metallröhren, in die die Ballen genau hineinpassen. Diese Röhren sind hydraulisch bewegbar und können die Ballen selbst auf dem Feld einsammeln. Es braucht also keinen zweiten Traktor mit Frontladergabel, um den Wagen zu beladen. Dadurch könne man deutlich schneller arbeiten, sagt Torsten Grendel vom Aussteller MSO Landmaschinen. Er und seine Kollegen sind von Südbrookmerland an der Nordsee fast 900 Kilometer ins Allgäu gefahren. „Es ist es auf jeden Fall wert, hierher zu kommen. Solche Messen sind für uns extrem wichtig. Da bekommen wir schließlich auch Feedback für neue Entwicklungen“, sagt Grendel.
Fast schon futuristisch wirkt ein Gerät, das an einem anderen Stand beworben wird. An einer Box aus runden Metallstangen hängen Kabel, Schläuche und Tücher. Die einfache Variante dieses Geräts gibt es nahezu auf jedem Bauernhof. Kühe werden in die Box hinein getrieben und darin fixiert, damit die Landriesigen wirte die Klauen der Tiere behandeln und pflegen können. Die Version, die nun in Dietmannsried vorgeführt wird, kann die Kühe unter anderem mit einem Hydraulikmotor etwa einen Meter nach oben fahren, damit die Landwirte nicht dauerhaft gebückt arbeiten müssen. Für etwa 22.000 Euro gibt es das HightechGerät. Ein Messebesucher, selbst Landwirt, sagt: „Was man für diese Innovationen zahlt und was man für einen Liter Milch bekommt, steht in keiner Relation.“
Und was glaubt der Veranstalter der Agrarschau, wie der Bauernhof der Zukunft aussehen wird? „Das ist schwer zu sagen, da wir immer nur auf politische Entscheidungen reagieren können“, sagt Thomas Diepolder. Sicher sei allerdings: „Es wird immer mehr künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen, beispielsweise Traktoren, die über GPS gesteuert werden.“
Mit dem ersten Ausstellungstag ist Diepolder sehr zufrieden. Die Dietmannsrieder Agrarschau sei „fast an ihre Kapazitätsgrenzen“gestoßen. „Damit haben wir nicht gerechnet.“An der Corona-Teststation am Eingang war der Andrang am Vormittag so groß, dass die Mitglieder des Roten Kreuzes dort noch eine weitere Teststrecke aufbauten, die eigentlich im Gelände geplant war.