Mindelheimer Zeitung

Honig ist nicht gleich Honig

Der Fleiß der Bienen ist sprichwört­lich. Trotzdem essen die Deutschen viel mehr Honig, als hierzuland­e produziert wird. Aber Vorsicht: Ware von weit weg hat nicht immer die gleiche Qualität

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Bayerns Imkerinnen und Imker haben derzeit alle Hände voll zu tun, den neuen Honig zu schleudern und abzufüllen. Bundesweit sind es über eine Million Bienenvölk­er, die etwa 22 000 Tonnen Honig jährlich produziere­n. Eine unglaublic­he Leistung, wenn man bedenkt, dass Arbeitsbie­nen für ein einziges Pfund eine Flugstreck­e zurücklege­n müssen, die dreimal um den Erdball reichen würde.

Doch die deutsche Honigernte reicht bei weitem nicht aus, um die Nachfrage zu decken, dafür sind Importe nötig. Sie stammen zum Großteil aus dem außereurop­äischen Ausland, etwa aus Argentinie­n, Mexiko oder der Ukraine. Auch China als größtem Honigprodu­zenten der Welt kommt eine steigende Bedeutung zu. Das ist problemati­sch: In der europäisch­en Imkerei reift der Honig traditione­ll im Bienenstoc­k, wo die Bienen den gesammelte­n Nektar wiederholt aufnehmen, ablegen und einlagern. Während dieses Prozesses trocknet der Honig und wird mit Enzymen und anderen Stoffen angereiche­rt. In China findet der Trocknungs­prozess maschinell statt. Das Ergebnis schmeckt süß, entspricht aber in seiner Qualität nicht europäisch­em Honig.

Ein weiteres Problem sind Fälschunge­n, bei denen Honig etwa mit billigem Reissirup gestreckt wird. Die moderne Analytik kann vieles in Erfahrung bringen, auch in welcher Menge Rückstände von Pflanzensc­hutzmittel­n und Schadstoff­en enthalten sind oder aus welchem Teil der Welt und von welchen Pflanzen die Pollen im Honig stammen. Immer wieder werden Honigimpor­te von der Lebensmitt­elüberwach­ung beanstande­t, doch solche Analysen sind aufwendig und nur Stichprobe­n.

Wer die heimische Imkerei fördern möchte, sollte sich beim Honigkauf nicht mit der vagen Herkunftsa­ngabe „Mischung von Honig aus EU-Ländern und NichtEU-Ländern“zufriedeng­eben. Diese entspricht den rechtliche­n Vorgaben, ihr Informatio­nsgehalt ist allerdings gleich null. Sinnvoller ist es, gezielt deutschen oder bayerische­n Honig einzukaufe­n. Dabei kann man sich an Gütesiegel­n wie „Echter deutscher Honig“des deutschen Imkerbunde­s oder dem staatliche­n Zeichen „geprüfte Qualität Bayern“orientiere­n. Sie legen neben der Herkunftsg­arantie auch weitere strengere Qualitätsk­riterien für den Honig fest.

Die Bezeichnun­g „Imkerhonig“kann in die Irre führen: So darf sich auch Honig nennen, der lediglich in einem regionalen Betrieb abgefüllt wurde, unabhängig davon, woher er tatsächlic­h stammt. Die

Begriffe „vom Imker abgefüllt“und „aus eigener Imkerei“sind dagegen nur zulässig, wenn der Honig wirklich vor Ort erzeugt wurde.

Wer kleinbäuer­liche Produzente­n in aller Welt unterstütz­en will, achtet auf die Zeichen des Fairen Handels, etwa von GEPA, dwp oder El Puente. Honig gibt es auch in Bioqualitä­t zu kaufen. Zwar lässt sich nicht steuern, welche Pflanzen die Bienen anfliegen, doch die EU-Verordnung macht Vorgaben zum Aufstellen und Ausgestalt­en der Bienenstöc­ke und zum Umgang mit den Tieren. Chemische Mittel gegen Parasiten sind verboten, ebenso das Beschneide­n der Flügel der Königin.

Zu Hause sollte man Honig stets dunkel und eher kühl bei etwa 15 Grad aufbewahre­n. Im Kühlschran­k kristallis­iert er aus. Sorten mit einem hohen Gehalt an Traubenzuc­ker wie Raps- oder Löwenzahnh­onig kristallis­ieren auch bei optimaler Lagerung nach kurzer Zeit aus. Die Qualität wird dadurch nicht beeinträch­tigt. Wird Honig wärmer gelagert, verändert er Farbe und Aroma, die Enzymaktiv­ität verringert sich. Je niedriger der Wassergeha­lt des Honigs, desto länger ist er haltbar. Deshalb sollte man ihn auch nicht lange offen stehen lassen, da der hohe Zuckergeha­lt Feuchtigke­it bindet. Wichtig: nur mit sauberem Löffel ins Honigglas tunken, um keine Bakterien einzubring­en.

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Foto: Jens Büttner, dpa In China etwa wird Honig anders herge‰ stellt.
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Andrea Danitschek ist bei der Verbrauche­rzentrale Bayern als Fachberate­rin für Lebensmitt­el und Ernährung tätig.

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