Mindelheimer Zeitung

„Die IAA Mobility geht auf die Autokritik­er zu“

Interview Messe-Chef Dittrich verspricht sich viel von Diskussion­en auf der Veranstalt­ung. Er warnt Demonstran­ten jedoch davor, zu weit zu gehen

- Interview: Stefan Stahl

Herr Dittrich, mit der IAA Mobility in München startet das Messewesen wieder so richtig.

Klaus Dittrich: Das ist die erste große Messe in Europa seit eineinhalb Jahren. Diese Nagelprobe klappt. Wir wollen ein Leuchtturm für die ganze Messebranc­he weltweit werden. Wir sind bestens vorbereite­t, und wir in München haben schon Erfahrunge­n gesammelt, wie sich Messen unter Corona-Bedingunge­n durchführe­n lassen. Natürlich gelten für die Besucherin­nen und Besucher die Corona-Regeln wie Abstand halten und Masken tragen, unserersei­ts haben wir etwa die Belüftungs­anlagen für die Corona-Zeiten verbessert. Hallen und Stände werden in kürzeren Abständen gereinigt und desinfizie­rt. Zutritt zu der Veranstalt­ung hat, wer genesen, geimpft oder zumindest getestet ist. Der Besuch der IAA Mobility ist sicher.

Was bleibt München von der IAA? Dittrich: Etwa die Erfahrunge­n, die wir mit der Umweltspur – also der Blue Lane – sammeln. Hier können während der Messezeit auf einer zwölf Kilometer langen Strecke zwischen Messe und Innenstadt emissionsf­reie Fahrzeuge auch von Messegäste­n getestet werden. Auf einem 5,1 Kilometer langen Teilabschn­itt je Fahrtricht­ung auf der A94 richten wir zudem vorübergeh­end eine Umweltspur ein, die nur Elektrofah­rzeuge und Fahrgemein­schaften nutzen dürfen und damit schneller vorankomme­n. Dazu verwenden wir die Standspur.

Bekommt München dauerhaft eine Umweltspur?

Dittrich: Experten werden die mit der Blue Lane gesammelte­n Erfahrunge­n auswerten. Vielleicht bekommt München als Ergebnis der IAA Mobility dauerhaft eine solche Umweltspur. München bekommt als Ergebnis der IAA auf alle Fälle Deutschlan­ds größte ElektroSch­nellladest­ation. München soll mit der IAA Mobility also – ähnlich wie das 1972 mit den Olympische­n Spielen geschah – weiter entwickelt werden.

Mit wie vielen Zuschaueri­nnen und Zuschauern rechnen Sie?

Dittrich: Die Besucherza­hl für die Hallen ist begrenzt. Hinzu kommen alle Besucher in der Innenstadt, auf der Blue Lane und die Zuschauer der digitalen IAA Mobility im weltweiten Live-Stream. Das werden sehr viele sein, die sich nun aber anders zusammense­tzen. Wir messen die IAA Mobility deshalb nicht mit den Besucherza­hlen der letzten IAA in Frankfurt. Qualität und digitale Reichweite der Veranstalt­ung sind uns in 2021 wichtiger als die alten Besucherza­hlen. Gerade in CoronaZeit­en geht es nicht um solche Rekordzahl­en. Neu ist auch, dass wir Diskussion­en rund um die Mobilität auslösen wollen und mit Kritikern ins Gespräch kommen. Die IAA Mobility geht auch auf die AutoKritik­er zu und hat sie nach München eingeladen.

Doch es drohen harte Proteste wie bei der letzten IAA in Frankfurt. Das Bündnis „No IAA“nimmt für sich in Anspruch, die Automesse aus Frankfurt vertrieben zu haben, und will daran jetzt in München anknüpfen. Dittrich: Dieses Bündnis hat nicht die IAA aus Frankfurt vertrieben. Der VDA hat vielmehr ein neues Konzept gesucht und München hat das Rennen gemacht. Dass die IAA nach München vergeben wurde, hängt auch damit zusammen, dass München eine der sichersten Großstädte ist. Schließlic­h findet hier die Sicherheit­skonferenz statt. Friedliche Proteste sind völlig in Ordnung. Wir ziehen jedoch eine klare Grenze: Jeder Gesetzesbr­uch wird von den Behörden nicht toleriert.

Wo kann sich der Protest entladen? Dittrich: Es wird eine große Fahrrad-Sternfahrt nach München geben. Außerdem ist München groß genug für viele Demonstrat­ionen. Wenn die Kritiker erkennen, dass die IAA keine reine PS-Show mehr ist, sondern auch Platz für Fahrradher­steller und andere Verkehrstr­äger bietet, müssen sie diese neue Mobilitäts­messe gut finden.

Demnach wäre das Ziel erreicht, wenn das „No IAA“-Bündnis einen Messestand bei ihnen bucht.

Dittrich (lacht): Das wäre perfekt. So etwas ist uns schon gelungen. Greenpeace hat etwa bei der Sportartik­elmesse Ispo demonstrie­rt, weil moderne Sporttexti­lien nicht gerade umweltfreu­ndlich sind. Am Ende hat Greenpeace einen Stand auf der Ispo gebucht, um in Dialog mit der Sportartik­elbranche zu treten.

Befürchten Sie in München Chaosszene­n wie beim G20-Gipfel in Hamburg im Jahr 2017?

Dittrich: Nein. Solche Szenen wollen wir in München unter keinen Umständen sehen.

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Foto:Lennart Preiss, dpa Schon vor der IAA Mobility gab es Proteste in München.
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Klaus Dittrich, 66, ist Vor‰ sitzender der Geschäfts‰ führung der Münchner Mes‰ se. Er hat die IAA nach Bayern geholt.

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