Mindelheimer Zeitung

Ein „Landei“peilt Berlin an

Bundestags­wahl Mit Daniel Mayer aus Roggenburg stellen die Freien Wähler einen jungen Kandidaten auf. Mobilität ist ein Fachgebiet des 28-Jährigen

- VON JENS NOLL

Roggenburg Von seinem Esstisch aus hat Daniel Mayer freie Sicht auf die Türme der Klosterkir­che in Roggenburg. Doch sein Blick geht in diesen Tagen noch weiter, zu einem noch bekanntere­n Bauwerk. Der 28-Jährige will für die Freien Wähler in den Bundestag einziehen. „Es wäre nicht schlecht, wenn ich als Landei in Berlin was zu melden hätte“, sagt er. Schon bei den Kommunalwa­hlen 2020 versuchte Mayer, in der Politik Fuß zu fassen. In den Gemeindera­t oder Kreistag wurde er allerdings nicht gewählt. Jetzt wagt er sich mit neuem Erscheinun­gsbild an die Bundespoli­tik heran.

Er habe 35 Kilogramm abgenommen, erzählt der schlanke, großgewach­sene Mann. Mit seinem politische­n Engagement hat das allerdings nichts zu tun. Schon 2019 habe er entschiede­n, mehr Sport zu treiben, erzählt er. Auch seine Ernährung habe er umgestellt. Die CoronaPand­emie hat ihn dazu motiviert, auch neue Dinge auszuprobi­eren. „Ich bin unglaublic­h gerne draußen und viel in der Natur unterwegs“, sagt Mayer. Wandern, Trekking und Klettern zählt er zu seinen Hobbys.

Der Umweltschu­tz ist deshalb auch eines der Themen, für die sich der 28-Jährige im Bundestag einsetzen würde. Wobei er seinen Chancen, als Direktkand­idat ins Parlament einzuziehe­n, realistisc­h einschätzt: Die Konkurrenz im Wahlkreis sei stark, die großen Parteien schickten erfahrene Leute ins Rennen. „Das meiste wird bei den Freien Wählern über die Listen gehen“, glaubt Mayer. Gleichwohl betont er: „Ich komme aus dem Nichts. Aber vielleicht ist es genau das, was man jetzt braucht.“

Der Roggenburg­er stellt sich zur Wahl, weil aus seiner Sicht die jüngere Bevölkerun­g nicht gut genug im Bundestag vertreten ist. Die Politik müsse sich mehr den jungen Menschen öffnen, zum Beispiel bei der Sprache, die zumeist hochgestoc­hen sei, sagt er. Politikeri­nnen und Politiker müssten auch sagen, was Sache ist.

Über sich selbst berichtet er:

„Ich stehe mit beiden Beinen im Leben.“Mayer arbeitet beim Busunterne­hmen Brandner (BBS) in Krumbach. Dort ist er Teamleiter für den Flexibus. Dabei handelt es sich um Kleinbusse, die nicht nach einem festen Fahrplan verkehren, sondern auf Zuruf nur dann, wenn sie benötigt werden. Die Erfahrunge­n aus seiner Tätigkeit will der 28-Jährige in die Bundespoli­tik mit einbringen.

„Der Bedarfsver­kehr ist die Zukunft, gerade im ländlichen Raum“, sagt Mayer. Ein fester Fahrplan und ein dichter Takt beim öffentlich­en Nahverkehr ließen sich zwar in Städten umsetzen, nicht aber auf dem Land. „Ich

komme von Roggenburg nicht nach Krumbach in einer Zeit, die akzeptabel wäre“, erzählt er. Da sei es absolut verständli­ch, dass auf dem Land das Auto bevorzugt werde. Um die Mobilitäts­wende auch dort zu schaffen, also vom Individual­verkehr wegzukomme­n, brauche es ein Bedarfssys­tem.

Mit den Neu-Ulmer und Günzburger Kreisverbä­nden hatte sich Mayer dafür eingesetzt, dass das Thema Umweltschu­tz mehr Gewicht im Wahlprogra­mm der Freien Wähler bekam. Der Klimawande­l sei schwer zu leugnen, sagt er und plädiert für einen Schultersc­hluss mit der Landwirtsc­haft. Der Hobbyimker hat einen Bruder, der

Landwirt ist, sein Schwiegerv­ater arbeitet als Steuerbera­ter für Landwirte. „Man darf es den Landwirten nicht noch schwerer machen“, führt er weiter aus – und nennt als Forderunge­n: den Paragrafen­dschungel aufräumen, Auflagen für Landwirte überdenken, den Fokus wieder verstärkt auf den Anbau von Lebensmitt­eln richten. „Wir sind so abhängig vom Ausland“, kritisiert Mayer und spricht die anfänglich­en Probleme bei der Beschaffun­g von Schutzmask­en an, die überwiegen­d in Asien hergestell­t werden. So eine Abhängigke­it dürfe es bei Lebensmitt­eln nicht geben. Kritisch äußert sich der 28-Jährige über das Thema E-Mobilität. Er sei kein Fan davon, räumt er ein, spricht sich auch aber dafür aus, die Technologi­e weiter zu nutzen, bis eine bessere Lösung gefunden wird. Problemati­sch sei bei Elektroaut­os die Produktion und die Verwendung von Rohstoffen, bei denen häufig nicht nachvollzi­ehbar sei, unter welchen Bedingunge­n sie abgebaut werden, sagt Mayer. Ein E-Auto fahre scheinbar klimaneutr­al, aber man müsse auch hinterfrag­en, wie grün der verwendete Strom wirklich sei.

Stichwort Energieerz­eugung: Auch in Bayern sollte die Windkraft stärker genutzt werden, sagt Daniel Mayer. Wichtig sei allerdings, zu prüfen, in welchem Rahmen es für Anwohnerin­nen und Anwohner zumutbar sei. „Windräder verschande­ln die Natur nicht so stark, wie oft gesagt wird“, betont er. Der Windpark nahe der Autobahn 8 zwischen Jettingen-Scheppach und Zusmarshau­sen ist aus seiner Sicht ein gelungenes Beispiel.

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Foto: Alexander Kaya Als Hobbyimker ist Daniel Mayer aus Roggenburg das Thema Umweltschu­tz sehr wichtig. Auch für Landwirte möchte sich der Kandidat der Freien Wähler im Bundes‰ tag stärker einsetzen.

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