Raiffeisenmarkt: Jetzt wehrt sich der Betreiber
Nahversorgung Geschäftsführer Christian Gerstle sieht das Projekt durch die Einwände des Bund Naturschutz zu Unrecht an den Pranger gestellt. Wie groß die Niederlassung wird und für wen die Eröffnung große Erleichterung bringt
Ettringen Schon vor etlichen Jahren gehörte ein sogenannter Raiffeisenmarkt zum örtlichen Versorgungsangebot der Gemeinde Ettringen; bis 2016 war dieser am Kapellenweg zu finden. Wie bereits in der Mindelheimer Zeitung berichtet, kehrt das Marktkonzept nun nach Ettringen zurück. Auf dem Areal neben der örtlichen Papierfabrik wird der Raiffeisenwarenmarkt entstehen.
Freuen sich gerade die Landwirte aus dem Ort über diese zentrale Möglichkeit, nun keine weiten Wege mehr zur Vermarktung ihres Getreides auf sich nehmen zu müssen, sieht etwa die Bund Naturschutz Ortsgruppe Ettringen-Türkheim vor allem die Ansiedelung „mit Gebäudehöhen von maximal 27 Metern und hohen Lkw- und Traktorverkehr“(MZ berichtete) kritisch.
Ettringen sei durch die Papierfabrik schon über Gebühr belastet, heißt es in der Stellungnahme des BUND, dazu befürchtet die Ortsgruppe „eine nicht zu unterschätzende Explosions- und Brandgefahr durch Getreidestaub beim Umfüllen oder den Düngemitteln“.
Das möchte Christian Gerstle, Geschäftsführer der Raiffeisen Waren GmbH, so nicht unkommentiert stehen lassen. Er selbst hatte sein Marktkonzept in der Gemeinderatssitzung Mitte Juli öffentlich vorgestellt und sich im Anschluss das Einvernehmen des Gremiums für den Aufstellungsbeschluss bescheinigen lassen können.
Die Reaktion des Bund Naturschutz und die dazu erschienenen Leserbriefe hätten ihm gezeigt, dass die Art und Dimension des Vorhabens bei einigen nicht klar genug beschrieben worden sei, sagt Gerstle.
Fakt sei, dass ein Raiffeisenmarkt ohne Agrargeschäft auch nicht ansatzweise denkbar sei. „Wir wollen die regionalen Kreisläufe vor Ort stärken“, sagt der Geschäftsführer, und dazu gehöre nun auch gemeinsam mit den Landwirten Wege zu finden, Produkte aus der hiesigen Landwirtschaft mit möglichst kurzen Wegen und maximaler Wertschöpfung vor Ort zu vermarkten. „Das funktioniert nur durch die Einbindung der Landwirtschaft und erleichtert deren Ablauf enorm“, zeigt sich Gerstle überzeugt.
Gerade während der Corona-Krise hätte sich doch gezeigt, wie anfälLieferketten aufgrund erschwerter Bedingungen des Marktes reagieren, „Stichwort Toilettenpapier“, sagt er. Da seien Regionalvermarkter viel unabhängiger. Das Einzelhandelsgeschäft mit Agrarhandel zu verbinden, sei für ihn nun „die Wiederbelebung des Konzepts
Lagerhaus, jedoch in zeitgemäßer Form“.
Enttäuscht zeigt sich Gerstle zudem über den entstandenen Eindruck, der Raiffeisenwarenmarkt sei nur für Endverbraucher wünschenswert, eine Versorgung der Landwirtschaft dagegen eher zweitlig rangig. „Die Versorgung mit eigenen hochwertigen Lebensmitteln sollte doch in unser aller Interesse sein“, sagt er.
Auch den Kritikpunkten rund um den Lieferverkehr möchte Christian Gerstle etwas entgegensetzen. Geplant sind allgemeine Betriebszeiten zwischen 7 und 19 Uhr, im Schnitt rechnet er mit etwa zwei Lkw pro Tag. Natürlich werde es zur Erntezeit eine Häufung von Fahrzeugen bei der Anlieferung geben, sagt er, „das werden dann aber hauptsächlich Traktorgespanne der umliegenden landwirtschaftlichen Betriebe sein“. Aber auch das werde sich auf voraussichtlich zehn Tage im Sommer ausdehnen.
„Ausschließlich diese Getreidelieferungen werden in den Silos zwischengelagert“, sagt Gerstle, und schrittweise an umliegende Mühlen zur Verarbeitung abgegeben. Die Wahl auf Silos sei auch deshalb gefallen, weil man weitere Flächenversiegelung vermeiden wolle. Sie in unmittelbarer Nähe zum benachbarten Papierhersteller anzusiedeln, halte Christian Gerstle ebenfalls für vertretbar; fielen deren Ausmaße dort doch nur unwesentlich ins Gewicht.
Etwa 2000 Tonnen Fassungsvermögen hat einer dieser Silos. „Wir handeln hier im kleinen Stil und nicht im Sinne eines Umschlagplatzes“, erklärt Christian Gerstle und möchte damit möglichen Befürchtungen entgegentreten. „Konzipiert ist der Raiffeisenwarenmarkt auf den Bedarf der näheren Umgebung.“
Eine Konkurrenz zu bestehenden Nahversorgern wird der Markt nach Einschätzung Christian Gerstles ebenfalls nicht sein, eher eine Art Ergänzung. Etwa 50 der insgesamt 700 Quadratmeter werden der regionalen Lebensmittelvermarktung zufallen, sagt er, die überwiegende Fläche stellt Bedarfsgüter aus den Bereichen Haus, Garten und Kleintier.
Eine Ansiedelung an den Interkommunalen Gewerbepark, wie von der BUND-Gruppe vorgeschlagen, hält Gerstle für nicht machbar. „Das wäre doch an unserer Kundschaft vorbeigedacht“, sagt er.
Auch an geltende Auflagen und Vorgaben hätte er sich zu halten, so der Geschäftsführer. So werden in der Düngermittelhalle nur die Düngermengen vorgehalten, die von den umliegenden Höfen auch benötigt würden.
Ob die Ettringer Feuerwehr über die nötige Ausrüstung verfüge, um im Ernstfall auch im Bereich der Silos, Düngermittelhalle oder Raiffeisenmarkt gerüstet zu sein, diese Einschätzung möchte Christian Gerstle letztlich den Behörden überlassen. Die Kompetenz der Ettringer Floriansjünger habe sich ja schon des Öfteren bewiesen, etwa bei Einsätzen in der Papierfabrik, „unter sehr viel spezielleren Anforderungen“, schließt Gerstle.