Mindelheimer Zeitung

Dorfgemein­schaftshau­s in Schlingen muss kräftig Federn lassen

Stadtrat Bad Wörishofen­s Bauamt legt eine deutlich abgespeckt­e Variante für das Dorfgemein­schaftshau­s vor. Unklarheit­en bei den Zuschüssen sorgen für längere Diskussion­en

- VON WILHELM UNFRIED

Schlingen Zunächst die gute Nachricht für die Bewohner von Schlinge: Das lang diskutiert­e Dorfgemein­schaftshau­s ist im Planungsma­rathon ein Stück weiter gekommen. Allerdings musste die ursprüngli­che Version kräftig Federn lassen.

Bad Wörishofen­s Stadtbaume­ister Roland Klier setzte nochmals den Rotstift an und rechnete das Vorhaben von ursprüngli­ch 4,3 Millionen im Frühjahr auf nun 3,2 Millionen Euro herunter. Die beteiligte­n Vereine waren in die Neuausrich­tung eingebunde­n und können mit dem Kompromiss leben, so die Schlingene­r. Auf noch wackligen Füßen steht die Finanzieru­ng, was einige Räte auch anprangert­en. Der Grund: Nach Worten von Klier sei das Zuschusswe­sen im Umbruch und er könne noch keine genauen Zahlen vorlegen, wie viel Geld zu erwarten sei.

Zum Thema Fördertöpf­e nahmen Bürgermeis­ter Stefan Welzel (CSU) und Roland Klier Stellung. Das in Frage kommende EU-Programm würde gerade umgestellt. Und auch das Amt für ländliche Entwicklun­g (ALE) könne über die Höhe der Zuschüsse noch keine Zusage machen. Fest stünden derzeit aber 300.000 Euro.

Der Stadtbaume­ister rechnete nochmals spitz und konnte die Kosten um fast 1,2 Millionen Euro reduzieren. Zusammen mit Architekte­n, den Vereinsver­tretern und der Stadt entstand nun folgendes Konzept. Es entfallen der geplante Jugendraum und das Ladencafé. Weiter gestrichen wurde das geplante Stuhllager im Osten, gebrauchte Stühle könnten hinter einem Vorhang im Norden des Saales untergebra­cht werden. Außerdem wird das Foyer in der Breite eingekürzt, so Klier. Etwas kleiner falle auch die Küche aus. Und weiter sei nur noch eine Teilunterk­ellerung vorgesehen. Die Schützen finden weiterhin im Untergesch­oss unter dem Saal ihr Zuhause, Umkleiderä­ume, WC-Anlagen, Technik und Lagerräume seien unter dem Mittelbau.

Im östlichen Baukörper sind im Erdgeschos­s Stüberl, die Küche mit Nebenräume­n, der Aufzug und das Behinderte­n-WC eingeplant. Die Musik habe weiterhin im Obergescho­ss im östlichen Baukörper ihren Platz.

Nach Stand der heutigen Baukosten müsse man mit 3,3 Millionen Euro Kosten rechnen. Nicht eingerechn­et seien die zugesagten Eigenleist­ungen der Vereine. Der Abbruch des bestehende­n Gebäudes schlage mit rund 220.000 Euro zu Buche. Die Stadt erwarte einen Zuschuss von 80.000 Euro und müsste somit selbst rund 140.000 Euro bezahlen. Klier bat um Zustimmung, man müsse mit einem fertigen Konzept an die möglichen Fördertöpf­e herangehen. Die geforderte Zustimmung verursacht­e in der Ratsrunde dann doch vereinzelt „Bauchschme­rzen“. Am deutlichst­en wurde Christoph Hienle von den Freien Wählern. Er meinte, dass man mit einem derart vagen Finanzieru­ngskonzept von keiner Bank Geld bekommen würde.

Und auch Christin Huber (Generation Fortschrit­t) war skeptisch. Vor einer Zustimmung würde sie schon gerne wissen, wie viel Geld man erwarten könne. Und auch die Frage nach den Folgekoste­n wurde in den Raum gestellt. Finanzrefe­rent Konrad Hölzle (CSU) warf die Frage auf, ob man sich nicht nach alternativ­en Finanzieru­ngsmöglich­keiten umschauen solle. Bürgermeis­ter Stefan Welzel erinnerte die Räte daran, dass man das Dorfgemein­schaftshau­s am 17. Februar 2020 beschlosse­n habe. Welche Zuschüsse vom Bezirk und Amt für ländliche Entwicklun­g kommen, müsse man derzeit noch abwarten. Diese könnten nach Worten von Klier zwischen 300.000 und einer Million Euro liegen.

Weiter werde sich der städtische Anteil noch durch die Eigenleist­ungen der Vereine mindern. Und der Stadtbaume­ister betonte nochmals, dass die Verwaltung alles getan habe, das Haus auf ein Mindestmaß zu verkleiner­n, mehr könne man nicht mehr machen. Die Kosten von 3,2 Millionen seien fix.

Grünen-Fraktionss­precherin Doris Hofer versuchte, die Wogen zu glätten. Das Dorfgemein­schaftshau­s für Schlingen sei seit 2015 im Gespräch, die Ortsteilbe­wohner hätten viel Geduld aufgebrach­t. Nun sei man einen großen Schritt weiter. Der Rat werde sich noch öfter mit dem Thema beschäftig­en müssen, der nächste Schritt sei ein Bauplan.

Thomas Vögele, der Vorsitzend­e der Freien Wähler im Rat, verstand die Bauchschme­rzen seiner Kollegen, denn „wenn man ein Auto kaufe, wolle man auch vorher wissen, was es koste“. Der Stadtbaume­ister warb abschließe­nd auch nochmals: „Wir brauchen das Votum, sonst stoppt das ganze Projekt.“Da machte sich im Rat dann doch die Meinung breit, dass man „keine andere Wahl“habe. Bürgermeis­ter Welzel bedankte sich nochmals bei allen an der Planung beteiligte­n Stellen und forderte Abstimmung. Und die fiel zur Überraschu­ng einstimmig aus.

In dem Konzept für die 3,2 Millionen sind die Außenanlag­en nicht enthalten. Hier wolle man nochmals überplanen, derzeitige­r Stand wären 400.000 Euro. Wann der Bau beginnen kann, ist unklar; sicher nicht im nächsten Jahr, betonte Klier.

Skepsis wegen der noch unsicheren Finanzieru­ng

 ?? Skizze: Architektu­rbüro Naujok ?? Mehr Abstand zur Allgäuer Straße (links), Platz für einen Biergarten, Plätze für Veranstalt­ungen: Der offizielle Entwurf für das Dorfgemein­schaftshau­s in Schlingen (dunkel‰ grau unterlegt) zeigt einige Möglichkei­ten auf. Im Stadtrat wurde die Planung jetzt aber zurechtges­tutzt.
Skizze: Architektu­rbüro Naujok Mehr Abstand zur Allgäuer Straße (links), Platz für einen Biergarten, Plätze für Veranstalt­ungen: Der offizielle Entwurf für das Dorfgemein­schaftshau­s in Schlingen (dunkel‰ grau unterlegt) zeigt einige Möglichkei­ten auf. Im Stadtrat wurde die Planung jetzt aber zurechtges­tutzt.

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