Dorfgemeinschaftshaus in Schlingen muss kräftig Federn lassen
Stadtrat Bad Wörishofens Bauamt legt eine deutlich abgespeckte Variante für das Dorfgemeinschaftshaus vor. Unklarheiten bei den Zuschüssen sorgen für längere Diskussionen
Schlingen Zunächst die gute Nachricht für die Bewohner von Schlinge: Das lang diskutierte Dorfgemeinschaftshaus ist im Planungsmarathon ein Stück weiter gekommen. Allerdings musste die ursprüngliche Version kräftig Federn lassen.
Bad Wörishofens Stadtbaumeister Roland Klier setzte nochmals den Rotstift an und rechnete das Vorhaben von ursprünglich 4,3 Millionen im Frühjahr auf nun 3,2 Millionen Euro herunter. Die beteiligten Vereine waren in die Neuausrichtung eingebunden und können mit dem Kompromiss leben, so die Schlingener. Auf noch wackligen Füßen steht die Finanzierung, was einige Räte auch anprangerten. Der Grund: Nach Worten von Klier sei das Zuschusswesen im Umbruch und er könne noch keine genauen Zahlen vorlegen, wie viel Geld zu erwarten sei.
Zum Thema Fördertöpfe nahmen Bürgermeister Stefan Welzel (CSU) und Roland Klier Stellung. Das in Frage kommende EU-Programm würde gerade umgestellt. Und auch das Amt für ländliche Entwicklung (ALE) könne über die Höhe der Zuschüsse noch keine Zusage machen. Fest stünden derzeit aber 300.000 Euro.
Der Stadtbaumeister rechnete nochmals spitz und konnte die Kosten um fast 1,2 Millionen Euro reduzieren. Zusammen mit Architekten, den Vereinsvertretern und der Stadt entstand nun folgendes Konzept. Es entfallen der geplante Jugendraum und das Ladencafé. Weiter gestrichen wurde das geplante Stuhllager im Osten, gebrauchte Stühle könnten hinter einem Vorhang im Norden des Saales untergebracht werden. Außerdem wird das Foyer in der Breite eingekürzt, so Klier. Etwas kleiner falle auch die Küche aus. Und weiter sei nur noch eine Teilunterkellerung vorgesehen. Die Schützen finden weiterhin im Untergeschoss unter dem Saal ihr Zuhause, Umkleideräume, WC-Anlagen, Technik und Lagerräume seien unter dem Mittelbau.
Im östlichen Baukörper sind im Erdgeschoss Stüberl, die Küche mit Nebenräumen, der Aufzug und das Behinderten-WC eingeplant. Die Musik habe weiterhin im Obergeschoss im östlichen Baukörper ihren Platz.
Nach Stand der heutigen Baukosten müsse man mit 3,3 Millionen Euro Kosten rechnen. Nicht eingerechnet seien die zugesagten Eigenleistungen der Vereine. Der Abbruch des bestehenden Gebäudes schlage mit rund 220.000 Euro zu Buche. Die Stadt erwarte einen Zuschuss von 80.000 Euro und müsste somit selbst rund 140.000 Euro bezahlen. Klier bat um Zustimmung, man müsse mit einem fertigen Konzept an die möglichen Fördertöpfe herangehen. Die geforderte Zustimmung verursachte in der Ratsrunde dann doch vereinzelt „Bauchschmerzen“. Am deutlichsten wurde Christoph Hienle von den Freien Wählern. Er meinte, dass man mit einem derart vagen Finanzierungskonzept von keiner Bank Geld bekommen würde.
Und auch Christin Huber (Generation Fortschritt) war skeptisch. Vor einer Zustimmung würde sie schon gerne wissen, wie viel Geld man erwarten könne. Und auch die Frage nach den Folgekosten wurde in den Raum gestellt. Finanzreferent Konrad Hölzle (CSU) warf die Frage auf, ob man sich nicht nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten umschauen solle. Bürgermeister Stefan Welzel erinnerte die Räte daran, dass man das Dorfgemeinschaftshaus am 17. Februar 2020 beschlossen habe. Welche Zuschüsse vom Bezirk und Amt für ländliche Entwicklung kommen, müsse man derzeit noch abwarten. Diese könnten nach Worten von Klier zwischen 300.000 und einer Million Euro liegen.
Weiter werde sich der städtische Anteil noch durch die Eigenleistungen der Vereine mindern. Und der Stadtbaumeister betonte nochmals, dass die Verwaltung alles getan habe, das Haus auf ein Mindestmaß zu verkleinern, mehr könne man nicht mehr machen. Die Kosten von 3,2 Millionen seien fix.
Grünen-Fraktionssprecherin Doris Hofer versuchte, die Wogen zu glätten. Das Dorfgemeinschaftshaus für Schlingen sei seit 2015 im Gespräch, die Ortsteilbewohner hätten viel Geduld aufgebracht. Nun sei man einen großen Schritt weiter. Der Rat werde sich noch öfter mit dem Thema beschäftigen müssen, der nächste Schritt sei ein Bauplan.
Thomas Vögele, der Vorsitzende der Freien Wähler im Rat, verstand die Bauchschmerzen seiner Kollegen, denn „wenn man ein Auto kaufe, wolle man auch vorher wissen, was es koste“. Der Stadtbaumeister warb abschließend auch nochmals: „Wir brauchen das Votum, sonst stoppt das ganze Projekt.“Da machte sich im Rat dann doch die Meinung breit, dass man „keine andere Wahl“habe. Bürgermeister Welzel bedankte sich nochmals bei allen an der Planung beteiligten Stellen und forderte Abstimmung. Und die fiel zur Überraschung einstimmig aus.
In dem Konzept für die 3,2 Millionen sind die Außenanlagen nicht enthalten. Hier wolle man nochmals überplanen, derzeitiger Stand wären 400.000 Euro. Wann der Bau beginnen kann, ist unklar; sicher nicht im nächsten Jahr, betonte Klier.
Skepsis wegen der noch unsicheren Finanzierung