Schatten über der Biografie
Colin Powell mit 84 Jahren gestorben
Washington Illusionen hat er sich keine gemacht. „Das Ereignis wird einen prominenten Absatz in meinem Nachruf einnehmen“, sagte Colin Powell schon vor neun Jahren in seinen Memoiren voraus. Nun ist der ehemalige amerikanische Außenminister im Alter von 84 Jahren gestorben – und tatsächlich drängt sich die Erinnerung an jenen Februartag im Jahr 2003 auf, als der ExGeneral im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen mit fester Stimme behauptete: „Es kann keinen Zweifel geben, dass Saddam Hussein biologische Waffen hat und die Fähigkeit besitzt, sehr schnell noch viel mehr zu produzieren.“Das war, wie sich später herausstellte, schlichtweg falsch. Doch mit seinem Auftritt lieferte der international angesehene Politiker den Kriegstreibern in der Regierung von Präsident George W. Bush vor der Weltöffentlichkeit eine Legitimation für den Angriff auf den Irak.
Der Nachfahre jamaikanischer Einwanderer stieg vom Sohn eines Lagerarbeiters und einer Näherin in der Bronx zum ersten afro-amerikanischen Sicherheitsberater, Generalstabschef und schließlich Außenminister auf. Und er wandelte sich vom überzeugten Republikaner zum dezidierten Trump-Kritiker und Unterstützer von Joe Biden. „Ich glaube, dass nicht ich mich von der Partei entfernt habe, sondern die Partei von mir“, beschrieb Powell in einem Interview 2013 seinen politischen Werdegang.
Über verschiedene Auslandseinsätze und eine Verwundung im Vietnamkrieg führte der militärische Aufstieg bis zum Top-Rang des Vier-Sterne-Generals. Sein erfolgreicher Einsatz im ersten Golfkrieg bei der Vertreibung des irakischen Diktators Saddam Hussein aus Kuwait machte ihn zum nationalen Helden, er erwog gar kurzzeitig eine Präsidentschaftskandidatur.
Nach Angaben seiner Familie verstarb der Ex-Außenminister am Montag an den Folgen einer CovidInfektion. Er soll vollständig gegen das Virus geimpft gewesen sein.