Mindelheimer Zeitung

EU will Ernährung verändern

Lebensmitt­elerzeugun­g soll nachhaltig werden

- VON KATRIN PRYBIL

Brüssel Ob Kräuter aus dem Garten für den Salat, Gemüse aus eigenem Anbau für das Ragout oder Wein aus Trauben in der Nachbarsch­aft als Essensbegl­eiter: Zahlreiche Gastronome­n in Deutschlan­d haben sich bereits von exotischen Zutaten ab- und lokalen Produkten zugewandt. Die EU verfolgt ähnliche Pläne im Großen – und will dabei noch deutlich weiter gehen. Mit Schlagwort­en wie Nachhaltig­keit, Regionalit­ät, Gesundheit wirbt die Kommission für ihre Strategie „Vom Hof auf den Tisch“, die sie bis 2030 umsetzen will. Sie ist eine Säule des Grünen Deals, der Europa bis 2050 klimaneutr­al machen soll. Und mit der Initiative will die EU nichts weniger als die Ernährung in der Staatengem­einschaft verändern.

Erstmals beleuchtet die EU die gesamte Lebensmitt­elkette, sozusagen vom Aussäen des Saatguts über die Verpackung des Produkts und dessen Verkauf im Supermarkt bis zum Gemüse im Kochtopf. Die Lebensmitt­elprodukti­on soll nachhaltig­er, gesünder, tierfreund­licher gestaltet werden, während sowohl die Ernährungs­sicherheit in Europa als auch ein faires Einkommen für Landwirte gewährleis­tet sein sollen.

Zu den Vorstellun­gen der Kommission gehört etwa, dass der Einsatz von Pestiziden bis 2030 um die Hälfte gesenkt wird. Gleichzeit­ig will man die ökologisch­e Landwirtsc­haft deutlich fördern. Zudem strebt Brüssel ein europaweit einheitlic­hes System für Nährwertan­gaben und diverse Siegel auf Produktver­packungen an. „Wir als Konsumente­n entscheide­n mit unserem Einkaufsve­rhalten, wie sich die ganze Lebensmitt­elversorgu­ngskette gestalte“, sagt die CDU-Europaabge­ordnete Christine Schneider. Deshalb müssten Produkte schnell verständli­ch gekennzeic­hnet sein. „Wir wollen einen Dschungel an Labels vermeiden.“

Allerdings befürchten die Landwirte Verluste und einen Produktion­srückgang durch die neuen Vorschrift­en. Sollte dies durch Importe aus nicht europäisch­en Ländern ausgeglich­en werden, wäre global gesehen der Umwelt nicht geholfen, warnt der deutsche Bauernverb­and.

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