EU will Ernährung verändern
Lebensmittelerzeugung soll nachhaltig werden
Brüssel Ob Kräuter aus dem Garten für den Salat, Gemüse aus eigenem Anbau für das Ragout oder Wein aus Trauben in der Nachbarschaft als Essensbegleiter: Zahlreiche Gastronomen in Deutschland haben sich bereits von exotischen Zutaten ab- und lokalen Produkten zugewandt. Die EU verfolgt ähnliche Pläne im Großen – und will dabei noch deutlich weiter gehen. Mit Schlagworten wie Nachhaltigkeit, Regionalität, Gesundheit wirbt die Kommission für ihre Strategie „Vom Hof auf den Tisch“, die sie bis 2030 umsetzen will. Sie ist eine Säule des Grünen Deals, der Europa bis 2050 klimaneutral machen soll. Und mit der Initiative will die EU nichts weniger als die Ernährung in der Staatengemeinschaft verändern.
Erstmals beleuchtet die EU die gesamte Lebensmittelkette, sozusagen vom Aussäen des Saatguts über die Verpackung des Produkts und dessen Verkauf im Supermarkt bis zum Gemüse im Kochtopf. Die Lebensmittelproduktion soll nachhaltiger, gesünder, tierfreundlicher gestaltet werden, während sowohl die Ernährungssicherheit in Europa als auch ein faires Einkommen für Landwirte gewährleistet sein sollen.
Zu den Vorstellungen der Kommission gehört etwa, dass der Einsatz von Pestiziden bis 2030 um die Hälfte gesenkt wird. Gleichzeitig will man die ökologische Landwirtschaft deutlich fördern. Zudem strebt Brüssel ein europaweit einheitliches System für Nährwertangaben und diverse Siegel auf Produktverpackungen an. „Wir als Konsumenten entscheiden mit unserem Einkaufsverhalten, wie sich die ganze Lebensmittelversorgungskette gestalte“, sagt die CDU-Europaabgeordnete Christine Schneider. Deshalb müssten Produkte schnell verständlich gekennzeichnet sein. „Wir wollen einen Dschungel an Labels vermeiden.“
Allerdings befürchten die Landwirte Verluste und einen Produktionsrückgang durch die neuen Vorschriften. Sollte dies durch Importe aus nicht europäischen Ländern ausgeglichen werden, wäre global gesehen der Umwelt nicht geholfen, warnt der deutsche Bauernverband.