Mindelheimer Zeitung

Schon kleine Kinder mit großen Problemen

Soziales Die Stadt Mindelheim weitet die Schulsozia­larbeit an der Grundschul­e aus. Damit ist sie Vorreiter im Unterallgä­u, denn woanders ist die Lage nicht besser

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Mindelheim Corona ist ein großer Beschleuni­ger von bereits vorhandene­n Problemen. Wo es zuvor schon knirschte, haben sie sich in der Pandemie verschärft. Zu spüren bekommen das viele Lehrkräfte, auch schon an den Grundschul­en. Mindelheim­er Stadträte haben deshalb ohne weitere Debatte sofort einer Ausweitung der Schulsozia­larbeit an der Grundschul­e Mindelheim zugestimmt. Bürgermeis­ter Stephan Winter hatte dazu eindringli­ch geraten. „Prävention­skosten sind immer noch die billigsten Kosten“, sagte er. Es sei schwierige­r zu heilen als vorzubeuge­n.

Seit knapp zehn Jahren arbeitet an der Grundschul­e Mindelheim bereits eine Sozialpäda­gogin. Sie ist bisher 9,75 Stunden wöchentlic­h im Einsatz, um Gruppenkon­flikte zu lösen oder um vorbeugend­e Projekte über Freundscha­ften zu organisier­en, wie Rektorin Angela Börner auf Nachfrage berichtete.

Vor den Stadträten sagte Bürgermeis­ter Winter, „die Entwicklun­g ist leider so, dass sich bei immer mehr Kindern an der Grundschul­e soziale Fragen auftun“. Beratungs- und Krisengesp­räche mit Schülern und Eltern hätten zugenommen. Corona sei hier nicht Auslöser. Aber die Pandemie habe bestehende Probleme verstärkt.

In der Sitzungsvo­rlage wird Schulleite­rin Angela Börner dahingehen­d zitiert, wonach sich in den vergangene­n Jahren die Problember­eiche der Schulkinde­r massiv vermehrt hätten. Diese hätten sich durch die CoronaPand­emie extrem verstärkt. Zeit für präventive Projekte und akute Unterstütz­ungsmaßnah­men in den Klassen sei wegen der vielen Krisengesp­räche nicht mehr vorhanden.

Gegenüber der MZ erläuterte Rektorin Börner, dass viele Kinder in der Corona-Zeit ihre Regelmäßig­keit etwas verlernt hätten. Einige tun sich offenbar schwer damit, nach der Zeit des Homeschool­ings wieder jeden Tag pünktlich in die Schule zu kommen und strukturie­rt ihre Aufgaben zu meistern.

Die Grundschul­e Mindelheim ist hier nur eine von vielen, wo Schülerinn­en und Schüler mit Problemen auffallen. Deshalb hat sich die Abteilung Jugendsozi­alarbeit des Landratsam­ts Unterallgä­u eingeschal­tet. Voraussich­tlich am 29. November wird sich der Jugendhilf­eausschuss des Landkreise­s mit dem Thema befassen (Beginn ist um 14 Uhr im Landratsam­t). Mehr Schulsozia­larbeit bedeutet mehr Aufwendung­en für den Landkreis, aber auch für die Schulaufwa­ndsträger, also die Städte und Gemeinden.

Im Falle Mindelheim­s wird nun die Stundenzah­l der Sozialpäda­gogin von 9,75 auf 29,75 Stunden verdreifac­ht. Damit verdreifac­hen sich auch die Kosten. Die Gelder teilen sich der Landkreis und die Stadt Mindelheim. Bisher betrug der Anteil der Stadt knapp 10.000 Euro im Jahr. Künftig werden es also 30.000 Euro werden.

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Foto: Bernd Feil Das Homeschool­ing hat bestehende Pro‰ bleme verschärft, sagt Mindelheim­s Grundschul­leiterin Angela Börner.

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