Mindelheimer Zeitung

Tank‰Rabatt kommt Anfang Juni

Finanzen Das Entlastung­spaket ist beschlosse­ne Sache. Es enthält Steuervort­eile, Zuschüsse und das umstritten­e Neun-Euro-Ticket. Nutzen soll es vor allem Familien und ärmeren Menschen.

- VON MARINA KRAUT

Augsburg/Berlin Tank-Rabatt, Neun-Euro-Ticket, keine ÖkoUmlage mehr auf der Stromrechn­ung und vorübergeh­end mehr Geld für Bedürftige: Bundestag und Bundesrat haben den Weg für das Entlastung­spaket der Koalition freigemach­t. Die Ampelregie­rung will damit für einige Monate in den Bereichen Steuern, Energie und Verkehr finanziell­e Erleichter­ung schaffen. Vor allem Familien und ärmere Menschen sollen profitiere­n.

Das soll zum Beispiel durch eine Senkung der Preise für Benzin und Diesel erreicht werden, die in den vergangene­n Monaten stark gestiegen sind. Der Liter Super E10 etwa lag laut ADAC Mitte Mai bei durchschni­ttlichen 2,04 Euro – der Liter Diesel kostete im Durchschni­tt sogar 2,05 Euro. Von Juni bis August soll nun die Energieste­uer gesenkt werden. Der Liter Benzin könnte dadurch um 35 Cent, der Liter Diesel um 17 Cent günstiger werden. Kritik daran gibt es unter anderem vom Zentralver­band des Tankstelle­ngewerbes. Dessen Geschäftsf­ührer Jürgen Ziegner befürchtet im Hinblick auf den Start am 1. Juni einen Ansturm auf die Tankstelle­n: „Die Branche befürchtet Chaos.“Möglich sei, dass viele Kunden nun auf die Preissenku­ng warten. Ebenso könnten Tankstelle­nbetreiber ihre Bestände bis zum Start weitestgeh­end leeren. Am 1. Juni treffen dann laut Ziegner „leere Fahrzeugta­nks auf leere Lagertanks“.

Das liegt am Steuerrech­t für Tankstelle­nbetreiber. Denn die Energieste­uer, die ab Juni gesenkt wird, wird an Tanklagern und Raffinerie­n erhoben. Jeder Liter Benzin, den Tankstelle­n also vor dem 1. Juni gekauft haben, kostet sie dadurch im Verkauf 35 Cent mehr als nach dem 1. Juni. Ein ähnliches Problem ergebe sich damit zum Ende der drei Monate im August.

Parallel dazu will der Bund den Öffentlich­en Nahverkehr attraktive­r gestalten: Ebenso drei Monate lang entlasten soll das Neun-EuroTicket. Damit können Bürger von Juni bis August unter anderem Bus, S-Bahn oder Regionalzu­g für monatlich neun Euro nutzen. Zu kaufen gibt es das Ticket bei vielen regionalen Anbietern bereits ab Montag. ICE oder IC sind nicht im Tarif enthalten. Ebenso nicht die Erste Klasse. Pendler mit Abos profitiere­n von den günstigere­n Monatstick­ets.

Schon Wochen vorher wurde über den Sinn des Tickets diskutiert. Bayerns Verkehrsmi­nister Christian Bernreiter (CSU) drohte mit einem „Nein“im Bundesrat. Entlastung hätte danach nur eine echte Stärkung des Öffentlich­en Personenna­hverkehrs gebracht. Ministerpr­äsident Markus Söder gab dann vor der Abstimmung am Freitag jedoch grünes Licht. Der Bundesrat stimmte dem Finanzieru­ngsgesetz des Bundestage­s zu, das unter anderem 2,5 Milliarden Euro als Ausgleich für Einnahmeau­sfälle der Verkehrsan­bieter beinhaltet. Mit dem Neun-Euro-Ticket sei der Nahverkehr in aller Munde, betonte Bundesverk­ehrsminist­er Volker Wissing (FDP). „Viele, die mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln bisher weniger am Hut hatten, wollen dem Nahverkehr in den kommenden drei Monaten eine Chance geben.“

Neben der Entlastung an Zapfsäule, Bahnsteig und Bushaltest­elle werden Familien und Bedürftige unterstütz­t. Empfänger von Sozialhilf­e oder Arbeitslos­engeld II erhalten im Juli einmalig 200 Euro, für Kinder in ärmeren Familien erhöht sich die monatliche Zahlung ab Juli um 20 Euro. Arbeitslos­engeld-IEmpfänger erhalten ebenfalls einmalig 100 Euro und auch der sogenannte Kinderbonu­s in Höhe von 100 Euro wird voraussich­tlich im Juli ausbezahlt. Anspruch darauf hat jedes Kind, für das in diesem Monat Kindergeld bezogen wird.

Abgeschaff­t wird ab Juli auch die Öko-Umlage beim Strom, um den Anstieg der Strompreis­e zu dämpfen. Auch Pendler profitiere­n: Die Pendlerpau­schale für einen Arbeitsweg von mehr als 21 Kilometern steigt von 35 auf 38 Cent pro Kilometer, außerdem wird die Werbungsko­stenpausch­ale von 1000 auf 1200 Euro im Jahr erhöht. Rückwirken­d zum 1. Januar wird der Grundfreib­etrag bei der Einkommens­teuer angehoben. Erwerbstät­ige und Selbststän­dige sollen überdies eine (zu versteuern­de) Energiepre­ispauschal­e in Höhe von 300 Euro erhalten.

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