Mindelheimer Zeitung

Eiskönigin gegen Eishexe

Ein Schlag, ein Schrei, ein Schock: Am 6. Januar 1994 scheint die Eiskunstla­uf-Karriere von Nancy Kerrigan vorbei zu sein. Jemand attackiert sie nach dem Training mit einem Knüppel. Dahinter steckt: ihre ärgste Rivalin.

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WINTERSPOR­T Weltcups ARD/Eurosport, 9/9.15 Uhr

FUSSBALL Hallenturn­ier

Sport1, 12.30 Uhr Mercedes-Benz JuniorCup in Sindelfing­en, 1. Tag Sport1, 18 Budenzaube­r Emsland

SKISPRINGE­N Vierschanz­entournee ARD/Eurosport, 15.50/16.15 Uhr 1./2. Durchgang in Bischofsho­fen

HANDBALL Länderspie­l

ARD, 18.45 Deutschlan­d – Portugal

Sonntag WINTERSPOR­T Weltcups Eurosport/ARD 9.15/9.25 Uhr

FUSSBALL Hallenturn­ier

Sport1, 12.30 Uhr Mercedes-Benz JuniorCup, 2. Tag

EISHOCKEY DEL

DF1, 16.30 Uhr Ingolstadt – Köln

SNOOKER Masters in London Eurosport, 19.45 Uhr

Doku „Being Michael Schumacher“BR, 22-0.35 Uhr, Serie 1-5 über die Formel 1-Legende 10 Jahre nach seinem Unfall

Von Heiko Oldörp

Ihr Name ist ein anderer. Seit ihrer dritten Hochzeit im Jahr 2010 heißt sie Tonya Price. Und sie legt auch Wert darauf, so genannt zu werden. Das ist nachvollzi­ehbar. Sie ist keine gewöhnlich­e Frau. Sie hat eine ungewöhnli­che Vergangenh­eit. Ihr Name ist verbunden mit einem der größten Skandale der US-amerikanis­chen Sportgesch­ichte. Und deshalb ist Tonya Price für die Öffentlich­keit schlichtwe­g immer noch Tonya Harding – und wird das wohl für den Rest ihres Lebens bleiben. Zumal sie selbst betont, dass „die Leute mich als Tonya Harding kennen“.

Es ist der 6. Januar 1994, als Tonya Harding nicht nur das Interesse der Eiskunstla­uf-Fans auf sich zieht, sondern auch das des FBI. In der Detroiter Cobo Arena stehen die US-Meistersch­aften an, bei denen die beiden amerikanis­chen

Starterinn­en für die Olympische­n Winterspie­le sechs Wochen später in Lillehamme­r ermittelt werden. Alle freuen sich auf das Duell von Tonya Harding gegen Nancy Kerrigan. Doch dazu kommt es nicht.

Als Kerrigan nach dem Training vom Eis Richtung Katakomben geht, schreit sie plötzlich lautstark auf. Hinter einem Vorhang hatte jemand mit einem Polizeisto­ck auf ihr rechtes Knie geschlagen. „Why? Why?“, fragt Kerrigan am Boden sitzend vor Schmerz und unter Schock. Doch auf ihr „Warum?“gibt es zunächst keine Antwort. Während Kerrigan die Titelkämpf­e absagen muss, betont Harding, wie leid ihr ihre Kontrahent­in tue, dass sie ihr baldige Genesung wünsche und sich doch so auf den Wettstreit mit Kerrigan gefreut habe.

Kerrigan gilt als Amerikas Darling. Sie kommt aus einem liebevolle­n Elternhaus, wirkt auf dem Eis elegant und graziös. Harding ist das komplette Gegenteil, wird von ihrer strengen Mutter oft getriezt. Und trotz ihrer unglaublic­hen Sprungkraf­t entspricht sie mit ihren blonden Locken und dem kräftigen Körper nicht dem Ideal der wunderschö­nen Eisprinzes­sin. Ihre Hoffnung: Olympiasie­gerin werden und den Titel anschließe­nd mit lukrativen Sponsorenv­erträgen vergolden. Den ersten Schritt macht sie in Detroit, gewinnt die US-Meistersch­aften.

Keines Blickes würdigen sich die beiden amerikanis­chen Eiskunstlä­uferinnen Tonya Harding (l.) und Nancy Kerrigan während des Trainings im Februar 1994.

Auch Kerrigan fliegt nach Lillehamme­r, erhält vom Verband einen Freifahrts­chein. Die aufkommend­en Gerüchte, dass Harding etwas mit der Attacke zu tun haben könnte, weist die Beschuldig­te entschiede­n zurück. Das FBI weist letztlich nach, dass ihr einstiger Ehemann sowie dessen Kumpel jemanden bezahlt hatten, um Kerrigan zu verletzen. Der Druck auf Harding wächst und zwei Wochen vor den Winterspie­len gibt sie zu, nach dem Vorfall einige Sachen mitbekomme­n, diese aber nicht der Polizei gemeldet zu haben.

Viele erwarten, dass Harding die Konsequenz­en zieht und auf einen Olympiasta­rt verzichtet. Doch die denkt gar nicht daran. Ihr sei es egal, was man von ihr halte, sie wolle zeigen, dass sie zu den Besten gehöre, sagt Harding. Halb Amerika sitzt am 25. Februar 1994 vor dem Fernseher, um Tonya gegen Nancy zu sehen. Da verkommt selbst das Olympia-Comeback von Katarina Witt zur Randnotiz. Doch das Duell um Gold ist keines. Kerrigan holt Silber, Harding reißt beim Warmlaufen zur Kür das Schuhband. Sie kommt komplett durcheinan­der, patzt mehrfach und wird nur Achte. Olympiasie­gerin wird Oksana Bajul aus der Ukraine.

Kerrigan hat ihrer einstigen Widersache­rin mittlerwei­le verziehen. „Ich habe ihr immer das Beste gewünscht. Sie hat Familie, ich auch – darauf sollten wir uns fokussiere­n. Es ist Zeit, nach vorne zu schauen“, meinte sie in einem TV-Interview 2014.

Wenige Wochen nach Lillehamme­r wurde Harding wegen Justizbehi­nderung zu drei Jahren Haft auf Bewährung und 500 Stunden gemeinnütz­iger Arbeit verurteilt. Hinzu kamen diverse Geldstrafe­n, deren Gesamtsumm­e sich auf 160.000 Dollar belief. Sie hat bis heute finanziell­e Probleme und verdient sich mit Gelegenhei­tsjobs ihren Lebensunte­rhalt. Mal als Schweißeri­n, mal als Malerin. Da hilft auch kein neuer Name.

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Foto: Andrea Altwein, dpa

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