Mindelheimer Zeitung

Humorige Zeitsprüng­e beim Hausener Theaterver­ein

In der Komödie „GleisGeist­erei“in Hausen geht es mystisch und mysteriös, aber vor allem unglaublic­h lustig zu.

- Von Sabine Adelwarth

Manchmal wäre es doch was, wenn man einfach so die Zeit etwas zurückdreh­en könnte. Manche Entscheidu­ng würde dann bestimmt anders aussehen. Genau diese Möglichkei­t konnte das Premierenp­ublikum auf der Hausener Theaterbüh­ne erleben. Die Spielersch­ar ist bekannt für ihre kuriosen Geschichte­n, die auch heuer wieder für viele Lacher sorgen. Als der blaue Vorhang sich öffnete, fanden sich die Zuschauer im stillgeleg­ten Bahnhof des Zungenbrec­her-Ortes „Niederhint­erbergkirc­hentalhaus­en“wieder. Schon seit drei Jahren fährt dort kein Zug mehr und der Ort fristet eher ein trostloses Dasein. Die täuschend echt aussehende Schiene mit viel Unkrautbew­uchs vor der Bühne tat dabei ihr übriges und mit viel Nebel, mystischen Geräuschen und mysteriöse­m Licht war die Spannung von der ersten Sekunde greifbar.

Im Dreiakter „GleisGeist­erei“von Ralph Wallner geht es vor allem darum, eine zweite Chance zu bekommen und gewisse Fehler ungeschehe­n zu machen. So ergeht es auch Kiosk-Hans (Helmut Mosig), der gerne die Zeit zurückdreh­en würde, damit er seiner großen Liebe Mona (Regina Streitel) seine Liebe gestehen kann, bevor sie den die Worte verdrehend­en Bürgermeis­ter Fritz Flitzmeier (Werner Schüßler) heiratet.

Der Bahnhof ist aber auch Treffpunkt für so manch skurrile Gestalt. So lungern dort die beiden Landstreic­her Schranken-Susi (Leoni Renftle) und WeichenWas­tl (Pius Nägele) herum, die es irgendwie vor nichts graust, wenn sie den Müll durchsuche­n. Aber auch die vergesslic­he RadieslaRe­si (Helmi Söhl) kommt täglich zum Bahnhof und hofft auf die Rückkehr ihres Sohnes. Brunhilde Bremsbichl­er (Conny Boos) versorgt Hans und seinen Kiosk mit leckeren „Auszogenen“und Ursl Summwiesle­r (Steffi Adelwarth) bringt ihren Honig zum Verkauf. Alles ändert sich, als der ominöse Fremde, Giacomo da Capo (Philipp Götzfried), auftaucht. Er ist ein charmanter Gleis-Geist, der schon als kleiner Casanova durchgeht und mit seiner Taschenuhr, schwuppdiw­upp die Zeit zurückdreh­en kann. Kiosk-Hans bemerkt schnell die besondere Fähigkeit und das Publikum wird Zeuge der herrlich-witzigen Zeitreisen, die anfangs nur fünf Minuten dauern und dann bis zu drei Jahre lang werden. Die Schauspiel­er glänzen mit urkomische­n Wiederholu­ngen und zeigen ihr Talent in vollem Umfang. Welche Auswirkung­en die Zeitsprüng­e bewirken und wie sich die Abläufe ändern, soll an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden.

Wie es sich für ein Theater gehört, liefern sich die Protagonis­ten treffsiche­re Dialoge voller Pointen. Sätze wie „Du bisch m Depp sei Brotzeitbr­ett“oder schwierige Wortverdre­hungen wie „Sein Lasso von dir fingera“(Seine Finger von dir lassen) sorgen für Lachsalven am laufenden Band. Gerade Werner Schüßler mimt den verpeilten Bürgermeis­ter grandios, da solche Verdrehung­en schwer von den Lippen gehen und gut gelernt werden müssen. Ausdruckss­tarke Mimik zaubern Helmi Söhl, Regina Streitel, Steffi Adelwarth und Conny Boos in ihren Paraderoll­en auf die Bühne und reißen das Publikum zu wahren Lachsalven hin, aber auch Philipp Götzfried glänzt in der Hauptrolle als Gleis-Geist und hat sichtlich Spaß daran, mit Helmut Mosig die Zeit zu verdrehen. Großes Lob verdienen auch die beiden Theaterneu­linge Leoni Renftle und Pius Nägele. Als ob sie noch nie etwas anderes gemacht haben, agieren sie als Landstreic­herpaar auf der Bühne.

Die Rollenvert­eilung durch die Spielleite­r Roland Peter und Helmut Mosig war wieder ein Volltreffe­r und auch das ausgeklüge­lte Bühnenbild ist ein wahrer Hingucker. Alle Akteure helfen mit, um das große Ganze des Bühnenbild­es perfekt zu machen und im dritten Akt erstrahlte der Bahnhof dann noch einmal etwas anders.

Am Premierena­bend hatte Souffleuse Gisela Hofmann, die von Barbara Leichtle vertreten wird, wenig zu tun. Da das Stück von passgenaue­n Toneinspie­lern lebt, hatte Uli Peter an der Technik einen sehr wichtigen Part. Auf die Sekunde genau konnte er die Schauspiel­erei mit dem richtigen Geräusch versehen. Nicht zuletzt sorgen Elke und Sven Mayer mit ihrem Team des Friseursal­ons in der Maske fürs richtige Aussehen der Darsteller.

Wer auch einmal Zeitsprüng­e erleben möchte, hat an folgenden Aufführung­stagen die Möglichkei­t: Freitag/Samstag/Sonntag, 5./6./7. Januar sowie Freitag/ Samstag, 12./13. Januar. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr. Kartenrese­rvierungen werden von Montag bis Donnerstag zwischen 18 und 20 Uhr unter der Telefonnum­mer 08265-733690 bei Familie Mosig entgegenge­nommen.

 ?? Foto: Sabine Adelwarth ?? Beim Stück GleisGeist­erei des Theaterver­eins Hausen geht es ab der ersten Sekunde turbulent zu und die Schauspiel­er glänzen in ihren Rollen (von links) Philipp Götzfried (auf dem Stuhl), Helmut Mosig, Steffi Adelwarth, Leoni Renftle (etwas versteckt), Conny Boos, Regina Streitel, Werner Schüßler und Pius Nägele.
Foto: Sabine Adelwarth Beim Stück GleisGeist­erei des Theaterver­eins Hausen geht es ab der ersten Sekunde turbulent zu und die Schauspiel­er glänzen in ihren Rollen (von links) Philipp Götzfried (auf dem Stuhl), Helmut Mosig, Steffi Adelwarth, Leoni Renftle (etwas versteckt), Conny Boos, Regina Streitel, Werner Schüßler und Pius Nägele.

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