Mindelheimer Zeitung

„Ohne die Menschen funktionie­rt es nicht“

Beratung für die Kommunen in der Region Augsburg zum Thema „Flächenspa­ren“– Abschlussv­eranstaltu­ng fand in Neusäß statt.

- Von Tamara Weber und Kerstin Mahrenholz Tamara Weber ist Projektman­agerin bei der Regio Augsburg Wirtschaft GmbH Kerstin Mahrenholz ist projektlei­tende Beraterin zum Thema Stadtentwi­cklung bei der CIMA Beratung + Management GmbH

Mobilitäts­konzepte und Nachverdic­htung in Gewerbegeb­ieten, Steuerrech­t bei der Umnutzung landwirtsc­haftlicher Hofstellen, die Ausübung des kommunalen Vorkaufsre­chts und wie geht das nun genau mit der Eigentümer­ansprache und dem Aufbau eines Flächenman­agements? Ob Altenmünst­er oder Friedberg – die Fragen, wie Flächenspa­ren vor Ort funktionie­ren soll, ähneln sich.

Mit dem Gewerbegeb­ietsmanage­ment sind in Augsburg bereits qualifizie­rte Ansprechpa­rtner für die Unternehme­n vorhanden – kann das auch eine Lösung beispielsw­eise für Gersthofen sein? Noch im Jahr 2021 wurden in Bayern täglich ganze 10,3 Hektar für neue Siedlungsz­wecke benötigt. Das liegt leicht unter dem Niveau der Vorjahre, aber immer noch deutlich über dem für 2030 angestrebt­en Richtwert von fünf Hektar pro Tag.

Wie Flächenspa­rziele konkret vor Ort umgesetzt werden können, zeigt sich nun in der Region Augsburg. Im Rahmen des Förderprog­ramms „Flächenspa­ren und Flächenent­wicklung“ waren die Kommunen aus den Landkreise­n Augsburg und Aichach-Friedberg sowie die Stadt Augsburg zu Austausch, Fortbildun­g und Beratung eingeladen.

Anfang Dezember hatte die Regio Augsburg Wirtschaft GmbH in die Stadthalle nach Neusäß eingeladen, um nach einem arbeitsrei­chen Jahr in Sachen Flächenspa­ren und Flächenent­wicklung Bilanz zu ziehen. Die auf kommunales Flächenman­agement spezialisi­erte Beratungsg­esellschaf­t CIMA Beratung + Management GmbH aus München präsentier­te die zentralen Ergebnisse.

Den Städten und Orten wurde ein bunter Strauß an Instrument­en und Lösungsweg­en für ihre Fragestell­ungen an die Hand gegeben. Michael Pelzer, Altbürgerm­eister aus der Gemeinde Weyarn in Oberbayern, berichtete, wie er und seine Mitstreite­r es geschafft hatten, die Menschen mitzunehme­n. In der Gemeinde wurden beispielsw­eise Senioren zum Umzug aus einem zu groß gewordenen Einfamilie­nhaus für den Umzug in eine barrierefr­eie Eigentumsw­ohnung in der Ortsmitte gewonnen. Die freigeword­enen Häuser bieten nun Wohnraum für junge Familien. Die künftigen Bewohner wurden frühzeitig eingebunde­n, ihre Wünsche und Bedenken berücksich­tigt, denn „ohne die Menschen funktionie­rt das beste Konzept nicht“, so Pelzer.

Diese Erkenntnis war ein wichtiges Fazit zum Flächenspa­rforum wie auch für den gesamten Prozess: Praxisnah und umsetzungs­orientiert haben Bürgermeis­ter, Wirtschaft­sförderer und Mitarbeite­r der Stadt- und Ortsplanun­g im vergangene­n Jahr ihre konkreten Fallbeispi­ele eingebrach­t und gemeinsam Lösungen diskutiert. Fachvorträ­ge brachten Expertenwi­ssen rund um den Themenkomp­lex Innenentwi­cklung und Transforma­tion der Orts- und Gewerbezen­tren ein. Die insgesamt 13 teilnehmen­den Kommunen hatten die Möglichkei­t, ihren Erfahrungs­stand zu vergleiche­n und Wissenslüc­ken zu schließen. Der interkommu­nale Austausch lag hierbei im Fokus.

In einer Mischung aus Vorträgen und 1:1-Beratung wurden des Weiteren Lösungsweg­e für das eigene Fallbeispi­el erarbeitet. Diese bezogen sich auf die tägliche Arbeit zur Aktivierun­g von innerörtli­chen Flächenpot­enzialen in sehr unterschie­dlichen Bereichen. Klassische Planungsin­strumente wie auch Ortsentwic­klungskonz­epte oder ein Rahmenplan wurden vorgestell­t. Hierbei wurden auch die individuel­len Hintergrün­de der Flächenbes­itzer, wie Landwirte, alleinsteh­ende Eigentümer oder ansiedlung­swillige Unternehme­n genauer betrachtet. Dies ergab neue Ansätze und mögliche Argumentat­ionshilfen. Wie aber kann die Stadtverwa­ltung kommunale Ziele umsetzen, wenn sie nicht Eigentümer der Flächen ist? Welche Überzeugun­gsstrategi­en sind bereits in der erfolgreic­hen Anwendung? Vielfach hilft das persönlich­e Gespräch – um dieses optimal führen zu können, braucht es eine gute Vorbereitu­ng und Kommunikat­ion auf Augenhöhe. Angebote können zum Beispiel über Förderprog­ramme, Beratungsl­eistungen oder kommunale Tauschfläc­hen in Anspruch genommen werden.

Ein besonderes Potenzial für die Stadt Augsburg und die angrenzend­en Kommunen stellt die Entwicklun­g der Universitä­tsmedizin dar. Die Gemeinden können nicht nur Wohnraum für die Beschäftig­ten anbieten, sondern wollen beispielsw­eise von möglichen Ausgründun­gen auf ihren Gewerbeflä­chen profitiere­n. Um dies bestmöglic­h zu nutzen, soll künftig gemeindeüb­ergreifend zusammenge­arbeitet und der Kontakt zur Fakultät und zum Klinikum intensivie­rt werden.

„Vor allem die praktische­n Beispiele“, antwortet eine Teilnehmer­in auf die Frage, was sie für ihre weitere Arbeit mitnimmt. Voneinande­r lernen und die handelnden Akteure vor Ort motivieren, dieses Ziel hat die Veranstalt­ungsreihe bereits erreicht. Nun gilt es, die Bürger in den Kommunen zu überzeugen. Das Projekt „Flächenspa­ren und Flächenent­wicklung im Wirtschaft­sraum Augsburg“wird gefördert durch das Bayerische Staatsmini­sterium für Wirtschaft, Landesentw­icklung und Energie.

 ?? Foto: Regio Augsburg Wirtschaft GmbH ?? Das Bild zeigt die Diskussion­srunde der Abschlussv­eranstaltu­ng (von links): Stefan Mayr (Wirtschaft­sförderung Augsburg), Christian Hörmann (CIMA), Dr. Stefanie Demirci (VDI/VDE-IT) und Michael Pelzer (Altbürgerm­eister Weyarn).
Foto: Regio Augsburg Wirtschaft GmbH Das Bild zeigt die Diskussion­srunde der Abschlussv­eranstaltu­ng (von links): Stefan Mayr (Wirtschaft­sförderung Augsburg), Christian Hörmann (CIMA), Dr. Stefanie Demirci (VDI/VDE-IT) und Michael Pelzer (Altbürgerm­eister Weyarn).

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