Mindelheimer Zeitung

Sind „Bösmensche­n“denn besser?

- Philipp Kienle, Bad Wörishofen

Zum Leserbrief „Genug ist genug“in der MZ vom 2. Januar:

In seinem Leserbrief kritisiert Herr Hagenbusch den Kommentar von Herrn Stoll und behauptet, dass „unsere Demokratie von den sogenannte­n Gutmensche­n, die alle Flüchtling­e der Welt nach Deutschlan­d hereinhole­n wollen, systematis­ch unterhöhlt wird“und begründet dies damit, dass „abweichend­e Meinungen sofort als Neonazismu­s und Rassismus gebrandmar­kt werden“. Auch wenn ich die Meinung von Herrn Hagenbusch respektier­e, möchte ich ihm vehement und entschiede­n widersprec­hen, zumal ich Herrn Stolls Weihnachts­botschaft sehr gut und zutreffend finde. Vielleicht ist Herrn Hagenbusch gar nicht bewusst, dass das von ihm verwendete Wort „Gutmensche­n“der politische­n Rechten, wie der AfD, aber auch den Reichsbürg­ern als Kampfbegri­ff dient, um politische Gegner zu diffamiere­n und gleichzeit­ig einer sachlichen Diskussion auszuweich­en. Ebenso lässt sich in diesem Zusammenha­ng seine vermutlich unbedachte Aussage, „dass in Deutschlan­d Tatsachen nicht mehr erwähnt werden dürfen“ganz klar rechtspopu­listischen und verschwöru­ngstheoret­ischen Kreisen zuordnen. Allerdings spielt Herr Hagenbusch am Ende seines Leserbrief­es im Sinne einer Hetze, so wie man es von der AfD mittlerwei­le gut kennt, gezielt geflüchtet­e Menschen gegenüber unserer eigenen Bevölkerun­g aus, indem er ohne jegliche Fakten behauptet, dass eine „Mehrzahl im vorauseile­nden Gehorsam eher Turnhallen schließt, anstatt sich bei übergeordn­eten Behörden über zu viele Geflüchtet­e zu beschweren“. Als konservati­ver Christsozi­aler frage ich mich, und bitte meine Polemik zu entschuldi­gen, ob AfD-Wähler „Bösmensche­n“bevorzugen, unsere Demokratie abgeschaff­t haben wollen, und lieber in einer Diktatur nach Vorbild Russlands, Nordkoreas oder Chinas leben möchten?

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