Kennen Sie die berühmtesten Persönlichkeiten aus dem Unterallgäu?
Eine wissenschaftliche Studie hat ermittelt, wer die bekanntesten Leute aus Unterallgäuer Orten sind. Wir stellen Ihnen diese Menschen und ihre Besonderheiten vor.
Mindelheim Wer sind die berühmtesten Unterallgäuerinnen und Unterallgäuer? Forschende mehrerer Universitäten haben eine Datenbank mit Namen aus der Zeit von 3500 vor Christus bis zum Jahr 2018 aufgebaut – mit „riesigen Datenmengen aus verschiedenen Ausgaben von Wikipedia und Wikidata“, wie es heißt. Herausgekommen ist eine Karte, die für jeden Ort die Person mit dem höchsten Bekanntheitsgrad anzeigt. Wir haben uns die berühmtesten Söhne und Töchter (ja, auch solche gibt es – wenn auch in deutlich geringerer Anzahl) von Mindelheim, Bad Wörishofen, Türkheim und den Orten drumherum einmal näher angeschaut. Darunter sind bekannte Namen, aber auch eher Unscheinbare; Menschen, die schon lange tot sind, ebenso wie welche, die noch quicklebendig sind.
Die Forschenden bewerteten für die Rangfolge unter anderem Zahl und Länge der Interneteinträge, externe Links, Quellenangaben und die tatsächlichen Biografieaufrufe. Der finnische Geograf Topi Tjukanov entwickelte daraus eine Weltkarte, die Namen und Geburtsorte der „bemerkenswertesten Leute“zeigt – je größer der Name, umso bekannter die Persönlichkeit. Dazu gehören im Unterallgäu:
Rainer Werner Fassbinder
Der am 31. Mai 1945 in Bad Wörishofen geborene Regisseur, Schauspieler und Drehbuchautor ist der berühmteste Sohn der Kurstadt – und auch in der Landkreiskarte der am größten geschriebene Name. Fassbinder gehört heute zu den wichtigsten Vertretern des „Neuen Deutschen Films“. Er lebte schnell, drehte noch schneller – und starb viel zu früh, mit nur 37 Jahren, am 10. Juni 1982 in München. Er ist im Bogenhausener Friedhof begraben. Die Stadt Bad Wörishofen ehrte den Künstler 2004 mit einer Gedenktafel, die am Kino von Rudolf Huber an der Bahnhofstraße angebracht wurde.
Sebastian Kneipp
Natürlich taucht auch der über Bad Wörishofens Grenzen hinaus bekannte Wasserdoktor Sebastian Kneipp in der Übersichtskarte berühmter Persönlichkeiten auf – allerdings nicht als Vertreter der Kurstadt, sondern als berühmtester Sohn des Unterallgäuer Orts Stephansried, in dem er am 17. Mai 1821 auf die Welt kam. Der Geistliche, der für seine auf fünf Säulen aufbauende Therapie berühmt wurde und dessen Methoden noch heute die Menschen ins Unterallgäu ziehen, starb am 17. Juni 1897 in Bad Wörishofen, wo ihm ein Mausoleum gewidmet ist. Es wurde zu seinem 40. Todestag im Jahr 1937 errichtet.
Georg von Frundsberg
Berühmtester Sohn der Stadt Mindelheim ist – wie soll es auch anders sein – Georg von Frundsberg. Der spätere Landsknechtsführer kam am 24. September 1473 in Mindelheim zur Welt, wo er am 20. August 1528 starb. Dazwischen hat er zahlreiche Schlachten geschlagen und wurde berühmt für seinen Spruch „Viel Feind, viel Ehr!“. Zu seinen Ehren findet in Mindelheim das Frundsbergfest statt, bei dem die ganze Stadt in die Zeit Frundsbergs zurückreist.
Johann Georg Bergmüller
Türkheims berühmtester Sohn trägt den Namen Johann Georg Bergmüller. Der Maler des Barocks kam am 15. April 1688 in Türkheim auf die Welt und wurde zunächst in der Kunstschreinerwerkstatt seines Vaters ausgebildet. Später ging er
nach Augsburg, wo er viele Kunstwerke schuf. Bekannt ist er vor allem für seine Fresken.
Irmgard Seefried
Eine der wenigen Frauen in der Liste berühmter Menschen aus dem Unterallgäu ist Irmgard Seefried, die am 9. Oktober 1919 in Köngetried auf die Welt kam. Weltweit bekannt wurde sie durch ihre Sopranstimme, sang regelmäßig auf den großen Bühnen der Welt und erhielt in Deutschland und Österreich verschiedenste Auszeichnungen. Sie starb am 24. November 1988 in Wien, wo sie auch begraben ist.
Michael Lang
Ettringens berühmteste Persönlichkeit ist Papierfabrikant Michael Lang, der dort am 6. Januar 1862 zur Welt kam und am 21. Mai 1932 starb. Mit seinen älteren Brüdern gründete er ein Sägewerk und bauten ihre Geschäftstätigkeit als „Gebrüder Lang“aus. Seine Brüder zogen sich zurück und 1910 kaufte Michael Lang die erste Papiermaschine, um damit Zeitungspapier herzustellen – der Grundstein für die Papierfabrik und das Unternehmen Lang Papier. Noch heute wird in Ettringen Papier produziert, inzwischen betreibt UPM den Standort mit rund 250 Mitarbeitenden.
Frank Oehler
Mussenhausens berühmtester Sohn ist anders als viele andere der Berühmtheiten-Liste noch quicklebendig: Es ist Frank Oehler, der sich als Sternekoch und später in der Doku-Soap „Die Kochprofis – Einsatz am Herd“einen Namen gemacht hat. Oehler kam am 9. Mai 1964 zur Welt und startete mit 16 Jahren seine Karriere in der Küche. In seinem Heimatdorf Hawangen betrieb er mehrere Jahre ein Restaurant, für das er auch einen Michelinstern erhielt.
Christoph Scheiner
Am 25. Juli 1573 kam in Markt Wald Christoph Scheiner zur Welt, der später als Physiker, Optiker und Astronom berühmt wurde. Er erfand mehrere Instrumente, lehrte als Professor an der Universität in Ingolstadt und in Rom und gilt – wie Galilei, mit dem er sich zerstritt – als Mitentdecker der Sonnenflecken. In Ingolstadt und Markt Wald sind Straßen nach ihm benannt, zudem gibt es einen Aussichtsturm, der an ihn erinnert. Scheiner starb
am 18. Juli 1650 in Neisse, wo er auch begraben wurde.
Augustin Simnacher
Am 27. Januar 1688 kam Irsingens bekanntester Bürger auf die Welt: Augustin Simnacher machte sich als Orgelbauer in Süddeutschland und Österreich einen Namen. Gestorben ist er am 24. Oktober 1757 in Brixen. Seine Orgeln erklingen unter anderem in der Mindelheimer Jesuitenkirche, der Wallfahrtskirche in Steingaden sowie in den Kirchen in Breitenbrunn und Tussenhausen. Er starb während der Arbeiten an der Orgel für den Brixener Dom, die seine Nachfahren weiterführten und beendeten.
Magnus Niedermair
Als Priester, Domkapitular und Domdekan wirkte Rammingens bekannteste Persönlichkeit Magnus Niedermair vor rund 100 Jahren. Er kam am 30. August 1849 dort zur Welt und starb am 17. Mai 1922 in Augsburg an einem Schlaganfall. Bekannt ist er als Mitbegründer der heutigen Regens-Wagner-Stiftungen, die sich um Menschen mit Behinderung kümmern.
Adam Bartholomäus
Als kurpfälzischer Hofprediger und Pfarrer in Bretten und Ulm wirkte Adam Bartholomäus, der Anfang des 16. Jahrhunderts in Mattsies das Licht der Welt erblickte. Bis 1571 predigte er auch in München.
Franz Xaver Kleinheinz
In Nassenbeuren wurde Franz Xaver Kleinheinz geboren. Der Komponist, Klavierpädagoge und Kapellmeister galt als „einer der vorzüglichsten Klavierspieler“, wirkte zuletzt als Dirigent am Deutschen Theater in Budapest, wo er 1832 starb.
Franz Joseph von Remchingen
Als kaiserlicher und württembergischer General hat Franz Joseph Eustach Freiherr von Remchingen Bekanntheit erlangt. Am 17. Oktober 1684 kam er in Pfaffenhausen auf die Welt, gestorben ist er am 20. Januar 1752 in Marktoberdorf, wo er als Geheimrat wirkte.
Adalbert Keller
Der 1959 geborene katholische Theologe und Hochschullehrer Adalbert Keller ist Ambergs bekannteste Persönlichkeit. Er leitete die Katholische Erwachsenenbildung und das Akademische Forum
im Bistum Augsburg. Heute arbeitet er als Kurseelsorger in Bad Wörishofen.
Gregorius Thomas Ziegler
Ein Bischof von Tarnów und Linz wurde einst als Bauerssohn in Kirchheim geboren: Es handelt sich um Gregor Thomas Ziegler, der hier am 7. März 1770 auf die Welt kam. Noch heute erinnert der Bischofshof an den bekannten Kirchheimer, der seinerzeit als „Reformbischof“galt. Er erblindete in seinen letzten Lebensjahren immer mehr und starb am 15. April 1852 in Linz.
Heinrich IV. von Lichtenau
Ein weiterer Kirchenmann ist Heinrich IV. von Lichtenau, der vermutlich 1444 in Bedernau zur Welt kam und sich als Bischof von Augsburg einen Namen machte. Er ließ Schlösser in Zusmarshausen und Oberdorf bauen und baute das Dillinger Schloss um. Gestorben ist er 1517 in Dillingen, bestattet wurde er in einer Kapelle des Augsburger Doms.
Manfred Lochbrunner
Als Theologe und Dogmatiker wurde Manfred Lochbrunner bekannt, der am 26. November 1945 in Derndorf geboren wurde. Er studierte in Rom, wurde dort auch zum Priester geweiht und arbeitete später als Professor an verschiedenen Orten und viele Jahre als Pfarrer in Bonstetten.
Vinzenz Hamp
Ein weiterer Theologe reiht sich in die Liste bekannter Persönlichkeiten ein: Vinzenz Hamp kam am 4. Mai 1907 in Eppishausen auf die Welt und machte sich einen Namen als Professor in München. Hamp interessierte sich für Botanik und sammelte leidenschaftlich Moose und Flechten. Er starb am 3. Januar 1991 in Tutzing.
Bonifatia Wiedemann
Eine berühmte Frau inmitten der vielen Kirchenmänner ist Bonifatia Wiedemann, die am 18. Januar 1934 als Maria Karolina Wiedemann in Traunried geboren wurde. Als Ordensgeistliche der Benediktinnerinnen nahm sie den Namen Bonifatia an. Sie wirkte als Mesnerin, Organistin, Leiterin des Kinderheims und als Priorin im Kloster St. Alban in Dießen am Ammersee, wo sie am 30. Oktober 2022 starb. Für ihr Leben, das sie in den Dienst der Kirche und der Menschen gestellt hatte, erhielt sie den Bayerischen Verdienstorden und das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Karl Graf
Dass ein Mann mit dem Namen „Graf“als berühmteste Persönlichkeit Hasbergs zählt, verwundert nicht. Es handelt sich aber nicht um den Gewichtheber Sepp Graf, sondern um den Schreiner Karl Graf – am 16. Juni 1920 geboren und 1955 ohne politische Erfahrung im Landkreis Krumbach zum Landrat gewählt, ein Amt, das er bis zur Gebietsreform 1972 behalten sollte. 2007 starb Karl Graf mit fast 87 Jahren.
Ulrich Gottfried Leinsle
Am 4. Oktober 1948 kam in Mittelrieden Ulrich Gottfried Leinsle zur Welt, der an verschiedenen Orten als katholischer Ordensgeistlicher und Theologe wirkte.
Andreas Henkel
Als Stuckateur und Bauhandwerker machte sich Andreas Henkel einen Namen. Am 2. August 1731 wurde er geboren, nach dem Mindelheimer Trauungsbuch stammte er aus „Stätten“, also Stetten, wobei nicht sicher ist, ob er nicht doch in Gottenau bei Markt Rettenbach auf die Welt kam. Seine Werke sind in der Region in St. Magnus in Rammingen und im Pfarrhof von Zaisertshofen zu sehen. Der Fürsterzbischof von Mainz ernannte ihn zum „Hofstuckadorarbeiter“.
Johann Homann
Ein Kartograph, Verleger und Kupferstecher, das war Johann Baptist Homann, der am 20. März 1664 in Oberkammlach auf die Welt kam. Erst wurde er Notar, dann beschäftigte er sich mit Kupfer- und Landkartenstich. Er gründete einen Verlag, publizierte zahlreiche Globen und Karten und wurde so im 18. Jahrhundert zum bedeutendsten Herausgeber dieser Art. Daneben erschuf er auch Fantasiekarten, etwa vom Schlaraffenland. Homann wurde 1715 zum kaiserlichen Geografen Karls VI. ernannt und starb am 1. Juli 1724 in Nürnberg. Als „Homanns Erben“wurde sein Werk von seinen Nachkommen weitergeführt.
Johann Nepomuk Holzhey
Rappens berühmtester Sohn hat Orgeln gebaut: Am 26. Februar 1741 kam Johann Nepomuk Holzhey in dem Unteregger Ortsteil zur Welt. Er ging bei seinem Onkel Alexander Holzhey in die Lehre, der die Orgel im Dom in Brixen vollendete, die sein Schwiegervater Augustin Simnacher (siehe oben) nicht mehr zu Ende führen konnte. Johann Nepomuk Holzhey baute in seinem Leben rund 40 Orgeln, darunter welche in Kempten, Ursberg und Memmingen. Er starb am 18. September 1809 in Ottobeuren.
Georg Bantele
Am 23. September 1893 kam Georg Bantele in Frankenhofen zur Welt. Der Politiker war Mitglied des Bayerischen Landtags, von 1954 bis 1958 sogar dessen Vizepräsident, und aktiv im Vorstand der Bayernpartei. Als stellvertretender Bürgermeister war er von 1952 bis 1956 im Amt. Am 15. Dezember 1961 starb Bantele im Alter von 68 Jahren.
Mario Götze
Noch viel bekannter als all die Unterallgäuer Persönlichkeiten taucht in der Liste ein Memminger auf, den nicht nur Fußballfans kennen: Mario Götze kam am 3. Juni 1992 in der kreisfreien Stadt zur Welt, kickte erst beim SC Ronsberg, später in Hombruch, Dortmund, beim FC Bayern, in Eindhoven und nun bei Eintracht Frankfurt. Unvergessen sein Tor beim Weltmeisterschaftsfinale 2014, durch das er als Einwechselspieler in der Verlängerung den Sieg und damit den Titel für Deutschland klarmachte.