Der Kaiser mit dem Hubschrauber
Deutschlands Fußball-Idol Franz Beckenbauer ist tot – doch in Bad Wörishofen leben zahlreiche Erinnerungen weiter, vor allem dank zweier Familien.
Bad Wörishofen Franz Beckenbauer und der Hubschrauber – diese Leidenschaft ist spätestens seit der WM 2006 in Deutschland legendär. Am 28. August 2007 landete der „Kaiser“mit dem Hubschrauber auf dem familieneigenen Flugplatz der Bahles in Bad Wörishofen. Angereist war er aus einem besonderen Grund. Dieser wiederum hat mit einer zweiten Familie in Bad Wörishofen zu tun, die viel über den Kaiser erzählen kann.
Es war ein denkwürdiger Tag, als Franz Beckenbauer mit dem Hubschrauber aus Salzburg in der Kneippstadt einschwebte. Alexander Kotter war gestorben, als Mitglied mit der Ausweisnummer eins das langjährigste Mitglied des FC Bayern München. Der Grund für den Ruhm: Kotter hatte mit Gerd Müller einen der erfolgreichsten Stürmer Deutschlands entdeckt und zu den Bayern gebracht. Auch Franz Roth holte er zum Erfolgsverein, in dem Kotter 33 Jahre lang als Revisor im Vorstand saß. Für den „Kaiser“war es eine Selbstverständlichkeit, persönlich zur Beerdigung von Alexander Kotter in die Kneippstadt zu kommen.
„Das Hubschrauber-Unternehmen hat damals bei meiner Mutter angerufen und gefragt, wie denn Franz Beckenbauer nach der Landung zur Beerdigung kommt“, erinnert sich Michaela BahleSchmid. „Wenn der Herr Beckenbauer kommt, rufe ich selbstverständlich den Bürgermeister an“, habe Katharina Bahle geantwortet und sei sogleich aktiv geworden. Klaus Holetschek, der damalige Rathauschef, holte den „Kaiser“dann persönlich am Flugplatz ab und nahm ihn auf die Beerdigung mit. Danach haben sie vor dem Abflug im Aero Café der Bahles noch Kaffee und Kuchen genossen.
„Als Bayern-Fan war meine Tochter hin und weg, dass Herr Beckenbauer kommt“, erzählt Michaela Bahle-Schmid und lächelt. Und so durfte Caroline Schmid dem „Kaiser“voller Begeisterung einen Zwetschgendatschi servieren. Er schenkte der damals 12-Jährigen damals 50 Euro Trinkgeld. Ein Schein, den sie eigentlich für immer behalten wollte, was dann doch nicht ganz geklappt hat, wie sie mit einem Augenzwinkern verrät. „Herr Beckenbauer war ein durch und durch sympathischer Herr, der keinerlei Starallüren hatte und sich komplett normal gegeben hat“, erinnert sich Michaela BahleSchmid und blickt voller guter Erinnerungen auf das damals in unserer Zeitung erschienene Foto mit dem Titel „Drei Bahles und ein Kaiser“.
„Franz Beckenbauer war ein ganz Großer des Weltsports und wahrscheinlich der größte Fußballer, den Deutschland je hatte“, sagt Klaus Holetschek, der heute CSUFraktionschef im Landtag ist, über den verstorbenen Weltstar. „Weltmeister als Spieler und Trainer, Organisator des Sommermärchens – Beckenbauer war eine Jahrhundertpersönlichkeit. Auf und neben dem Platz.“Neben dem Platz konnte man den Kaiser auch in Bad Wörishofen treffen – einmal beim Golf-Cup des Festivals der Nationen und auch bei seinem Kumpel Franz „Bulle“Roth, der in Bad Wörishofen ein Sportgeschäft betrieb.
Engen Kontakt zu Franz Beckenbauer hatte auch Agnes Kotter, denn sie und ihr Mann waren wirklich eng mit dem Kaiser befreundet. Gemeinsam mit den Spielerfrauen traf man sich nicht nur bei den Spielen im Olympiastadion, auch beim Urlaub in Teneriffa wurde der private Kontakt gepflegt. Agnes Kotter schildert Beckenbauer als absolut geradlinig und bodenständig. „Er war nie abgehoben oder arrogant, hat jeden gegrüßt und war für alle zugänglich.“
Alexander Kotter war als Revisor häufig im Büro des FC Bayern, lernte den Kaiser da von allen Seiten kennen. „Da konnte Beckenbauer schon mal laut werden, wenn etwas nicht passte“, berichtet Agnes Kotter. Er sei 200-prozentig korrekt gewesen, immer pünktlich, nie hätte er die Arbeit gescheut. „Besonders seine Mutter sei ihm sehr am Herzen gelegen“, berichtet Agnes Kotter – was den Kaiser aber nicht daran gehindert habe, ihr an seinem 50. Geburtstag, an dem auch seine Ex-Frauen anwesend waren, mit dem Satz „red bloß kein Schmarrn“, einen Maulkorb zu verpassen. „Aber dem Franz hat man nix übel genommen. So war er halt – direkt und graderaus“, sagt Agnes Kotter. In den vergangenen Jahren habe sich Beckenbauer dann immer mehr zurückgezogen, da sei dann leider auch der Kontakt eingeschlafen.