FC-Bayern-Klänge auf der Kirchenorgel
Leidenschaftlicher Dirigent, Chorleiter und Organist: Seit über vier Jahrzehnten engagiert sich Franz Eimansberger in herausragender Manier musikalisch für den Markt Türkheim.
Franz Eimansberger ist seit 42 Jahren Dirigent des Türkheimer Streichorchesters und leitet seit 40 Jahren den Kirchenchor Mariä Himmelfahrt. Als Organist mit Konzertreife hat er von historischen Besonderheiten aus dem 18. Jahrhundert bis zum Radetzkymarsch schon alles auf der Kirchenorgel gespielt, aus einem besonderen Grund sogar die FC-Bayern-Hymne.
Vor 63 Jahren in Türkheim geboren, hat Franz Eimansberger unglaublich viele musikalische Ehrenämter bekleidet. „Das ist ein gewisses Stück Selbstverständlichkeit“, findet er, „jeder sollte sich mit seinen Fähigkeiten einbringen, das macht man einfach gern“. Und so sagte er ohne zu zögern zu, als er als 21-Jähriger von der Vorstandschaft des Orchestervereins Türkheim gefragt wurde, ob er das Streichorchester dirigieren würde. „Eigentlich wollte ich einfach nur als Cellist im Orchester mitspielen“, erinnert er sich schmunzelnd, das Dirigat ist ihm bis heute erhalten geblieben. Genau wie die Leitung des Kirchenchors Mariä Himmelfahrt, die er als 23-Jähriger im Jahre 1984 übernahm. „Das war gar nicht so leicht, da ich damals bereits Organist in Kirchdorf und der Wörishofer Gartenstadt war und der Dienst meistens zusammenfiel“, erzählt er.
Und es gab noch eine weitere Herausforderung zu meistern: Im Chor sangen nicht nur sein Vater und seine Schwester, sondern auch Lokalprominenz wie der Bankdirektor, denen er als junger Mann auf einmal sagen musste, wie der ChorHase läuft. Fachlich war er zu diesem Zeitpunkt hervorragend auf seine Ehrenämter vorbereitet, denn ein abgeschlossenes Kirchenmusikstudium lag hinter ihm. Nach Beendigung des Maristenkollegs schaffte er mit 17 Jahren die Aufnahmeprüfung der Fachakademie für Musik in Augsburg. Nach vier Jahren Studium schloss er als Kirchenmusiker und Privatmusiklehrer ab und erlangte für die Orgel sogar die Konzertreife. Da feststand, dass er die elterlichen Textilgeschäfte in Türkheim übernehmen würde, ließ sich der zu diesem Zeitpunkt 21-Jährige noch zum Einzelhandelskaufmann ausbilden.
Selbstredend, dass er Ja sagte, als er nach dem Abschluss gefragt wurde, ober er als Prüfer an der Berufsschule fungieren würde, was er 24 Jahre lang nebenzu meisterte. Der Verein zur Förderung der musizierenden Jugend, Gospelchor, Theaterchor und Konzertreisen mit dem Ensemble Classique kamen neben der Leitung der Textilgeschäfte noch dazu – zum fortwährenden Engagement als Dirigent, Kirchenchorleiter und Organist wohlgemerkt. „Alle Achtung vor meiner Frau, das war mir damals gar nicht so bewusst“, sagt Franz Eimansberger in großer Dankbarkeit, dass seine Ehefrau Ingrid ihre gemeinsamen drei Kinder so wundervoll erzogen hat und ihm stets den Rücken freihielt. Bis heute singt Ingrid Eimansberger zudem im Kirchenchor und Tochter Julia spielt Cello im Streichorchester. Als große Ehre hat Ehepaar Eimansberger empfunden, beim Herzogfest 2010 und 2015 das Herzogpaar geben zu dürfen.
Der Antrieb, so viele Ehrenämter über Jahrzehnte zu behalten, sei die Heimat, die Tradition, der Glaube und der Bezug zur Kirche. „Der da oben hat mir auch geholfen“, sagt Franz Eimansberger nachdenklich. Denn im letzten Jahr wäre seine Musikkarriere durch einen Unfall beim Holzspalten beinahe jäh beendet worden, sein rechter Daumen hing buchstäblich nur noch am seidenen Faden. Was für ein Glücksfall, dass zu diesem Zeitpunkt in der Notaufnahme des Mindelheimer Krankenhauses der Handchirurg Dr. Tiberij Kreitsch Dienst hatte und ihm seinen Daumen rettete. „Ihm habe ich zu verdanken, dass ich überhaupt wieder spielen kann“, sagt der Organist in tiefer Dankbarkeit.
Besonders gerne erinnert sich der FC-Bayern-Fan an Kaplan Jean Kapena Mwanza, der bis 2022 in Türkheim wirkte. „Er hatte nur ein Problem“, erzählt Franz Eimansberger mit einem Augenzwinkern, „er war Borussia-Dortmund-Fan, und das kann´s in Bayern nicht sein“. Als der Kaplan seinen Lieblingsverein sogar in der Predigt erwähnte, war für den Organisten sofort klar: „Wenn Du noch mal über Dortmund predigst und Bayern München negativ hinstellst, dann spiele ich auf der Orgel FC Bayern Stern des Südens“. Es kam wie es kommen musste. Pünktlich zum 1. Advent sprach Kaplan Jean Kapena Mwanza in der Predigt über die Zeit des Erwartens, des Hoffens und der Wünsche. „Ich wünsche mir zum Beispiel, dass Bayern München aus der Bundesliga absteigt und Dortmund Deutscher Meister wird“, habe der Kaplan damals gesagt, erinnert sich Franz Eimansberger.
Selbstredend ließ er gleich nach dem Schlusslied auf der Orgel die FC-Bayern-Hymne „Stern des Südens“in der Pfarrkirche erklingen, sehr zur Freude der anderen fußballbegeisterten Gottesdienstbesucherinnen und -besucher. „Das Foto aus der Zeitung schicke ich ihm dann gleich per WhatsApp“, sagt er und grinst, die Freundschaft zu dem heute in Igling als Pfarrer wirkenden Borussia-Fan sei bis heute ungebrochen.
Seitdem er 15 Jahre alt war, spielt Franz Eimansberger auf der Orgel Messen. Und wenn er einem einzelnen Herren einen Jugendwunsch erfüllen und eine Spende für die Kirche erwirken kann, auch mal den Radetzkymarsch. Seine Ehrenämter wird er auch nach vier Jahrzehnten leidenschaftlich weiterführen. „Außer da kommt ein geeigneter Jüngerer, dann trete ich gern zurück“, sagt er und lächelt fröhlich.