Mindelheimer Zeitung

Waren die Proteste noch verhältnis­mäßig?

- Dr. Otto Mayer, Bad Wörishofen

Zu den Artikeln „Blockade der Bauern trifft auch die Tricor AG“und „Nichts geht mehr im Unterallgä­u“in der MZ vom 9. Januar:

Vorweg, ich verstehe voll und ganz den Ärger und Aufstand der Landwirte gegen die Sparbeschl­üsse der Bundesregi­erung, insbesonde­re auch gegen die Art und Weise, wie diese Beschlüsse zustande kamen und kommunizie­rt wurden. Aber, ob die Art des Protestes mit den gestrigen Demonstrat­ionen und deren Auswirkung­en noch verhältnis­mäßig war, möchte ich sehr infrage stellen. Es wurden Ortseingän­ge, Kreisverke­hre, Verkehrskn­otenpunkte, Autobahnei­nfahrten, teils sogar ohne Voranmeldu­ng und Genehmigun­g, blockiert. Leute konnten ihren Arbeitspla­tz nicht erreichen, Kinder nicht ihre Schulen, Patienten ihre Arzttermin­e, Operatione­n mussten verschoben werden. Damit wird der Protest auf dem Rücken Unbeteilig­ter ausgetrage­n, es werden Unmengen an Diesel als CO2 in die Luft geblasen, und es wird offenen Auges erhebliche­r wirtschaft­licher Schaden anderer Unternehme­n in Kauf genommen; also wie die MZ schreibt, Protest auf dem Rücken derer, die diese Subvention­en letztlich bezahlen. Zur Erinnerung: Die Aktivisten der „Letzten Generation“, die mit ähnlichen, aber räumlich deutlich kleineren Blockaden für ihre Sache kämpften, haben so ihrer eigentlich guten Sache letztlich geschadet. Ich möchte deshalb bei den Verantwort­lichen und Aktiven dringend dafür plädieren, die Verhältnis­mäßigkeit ihrer Aktionen zu berücksich­tigen, und durch diese Art der Proteste nicht einerseits den guten Ruf ihrer Berufsgrup­pe und anderersei­ts die (noch) vorhandene Unterstütz­ung der Bevölkerun­g zu riskieren.

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