Bei der BVSG Mindelheim endet eine Erfolgsgeschichte
Sechs Jahrzehnte lang war die Behinderten- und Versehrtensportgruppe im TSV Mindelheim auch für Jugendliche aktiv. Damit ist es nun vorbei, die Gruppe stellt ihren Sportbetrieb ein.
Die Jugendgruppe der BVSG (Behinderten-, Versehrtensport-, Jugend- und Rehagruppe) im TSV Mindelheim musste zum Jahresende den Sportbetrieb einstellen. Damit geht eine 60-jährige Erfolgsgeschichte zu Ende. Die Gründe seien, so Abteilungsleiter Hans Fischer, vielschichtig.
Einmal sei es in unserer Zeit nicht mehr möglich, genügend Hilfspersonal und ausgebildete Übungsleiter zu bekommen. Damit sei es zu einer Überalterung sowohl bei den Trainern als auch beim sonstigen Personal gekommen. Weiter seien in der Coronakrise mit den damit verbundenen Pausen auch Sponsoren abgesprungen, auf der anderen Seite würden die Kosten steigen.
So trafen sich die Jugendlichen mit Eltern und Vorstand zur Jahresabschlussfeier, die zugleich die letzte in der nun 60-jährigen Vereinsgeschichte sein sollte. Die Versehrtensportgruppe wurde schon in den 1950er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts gegründet. Mindelheim beherbergte viele Kriegsversehrte, die sich zusammenfanden, um miteinander Sport zu treiben und damit die Wunden, die der Krieg körperlich als auch psychisch hinterlassen hatte, zu überwinden. Erster Vorsitzender war Burkhard Beine. Angeboten wurden Gymnastik und Sitzball sowie im Winter Skifahren. 1964 kam noch eine Jugendgruppe hinzu, die Alfred Kalkus in kurzer Zeit zu einer lebendigen Gemeinschaft aufbaute.
1984 gab Beine den Stab an Fritz Mack weiter. Der Verein erweiterte das Angebot, Schwimmen und Tischtennis kamen hinzu. Im Sitzball waren die Mindelheimer im wahrsten Sinne des Wortes Spitze und wurden schwäbischer und bayerischer Meister. Die Jugendgruppe erlebte einen Höhenflug, unvergessen sind zahlreichen Ferienmaßnahmen für behinderte Kinder. Fritz Mack war unermüdlich unterwegs, um Geld bei Sponsoren einzusammeln. Es wurden zwei Kombis angeschafft, um die Kinder zu den Wettkämpfen und Übungsabende zu bringen.
Ab 2003 beteiligten sich die BVSG an einem Angebot des Kultusministeriums. In der erlebten Integrativen Sportschule (EISs) wurde der Versuch unternommen, behinderte und nicht behinderte Kinder gemeinsam Sport treiben zu lassen. Fritz Mack übergab die Vereinsführung an den langjährigen Weggefährten Hans Fischer, der zuletzt die Vereinsgeschicke zusammen mit Jugendleiter Albert Rampp und Betreuer Horst Schindele leitete. Doch es zeichnete sich bald ab, dass es nicht einfacher werden würde. Es wurde immer schwieriger, geeignete Übungsleiter, für EISs braucht man Zusatzqualifikationen, zu finden. Auch die Teilnehmerzahlen gingen zurück. Dann kam Corona, was die Arbeit auch nicht gerade erleichterte. Die Zahl der Sponsoren ging ebenfalls zurück. Zuletzt musste der Transport der Kinder zu den Übungsabenden der Turn- und Schwimmgruppen eingeschränkt werden. Die Kosten überschritten immer öfter die Einnahmen. Die Krisensitzungen jagten sich im Laufe des vergangenen Jahres. Deshalb zog die Vorstandschaft am Ende mit Beteiligung der Vorstandschaft des Gesamt-TSV die Reißleine.
Bei der Schlussfeier bedankte sich TSV-Vorsitzender Mitko Pertemov bei Hans Fischer und seinen Helfern herzlich für die über Jahrzehnte geleistete Arbeit und überreichte auch Geschenke. Man habe der Einstellung des Übungsbetriebes schweren Herzens zugestimmt.
Die BVSG wird es aber weiterhin geben. Im Sportangebot ist noch Pétanque, ähnlich wie Boule, das man mit jedem Alter spielen kann. Fischer kündigte an, dass die Pétanquegruppe sich demnächst treffen werde, um neuen Schwung zu fassen. Die Gruppe hat einen eigenen Spielplatz an der Schwabenwiese und trifft sich bei schönem Wetter fast täglich. Die neuen Trainingszeiten werden rechtzeitig in der MZ veröffentlicht.