Lichtblicke im Alltagsgrau
Die Reden und Grußworte beim Neujahrsempfang der Stadt Mindelheim kamen bei den rund 300 Gästen – diesen Eindruck vermittelten zumindest die Gespräche im Anschluss – sehr gut an. Vielleicht nicht zuletzt deshalb, weil sie die zweifellos vorhandenen Probleme und Krisen nicht ausklammerten, dem allgegenwärtigen Jammern aber eine kräftige Prise Zuversicht entgegensetzten. Die launige Moderation von Kulturamtsleiter Christian Schedler und die Lieder der Mindel Harmonist brachten zudem einen Witz und eine Leichtigkeit ins Spiel, die viele schon länger vermisst zu haben scheinen.
Im besten Fall ist dem einen oder anderen an diesem Abend wieder einmal bewusst geworden, dass nicht alles nur schlecht ist, sondern es nach wie vor gute Gründe gibt, zuversichtlich ins neue Jahr zu blicken. Und außerdem dankbar zu sein für all das, was eben doch ganz gut läuft, uns aber so selbstverständlich erscheint, dass wir es offenbar nicht mehr zu schätzen wissen. Wahrscheinlich täte es uns und der Gesellschaft insgesamt ganz gut, wenn wir das Glas eher mal als halb voll denn als halb leer betrachten würden und uns jeden Abend überlegen, wofür wir an diesem Tag dankbar sein können: dafür, dass wir ein Dach über dem Kopf und genug zu essen haben, zum Beispiel, dass wir und unsere Liebsten gesund sind, für die Umarmung eines lieben Menschen, ein überraschendes Kompliment, das nette Miteinander mit den Kollegen, die Hilfsbereitschaft der Nachbarin. Vielleicht würden wir dadurch wieder ein bisschen zufriedener werden, ein bisschen demütiger und mit Sicherheit auch ein bisschen gelassener – und glücklicher.