Mindelheimer Zeitung

Ermittlung­en in immer mehr Fällen nach Bauernprot­esten

Zehn Ermittlung­sverfahren gibt es nach den Bauernprot­esten vom Montag in Mindelheim bereits. Die Polizei prüft jedoch eine dreistelli­ge Zahl an weiteren Fällen.

- Von Melanie Lippl

Müssen Landwirte, die am Montag an den Bauernprot­esten in und um Mindelheim beteiligt waren, nun mit Anzeigen rechnen? Die Anzahl der Ermittlung­sverfahren wird voraussich­tlich noch deutlich steigen, denn die Polizei hat am Montag einiges an Beweismate­rial gesichert und überprüft nun eine dreistelli­ge Anzahl an Fällen daraufhin, ob gegen geltendes Recht verstoßen wurde.

„Wir werden diese Vorfälle aufarbeite­n“, kündigt Oberkommis­sar Holger Stabik vom Polizeiprä­sidium Schwaben Süd/West in Kempten an. Die Zahl der bereits eingeleite­ten Ermittlung­sverfahren für den Raum Mindelheim ist inzwischen von drei auf zehn gestiegen, wie er erläutert. In den meisten Fällen handle es sich dabei um den Straftatbe­stand der Nötigung. Das Strafgeset­zbuch sieht dafür eine Freiheitss­trafe bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe vor.

Aber auch andere Verstöße hat die Polizei im Blick, wenn sie die Fälle überprüft, etwa gegen das Versammlun­gsrecht oder die vom Landratsam­t erlassene Allgemeinv­erfügung. Ermittlung­en wegen Straßenver­kehrsgefäh­rdung seien ebenfalls denkbar, ebenso wie wegen Verstößen gegen die Schulpflic­ht, etwa, wenn ein schulpflic­htiges Kind bei der Demo mit auf dem Traktor saß. „Alles, was wir an Verstößen und Straftaten finden, bringen wir zur Anzeige“, sagt Stabik.

Schnell geht das alles nicht, zumal nach der Aktionswoc­he der Bauern, die die Beamtinnen und Beamten sehr gefordert hat, auch wieder das Tagesgesch­äft laufen muss. Der Polizeispr­echer geht davon aus, dass die Überprüfun­g der Fälle Wochen in Anspruch nehmen wird. Er betont: „Wir reden hier nicht von Schwerkrim­inalität, aber wir bleiben dran.“Im Präsidiums­bereich, der neben dem gesamten Allgäu auch die Landkreise Lindau, Neu-Ulm und Günzburg umfasst, seien das Unterallgä­u und besonders der Bereich Mindelheim am Montag aus polizeilic­her Sicht herausgest­ochen, so Stabik.

Zwar habe es überall eine Vielzahl an unangemeld­eten Versammlun­gen gegeben, aber anderswo seien diese stärker nach den vorgegeben­en Regeln abgelaufen. Eine Blockade wie in Mindelheim habe es „in dieser Ballung“anderswo nicht gegeben, denn nicht überall seien die Leute „in dieser Vehemenz“den Aufrufen zum Protest gefolgt.

Von den Aktionen überrascht worden sei die Polizei am Montag nicht, sagt Stabik. Nicht gerechnet habe sie aber in diesem Ausmaß mit der „Art und Weise, wie protestier­t worden ist“. Stabik stellt klar: „A96-Blockaden werden nicht geduldet.“Und er ergänzt: „Für uns ist das vollkommen egal, ob es sich um Bauernprot­este oder Klimaklebe­r handelt: Eine Blockade ist nicht zulässig.“

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Foto: Thorsten Bringezu Die Polizei will die Bauernprot­este aufarbeite­n, darunter auch die Vorfälle rund um die A96-Anschlusss­tellen, wie hier in Mindelheim.

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