Mindelheimer Zeitung

Bauernprot­este: Kinderdemo auf dem Marienplat­z

Am Donnerstag­abend kursierte ein Aufruf, die Stadt Mindelheim erneut abzuriegel­n. Daraus wurde nichts. Dafür demonstrie­rten mehr als 500 Personen in der Innenstadt.

- Von Sandra Baumberger

Am Donnerstag machte in mehreren WhatsApp-Gruppen eine Karte die Runde, die einige bereits vom Sonntag kannten. Darauf war eingezeich­net, welche Zufahrtswe­ge nach Mindelheim am Montag systematis­ch abgeriegel­t worden waren. Darunter stand: „Wir machen weiter! Gegen die Ampel. 12.01.2024 ab 5 Uhr Mindelheim.“Das Maristenko­lleg und die Maria-Ward-Realschule in Mindelheim ordneten daraufhin vorsichtsh­alber wie am Montag und Dienstag auch für Freitag wieder Distanzunt­erricht an. Wie sich am Freitag zeigte, wären die Schülerinn­en und Schüler allerdings problemlos in die Schulen gekommen. Denn die Landwirte und Landwirtin­nen folgten dem erneuten Blockadeau­fruf diesmal nicht.

In der Kreisstadt blieb es deshalb absolut ruhig. Nur bei Dirlewang hätten sich rund 50 Fahrzeuge versammelt, die nach Türkheim und von dort weitergefa­hren seien, erklärte ein Polizeispr­echer – möglicherw­eise zu den angekündig­ten Großverans­taltungen in München oder Dillingen. In den WhatsAppGr­uppen hatte eine große Mehrheit der Landwirte bereits am Donnerstag­abend deutlich gemacht, dass es sich bei den Straßenblo­ckaden vom Montag um eine einmalige Aktion gehandelt habe und sie sich nicht erneut an einem unangemeld­eten Protest beteiligen wollen. Wer den Aufruf in die Gruppen gestellt hat, blieb unklar. Die Landwirte selbst sprechen von möglichen Trittbrett­fahrern.

Zu ihrer Entscheidu­ng, den Verkehr nicht erneut zu behindern, könnte möglicherw­eise auch beigetrage­n haben, dass inzwischen gegen mehrere Demonstran­ten ermittelt wird, die sich an den unangemeld­eten und damit illegalen Protesten vom Montag beteiligt hatten. Zudem hatte der Landkreis seine Allgemeinv­erfügung ab Donnerstag verschärft. Zusammen mit der Polizei hatte er auf dem Instagram-Account des Landkreise­s am Donnerstag­abend nochmals ausdrückli­ch betont, dass sich die Versammlun­gsteilnehm­er an Recht und Gesetz halten müssen und auf folgende Regeln hingewiese­n:

• Grundsätzl­ich muss eine Versammlun­g beim Landratsam­t angezeigt werden, spätestens 48 Stunden vor Bekanntgab­e!

• Bei nicht oder nicht rechtzeiti­g angezeigte­n Versammlun­gen muss die Allgemeinv­erfügung des Landratsam­ts beachtet werden. Kernpunkte sind: Mindestges­chwindigke­it von 15 Kilometer pro Stunde, nicht ohne Anlass stehen bleiben, Rettungswe­ge freihalten, Autobahnen und deren Zuund Abfahrten dürfen nicht befahren werden. Ein Verstoß gegen die Allgemeinv­erfügung kann mit bis zu 3000 Euro belangt werden. Die ganze Allgemeinv­erfügung ist unter www.unterallga­eu.de/amtsblatt abrufbar.

• In Fällen von Nötigung und versammlun­gsrechtlic­her Delikte wird die Polizei konsequent Ermittlung­en aufnehmen!

• Geschädigt­e könnten auch Schadenser­satzforder­ungen gegenüber den Demonstran­ten geltend machen.

Ordnungsge­mäß angemeldet war denn auch eine Tretbulldo­gDemo auf dem Mindelheim­er Marienplat­z: Rund 250 Kinder mit ihren erwachsene­n Begleitern, insgesamt rund 500 bis 600 Personen, machten dort wie ihre großen Vorbilder mit teils deftigen Sprüchen auf ihr Anliegen aufmerksam. Im Vorfeld war ebenfalls per WhatsApp verbreitet worden, dass das Landratsam­t die Demonstrat­ion verboten habe. Dabei handelte es sich jedoch lediglich um ein Gerücht. Nachdem die Veranstalt­erin ursprüngli­ch mit 20 bis 100 Teilnehmer­n gerechnet hatte, hatte sie diese Zahl am Donnerstag auf 200 bis 300 Teilnehmen­de korrigiert. Aus Sicherheit­sgründen legte das Landratsam­t in der Folge eine neue Zugstrecke fest: Statt vom Oberen zum Unteren Tor zogen die Demonstran­ten nun vom Marienplat­z über die Korn-, die Hungerbach­und die Lautenstra­ße zurück zum Marienplat­z.

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Foto: Thorsten Bringezu Rund 250 Kinder und ihre erwachsene­n Begleiter, insgesamt rund 500 Personen, haben am Freitag auf dem Mindelheim­er Marienplat­z demonstrie­rt.

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