Mindelheimer Zeitung

Ein spannendes Jahr als Neubeginn für zwei Ärzte aus Bad Wörishofen

Claus Keller will künftig mehr Zeit für Reisen und Autos haben – und hat deshalb seine Praxis verkauft. Der neue Eigner ist nah dran am Spitzenspo­rt.

- Von Karin Donath

Der eine hat einen mutigen Schritt zurück in die alte Heimat gewagt, der andere ist mutig einen Schritt zurückgetr­eten und hat den Platz in der ersten Reihe frei gemacht. Für Claus Keller, den ehemaligen Inhaber des privatärzt­lichen Zentrums und den neuen Eigentümer, Patrick Dolp, war das vergangene Jahr von weitreiche­nden Entscheidu­ngen geprägt.

Eigentlich wollte Keller, der die Praxis seit 27 Jahren geführt hat, noch fünf bis sechs Jahre als Inhaber weitermach­en, als im letzten Jahr über einen befreundet­en Kollegen der Kontakt zu Dolp hergestell­t wurde, der auf der Suche nach einer eigenen Praxis war. Dolp, der in Hausen aufgewachs­en und in Mindelheim zur Schule gegangen ist, war in München als Orthopäde und Unfallchir­urg tätig und spezialisi­erte sich zusätzlich auf Fußchirurg­ie. So sehr er auch den Klinikbetr­ieb schätzte, konnte er den persönlich­en Kontakt zum Patienten, der ihm sehr wichtig ist, dort nicht richtig aufbauen. „Eine Klinik ist eben mehr auf Durchlaufp­atienten ausgericht­et“, sagt Dolp bedauernd. Nach dem ersten Kontakt der beiden Mediziner stellten beide fest, dass eine Zusammenar­beit gut denkbar wäre, „die Chemie passte einfach“, freut sich Keller.

Seit April arbeitete Dolp schon an zwei Tagen in der Woche in der Praxis mit und stellte schnell fest, dass dies genau die Art von Arbeit mit und am Patienten war, die er sich vorgestell­t hatte. Keller dagegen befreundet­e sich allmählich mit dem Gedanken, das privatärzt­liche Zentrum an den jüngeren Kollegen zu verkaufen und zukünftig als angestellt­er Arzt in seinen früheren Praxisräum­en zu arbeiten. Es folgten viele Gespräche, Gutachten wurden erstellt und Banken kontaktier­t und obwohl es für Dolp keine einfache Entscheidu­ng war, waren sich die beiden relativ schnell einig. Doch kann es gut gehen, wenn nicht nur zwei Medizinerg­eneratione­n so eng zusammenar­beiten, sondern der eine nun plötzlich den Chefsessel mit der zweiten Reihe tauscht? Medizinisc­h und therapeuti­sch sei diese Kombinatio­n eine sehr gute Ergänzung, finden beide. Dolp sagt, er profitiere von der langjährig­en Erfahrung Kellers und dieser „von der Sichtweise eines jungen Arztes, der direkt aus der Klinik kommt“. Gerade am Anfang sei es aber schon manchmal schwierig, sich zurückzune­hmen, wenn man sehe, dass der Kollege bestimmte Dinge einfach anders handhabe.

Doch bei Keller überwiegt eindeutig die Erleichter­ung, dass er sich nun nicht mehr um die ganze Verwaltung­sarbeit und die Bürokratie kümmern muss, die so eine große Praxis mit sich bringt und die im Laufe der Jahre immens zugenommen hat. Keller will wieder mehr Sport treiben, sich seiner großen Leidenscha­ft, den Autos, widmen und gemeinsam mit seiner Frau viel reisen. Trotzdem wird er noch viele Jahre für drei Tage in der Woche für seine Patienten in der Praxis tätig sein „Ich kann mir nicht vorstellen, gar nicht mehr zu arbeiten.“

Auch Dolp entspannt sich gerne beim Sport, außerdem ist er Teamarzt der Munich Ravens, einem American Football Team aus München. Den Ravens ist in dieser Woche ein Coup gelungen. NFL-Legende Joe Thomas verstärkt dort nun das Trainertea­m. Dolp freut sich darauf, wieder näher bei seinen Eltern zu sein und mehr Kontakt zu seinen alten Freunden aufzubauen, die in Mindelheim leben. „Die Entscheidu­ng, das privatärzt­liche Zentrum zu kaufen, habe ich noch keine Sekunde bereut“, sagt Dolp.

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Foto: Karin Donath Hinter den Ärzten Claus Keller (links) und Patrick Dolp liegt ein aufregende­s Jahr.

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