Mindelheimer Zeitung

Kredit an Signa-Gesellscha­ft in Millionenh­öhe

Memminger VR-Bank soll einer Tochterfir­ma der angeschlag­enen Signa-Gruppe 60 Millionen Euro geliehen haben.

- Von Andreas Berger und Helmut Kustermann

Eine Allgäuer VR-Bank soll einen Kredit über 60 Millionen Euro gewährt haben – und zwar einer Gesellscha­ft des umstritten­en Immobilien­unternehme­rs René Benko. So war es am Mittwoch in einem Bericht des Handelsbla­tt zu lesen. Benkos Signa-Gruppe befindet sich in starker finanziell­er Schieflage. Auch das insolvente WarenhausU­nternehmen Galeria Karstadt Kaufhof gehört zu dieser Gruppe.

Auch in Memmingen gibt es eine Karstadt-Filiale. Ebenfalls in Memmingen sitzt die VR-Bank, die den Millionen-Kredit vergeben haben soll.

Ein 60-Millionen-Geschäft mit einer höchst fragilen Unternehme­nsgruppe, und das auch noch außerhalb des Zuständigk­eitsbereic­hs der Genossensc­haftsbank – was ist dran? Bei der VR-Bank in Memmingen heißt es: Stimmt so nicht. Die gesetzlich zugelassen­e Grenze für Kredite werde vor allem am Eigenkapit­al bemessen und liege für die VR-Bank Memmingen bei 30 Millionen Euro. Der bankintern festgelegt­e Kreditrahm­en bewege sich noch deutlich darunter.

Nach Recherchen unserer Redaktion hat die VR-Bank aber tatsächlic­h einen Kredit vergeben: an eine Gesellscha­ft, die zur Signa-Gruppe gehört. Und zwar in einer Höhe von zehn bis zwölf Millionen Euro. Nach unseren Recherchen hat sich das Memminger Haus mit anderen Genossensc­haftsbanke­n zu einem Konsortium zusammenge­schlossen. Das Engagement aller dieser Kreditinst­itute liegt demnach bei den genannten 60 Millionen Euro.

Ein Insider bestätigt uns: Solche Geschäftsm­odelle gebe es in Deutschlan­d, damit verdienten auch Genossensc­haftsbanke­n Geld. Innerhalb der Memminger VR-Bank wurde offenbar im Jahr 2017 eine Abteilung aufgebaut, die sich mit solchen Geschäften beschäftig­t. Nach Informatio­nen unserer Redaktion engagiert sich das Kreditinst­itut hierbei in Metropolen wie Düsseldorf. In den Zusammensc­hlüssen mehrerer Genossensc­haftsbanke­n soll dabei mindestens ein Geldhaus vertreten sein, das sich in der Nähe der jeweiligen Immobilie befindet. Hier geht es offenbar darum, lokales Wissen ins Boot zu holen.

Aber warum lässt sich eine Gruppe von Banken derzeit auf Geschäfte mit der Signa-Gruppe ein, die immer stärker bröckelt? In diesem Fall habe eine Projektges­ellschaft den Kredit bekommen, die zu Signa gehöre, sagt der Insider. Diese sei ausschließ­lich für eine Immobilie und ein Grundstück in der Düsseldorf­er Innenstadt zuständig. In dem Gebäude war einmal eine Galeria-Filiale untergebra­cht.

Die Gesellscha­ft sei nicht insolvent, wie andere Unternehme­n von Benko. Die Zinsen, die für den Kredit insgesamt fällig sind, seien vorab auf einem Konto hinterlegt worden. Und als Sicherheit für die Banken dienten das Gebäude und vor allem das Grundstück. Im Grundbuch sei die VR-Bank Memmingen stellvertr­etend für alle beteiligte­n Banken mit einer Grundschul­d eingetrage­n. Das heißt: Das Grundstück dient als Sicherheit. Die Fläche soll knapp 8500 Quadratmet­er betragen und ungefähr 150 Millionen Euro wert sein.

Die VR-Bank Memmingen bestätigt all das nicht: Zu Geschäftsb­eziehungen dürfe sie sich nicht äußern. Bankvorsta­nd René Schinke sagt nur: „Wir betreiben ein verantwort­ungsvolles Kreditgesc­häft.“Alle Darlehen ab einer bestimmten Höhe müsse der Aufsichtsr­at genehmigen.

Nach Informatio­nen unserer Redaktion soll die Signa-Gesellscha­ft in Düsseldorf den 60-Millionen-Euro-Kredit für die Planung benötigen: Grundstück und Immobilie sollten weiterentw­ickelt werden, heißt es. Das könnte beispielsw­eise bedeuten, dass das Haus einem Neubau weichen muss. Derzeit ist das ehemalige Galeria-Gebäude an einen großen Fahrradhän­dler vermietet.

René Benko (46) ist ein österreich­ischer Unternehme­r und Milliardär. Zu seinem komplizier­ten Firmengefl­echt gehören Objekte wie das Chrysler Building in New York, das Luxuskaufh­aus KaDeWe in Berlin und der im Bau befindlich­e Elbtower in Hamburg. Benkos SignaGrupp­e ist vor allem wegen gestiegene­r Zinsen und Baukosten ins Taumeln geraten.

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Foto: Brigitte Hefele-Beitlich Die VR-Bank Memmingen soll einer Signa-Tochterfir­ma Geld geliehen haben.

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