Kredit an Signa-Gesellschaft in Millionenhöhe
Memminger VR-Bank soll einer Tochterfirma der angeschlagenen Signa-Gruppe 60 Millionen Euro geliehen haben.
Eine Allgäuer VR-Bank soll einen Kredit über 60 Millionen Euro gewährt haben – und zwar einer Gesellschaft des umstrittenen Immobilienunternehmers René Benko. So war es am Mittwoch in einem Bericht des Handelsblatt zu lesen. Benkos Signa-Gruppe befindet sich in starker finanzieller Schieflage. Auch das insolvente WarenhausUnternehmen Galeria Karstadt Kaufhof gehört zu dieser Gruppe.
Auch in Memmingen gibt es eine Karstadt-Filiale. Ebenfalls in Memmingen sitzt die VR-Bank, die den Millionen-Kredit vergeben haben soll.
Ein 60-Millionen-Geschäft mit einer höchst fragilen Unternehmensgruppe, und das auch noch außerhalb des Zuständigkeitsbereichs der Genossenschaftsbank – was ist dran? Bei der VR-Bank in Memmingen heißt es: Stimmt so nicht. Die gesetzlich zugelassene Grenze für Kredite werde vor allem am Eigenkapital bemessen und liege für die VR-Bank Memmingen bei 30 Millionen Euro. Der bankintern festgelegte Kreditrahmen bewege sich noch deutlich darunter.
Nach Recherchen unserer Redaktion hat die VR-Bank aber tatsächlich einen Kredit vergeben: an eine Gesellschaft, die zur Signa-Gruppe gehört. Und zwar in einer Höhe von zehn bis zwölf Millionen Euro. Nach unseren Recherchen hat sich das Memminger Haus mit anderen Genossenschaftsbanken zu einem Konsortium zusammengeschlossen. Das Engagement aller dieser Kreditinstitute liegt demnach bei den genannten 60 Millionen Euro.
Ein Insider bestätigt uns: Solche Geschäftsmodelle gebe es in Deutschland, damit verdienten auch Genossenschaftsbanken Geld. Innerhalb der Memminger VR-Bank wurde offenbar im Jahr 2017 eine Abteilung aufgebaut, die sich mit solchen Geschäften beschäftigt. Nach Informationen unserer Redaktion engagiert sich das Kreditinstitut hierbei in Metropolen wie Düsseldorf. In den Zusammenschlüssen mehrerer Genossenschaftsbanken soll dabei mindestens ein Geldhaus vertreten sein, das sich in der Nähe der jeweiligen Immobilie befindet. Hier geht es offenbar darum, lokales Wissen ins Boot zu holen.
Aber warum lässt sich eine Gruppe von Banken derzeit auf Geschäfte mit der Signa-Gruppe ein, die immer stärker bröckelt? In diesem Fall habe eine Projektgesellschaft den Kredit bekommen, die zu Signa gehöre, sagt der Insider. Diese sei ausschließlich für eine Immobilie und ein Grundstück in der Düsseldorfer Innenstadt zuständig. In dem Gebäude war einmal eine Galeria-Filiale untergebracht.
Die Gesellschaft sei nicht insolvent, wie andere Unternehmen von Benko. Die Zinsen, die für den Kredit insgesamt fällig sind, seien vorab auf einem Konto hinterlegt worden. Und als Sicherheit für die Banken dienten das Gebäude und vor allem das Grundstück. Im Grundbuch sei die VR-Bank Memmingen stellvertretend für alle beteiligten Banken mit einer Grundschuld eingetragen. Das heißt: Das Grundstück dient als Sicherheit. Die Fläche soll knapp 8500 Quadratmeter betragen und ungefähr 150 Millionen Euro wert sein.
Die VR-Bank Memmingen bestätigt all das nicht: Zu Geschäftsbeziehungen dürfe sie sich nicht äußern. Bankvorstand René Schinke sagt nur: „Wir betreiben ein verantwortungsvolles Kreditgeschäft.“Alle Darlehen ab einer bestimmten Höhe müsse der Aufsichtsrat genehmigen.
Nach Informationen unserer Redaktion soll die Signa-Gesellschaft in Düsseldorf den 60-Millionen-Euro-Kredit für die Planung benötigen: Grundstück und Immobilie sollten weiterentwickelt werden, heißt es. Das könnte beispielsweise bedeuten, dass das Haus einem Neubau weichen muss. Derzeit ist das ehemalige Galeria-Gebäude an einen großen Fahrradhändler vermietet.
René Benko (46) ist ein österreichischer Unternehmer und Milliardär. Zu seinem komplizierten Firmengeflecht gehören Objekte wie das Chrysler Building in New York, das Luxuskaufhaus KaDeWe in Berlin und der im Bau befindliche Elbtower in Hamburg. Benkos SignaGruppe ist vor allem wegen gestiegener Zinsen und Baukosten ins Taumeln geraten.