Ampel am Galgen baumelt zwischen Wiedergeltingen und Buchloe
Lautstark machen die Landwirte auf sich aufmerksam, protestieren in der Bahnhofstraße.
Am gestrigen Montag fanden in Berlin Bauernproteste statt. Buchloer Langschläfer wurden am Freitagmorgen von einem etwas anderen Wecker aus den Träumen gerissen: Der Protestzug aus Traktoren und Lastwagen fuhr unter lautstarkem Hupen durch das Stadtzentrum. Nach zwei Runden wurden die Fahrzeuge in Reih und Glied nahe des Schützenheims entlang der A96 aufgestellt, wo sie in der schneeweißen Winterlandschaft einen auffälligen Farbakzent setzten.
Zum Ende der Protestwoche, die ausgerufen wurde, um der Unzufriedenheit mit politischen Entscheidungen Ausdruck zu verleihen, berichten Buchloer Bauern von viel Zuspruch in der Bevölkerung.
Auch mittelständische Unternehmen seien dankbar, dass die Bauern auf Missstände aufmerksam machen, sagt Bäuerin Daniela Rid.
Vom Straßenrand lachten ihnen die meisten Gesichter entgegen, es habe Applaus und hochgestreckte Daumen gegeben. Und damit nicht genug: Passanten haben den Protestierenden sogar Brezen, Wurstsemmeln und heißen Punsch geschenkt, wie Landwirt Helmut Miederer berichtet. Das zeige, dass die Mehrheit den Protest unterstütze. „Wir wollen friedlich protestieren und die Leute nicht verärgern, sondern mitnehmen“, sagt Rid.
Doch nehmen einzelne es mit dem friedvollen Demonstrieren wohl nicht so genau. Nach ähnlichen Fällen in Seeg und Marktoberdorf haben Unbekannte auch an der Verbindungsstraße zwischen Buchloe und Wiedergeltingen einen Galgen aufgestellt, an dem eine Ampel hängt – wohl als Ausdruck des Protests gegen die Sparmaßnahmen der Ampel-Regierung.
Und auch an einem Fahrzeug, das durch Buchloe fuhr, baumelte die Ampel am Galgen.
Von solchen Aktionen distanziert sich der Bayerische Bauernverband
im Ostallgäu. „Wir brauchen solche martialischen Symbole nicht“, sagt Kreisobmann Andreas Schmid. „Wir wollen mit Argumenten überzeugen und lassen uns nicht in die rechte Ecke stellen, schließlich brauchen wir die Bevölkerung hinter uns.“Strafbar sei das Aufstellen des Galgens allerdings nicht, so Schmid. PolizeiPressesprecher Holger Stabik bestätigt dies.
„Es ist keine Strafbarkeit vorhanden“, sagt er. „Aber wir nehmen die Fälle natürlich auf und leiten sie an die Staatsanwaltschaft weiter.“Bislang habe diese entschieden, dass keine weiteren polizeilichen Maßnahmen notwendig sind.
Anders sehe das aus, sobald „ein Bezug zu Personen hergestellt werden kann“, so Stabik. Das heißt: Wenn nicht mehr Ampeln, sondern etwa Puppen mit Gesichtern von Politikern am Strick hängen oder die Balken mit Namen versehen sind, kommen laut dem Polizeisprecher verschiedene Straftatbestände infrage. So etwa Beleidigung, Verleumdung oder die üble Nachrede – je nach Auslegung und konkreter Situation könne es sich auch um eine Bedrohung handeln, wenn sich die Aktion gegen eine bestimmte Person richtet.
Die Landwirte Miederer und Rid verweisen darauf, dass es sich bei den Galgen um Einzelfälle handelte. Die Installation zwischen Buchloe und Wiedergeltingen hätten sie umgehend abgebaut. „Sowas wollen wir natürlich nicht“, sagt Rid. Vielmehr wollen sie sachlich auf ihre Anliegen aufmerksam machen – und dafür scheuen sie keine Mühen. Da das Streusalz auf den Straßen den landwirtschaftlichen Maschinen schade, müssten diese abends wieder gereinigt werden.