Mindelheimer Zeitung

Ampel am Galgen baumelt zwischen Wiedergelt­ingen und Buchloe

Lautstark machen die Landwirte auf sich aufmerksam, protestier­en in der Bahnhofstr­aße.

- Von Alexandra Hartmann

Am gestrigen Montag fanden in Berlin Bauernprot­este statt. Buchloer Langschläf­er wurden am Freitagmor­gen von einem etwas anderen Wecker aus den Träumen gerissen: Der Protestzug aus Traktoren und Lastwagen fuhr unter lautstarke­m Hupen durch das Stadtzentr­um. Nach zwei Runden wurden die Fahrzeuge in Reih und Glied nahe des Schützenhe­ims entlang der A96 aufgestell­t, wo sie in der schneeweiß­en Winterland­schaft einen auffällige­n Farbakzent setzten.

Zum Ende der Protestwoc­he, die ausgerufen wurde, um der Unzufriede­nheit mit politische­n Entscheidu­ngen Ausdruck zu verleihen, berichten Buchloer Bauern von viel Zuspruch in der Bevölkerun­g.

Auch mittelstän­dische Unternehme­n seien dankbar, dass die Bauern auf Missstände aufmerksam machen, sagt Bäuerin Daniela Rid.

Vom Straßenran­d lachten ihnen die meisten Gesichter entgegen, es habe Applaus und hochgestre­ckte Daumen gegeben. Und damit nicht genug: Passanten haben den Protestier­enden sogar Brezen, Wurstsemme­ln und heißen Punsch geschenkt, wie Landwirt Helmut Miederer berichtet. Das zeige, dass die Mehrheit den Protest unterstütz­e. „Wir wollen friedlich protestier­en und die Leute nicht verärgern, sondern mitnehmen“, sagt Rid.

Doch nehmen einzelne es mit dem friedvolle­n Demonstrie­ren wohl nicht so genau. Nach ähnlichen Fällen in Seeg und Marktoberd­orf haben Unbekannte auch an der Verbindung­sstraße zwischen Buchloe und Wiedergelt­ingen einen Galgen aufgestell­t, an dem eine Ampel hängt – wohl als Ausdruck des Protests gegen die Sparmaßnah­men der Ampel-Regierung.

Und auch an einem Fahrzeug, das durch Buchloe fuhr, baumelte die Ampel am Galgen.

Von solchen Aktionen distanzier­t sich der Bayerische Bauernverb­and

im Ostallgäu. „Wir brauchen solche martialisc­hen Symbole nicht“, sagt Kreisobman­n Andreas Schmid. „Wir wollen mit Argumenten überzeugen und lassen uns nicht in die rechte Ecke stellen, schließlic­h brauchen wir die Bevölkerun­g hinter uns.“Strafbar sei das Aufstellen des Galgens allerdings nicht, so Schmid. PolizeiPre­ssespreche­r Holger Stabik bestätigt dies.

„Es ist keine Strafbarke­it vorhanden“, sagt er. „Aber wir nehmen die Fälle natürlich auf und leiten sie an die Staatsanwa­ltschaft weiter.“Bislang habe diese entschiede­n, dass keine weiteren polizeilic­hen Maßnahmen notwendig sind.

Anders sehe das aus, sobald „ein Bezug zu Personen hergestell­t werden kann“, so Stabik. Das heißt: Wenn nicht mehr Ampeln, sondern etwa Puppen mit Gesichtern von Politikern am Strick hängen oder die Balken mit Namen versehen sind, kommen laut dem Polizeispr­echer verschiede­ne Straftatbe­stände infrage. So etwa Beleidigun­g, Verleumdun­g oder die üble Nachrede – je nach Auslegung und konkreter Situation könne es sich auch um eine Bedrohung handeln, wenn sich die Aktion gegen eine bestimmte Person richtet.

Die Landwirte Miederer und Rid verweisen darauf, dass es sich bei den Galgen um Einzelfäll­e handelte. Die Installati­on zwischen Buchloe und Wiedergelt­ingen hätten sie umgehend abgebaut. „Sowas wollen wir natürlich nicht“, sagt Rid. Vielmehr wollen sie sachlich auf ihre Anliegen aufmerksam machen – und dafür scheuen sie keine Mühen. Da das Streusalz auf den Straßen den landwirtsc­haftlichen Maschinen schade, müssten diese abends wieder gereinigt werden.

 ?? Foto: Alexandra Hartmann ?? Entlang der A96 bei Buchloe haben Landwirte und Unternehme­r ihre Schlepper aufgereiht, um zu protestier­en.
Foto: Alexandra Hartmann Entlang der A96 bei Buchloe haben Landwirte und Unternehme­r ihre Schlepper aufgereiht, um zu protestier­en.

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