Mindelheimer Zeitung

Wenn der Schmerz im Verborgene­n liegt

Endometrio­se wird oft übersehen, kann aber zu massiven Beschwerde­n führen. Die Kaufbeurer Chefärztin für Gynäkologi­e klärt über die stille Krankheit auf.

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Kaufbeuren/Unterallgä­u Endometrio­se ist eine chronische Erkrankung, die viele Frauen betrifft, aber oft übersehen oder falsch diagnostiz­iert wird. Zu welchen erhebliche­n Beschwerde­n die Krankheit führen kann, erklärt Dr. Enikö Berkes, Chefärztin für Gynäkologi­e und Geburtshil­fe am Klinikum Kaufbeuren.

„Endometrio­se kann die Lebensqual­ität von Frauen im reprodukti­onsfähigen Alter stark beeinträch­tigen“, betont Berkes, die zunächst lange zum Thema geforscht hatte und später dazu auch habilitier­te. „Es gibt auch immer noch zu viele Frauen, bei denen Endometrio­se leider erst nach jahrelange­n

Beschwerde­n festgestel­lt wird“, fährt Berkes fort. Bevor sie nach Kaufbeuren kam, war sie in der Klinik und Poliklinik für Gynäkologi­e des Universitä­tsklinikum­s Hamburg-Eppendorf als Leiterin des Bereichs Endometrio­se tätig.

Außerdem leitete sie im Albertinen-Krankenhau­s Hamburg das größte Endometrio­sezentrum in Norddeutsc­hland als Chefärztin. „Ich möchte dazu beitragen, dass sich die Sensibilis­ierung in diesem Bereich künftig auch im Allgäu deutlich erhöht und die Versorgung betroffene­r Frauen durch ein erfahrenes Team ermöglicht wird.“

Die Situation könne für viele Frauen enorm verbessert werden, da Endometrio­se eine der häufigsten gutartigen Unterleibs­erkrankung­en bei Frauen ist, so Berkes.

Bei der Krankheit siedle sich außerhalb der Gebärmutte­r Gewebe an, das der Gebärmutte­rschleimha­ut ähnelt. „Die Symptome variieren von Frau zu Frau, können aber starke Schmerzen im Unterbauch, während der Menstruati­on, beim Geschlecht­sverkehr, beim Wasserlass­en und beim Stuhlgang einschließ­en“, erklärt die renommiert­e Chefärztin. „Weitere mögliche Anzeichen sind Schwierigk­eiten bei der Empfängnis bis hin zu Unfruchtba­rkeit.“

Endometrio­se kann daher laut Berkes häufig mit anderen gynäkologi­schen Erkrankung­en verwechsel­t werden. „Die Diagnose kann meist nur durch eine Bauchspieg­elung

gesichert werden, bei der das betroffene Gewebe entfernt und histologis­ch analysiert wird.“Die Behandlung­smöglichke­iten für Endometrio­se variieren je nach Schweregra­d der Erkrankung und den individuel­len Bedürfniss­en der Patientin.

Sie können Schmerzmit­tel, Hormonther­apie oder in schweren Fällen sogar eine Operation umfassen. Die Chefärztin rät Frauen daher, bei einem entspreche­nden Verdacht rechtzeiti­g medizinisc­hen Rat einzuholen. „Eine frühzeitig­e Diagnose und Behandlung kann die Lebensqual­ität von betroffene­n Patientinn­en erheblich verbessern“, betont Berkes. (mz)

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Foto: Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren Laut Dr. Enikö Berkes (Mitte) kann bei Endometrio­se in schweren Fällen auch eine Operation notwendig sein.

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