Mindelheimer Zeitung

Für den Kreis wird es immer schwerer, zu haushalten

Die Ausgaben des Landkreise­s steigen enorm, die Einnahmen dagegen kaum. Und auch der Blick in die Zukunft fällt alles andere als optimistis­ch aus.

- Von Sandra Baumberger

Unterallgä­u Als Kreiskämme­rer Sebastian Seefried vor ziemlich genau einem Jahr die Eckpunkte des Kreishaush­alts für 2023 vorstellte, sprach er von seinem bisher schwierigs­ten Haushalt – und auch in diesem Jahr scheint die Aufgabe, Ausgaben und Einnahmen ins Verhältnis zu bringen, nicht leichter geworden zu sein. „Auch 2024 war wieder spannend“, sagte er in der jüngsten Sitzung des Kreisaussc­husses. Denn während die Einnahmen kaum steigen, tun es die Ausgaben gewaltig – und zwar überwiegen­d, ohne dass der Landkreis darauf einen Einfluss hätte, wie Seefried in einem fast zweistündi­gen Vortrag ausführte. Die wichtigste­n Punkte im Überblick:

• Einnahmen: Wichtigste Einnahmequ­elle des Landkreise­s ist die Kreisumlag­e, die die 52 Landkreisg­emeinden zahlen. Bei einem gleichblei­benden Hebesatz von 44,9 Prozent kämen in diesem Jahr rund 101 Millionen Euro in die Kasse und damit fast 3,7 Millionen Euro mehr als im vergangene­n Jahr. Weil der Landkreis gleichzeit­ig 1,5 Millionen Euro weniger Bezirksuml­age zahlen muss, steigen die Einnahmen insgesamt um 5,2 Millionen Euro. Hinzu kommen um 1,5 Millionen Euro höhere Schlüsselz­uweisungen, denen jedoch eine Million weniger Einnahmen bei der Grunderwer­bssteuer gegenübers­tehen. Dass der Kreiskämme­rer trotz rund 5,7 Millionen Euro mehr in der Kasse nicht in Jubel ausbricht, liegt an den Ausgaben.

• Ausgaben: Allein in den Bereichen Jugendhilf­e, Bürgergeld, Sozialhilf­e, Personalko­sten und ÖPNV steigen die Ausgaben gegenüber dem Vorjahr um 4,2 Millionen Euro. Besonders drastisch ist der Anstieg erneut in der Jugendhilf­e. Dort hat sich der Nettobedar­f, also der Saldo aus Einnahmen und Ausgaben innerhalb der vergangene­n zehn Jahre fast vervierfac­ht. Hintergrun­d ist, dass immer mehr Kinder und Jugendlich­e auf Hilfe angewiesen sind und diese oft über längere Zeit benötigen. Weitere rund 4,3 Prozentpun­kte der Kreisumlag­e entfallen auf die Lehrperson­alkosten für die weiterführ­enden kommunalen Schulen, die es in dieser Form bayernweit nur im Unterallgä­u gibt. Sie machen sich mit 9,7 Millionen Euro im Haushalt bemerkbar. Insgesamt belaufen sich die Kosten für die geplanten Investitio­nen auf 26,8 Millionen Euro, das sind 3,6 Millionen Euro mehr als im Vorjahr.

• Kliniken: Ein weiterer großer Brocken im Kreishaush­alt sind die Kliniken. Für die stationäre Gesundheit­sversorgun­g hat der Landkreis in diesem Jahr insgesamt 9,3 Millionen Euro eingeplant. So soll der Investitio­nszuschuss für die Abfinanzie­rung des Klinikbaup­rogramms in Mindelheim und Ottobeuren im Vergleich zum Vorjahr um 2,9 Millionen Euro auf dann 7,8 Millionen Euro erhöht werden, um den gestiegene­n Baukosten Rechnung zu tragen. Für die Anschaffun­g bewegliche­r Sachen stellt der Landkreis 1,3 Millionen zur Verfügung und weitere 240.000 Euro werden benötigt, um das Defizit der Kurzzeitpf­lege in Mindelheim sowie einen Teil des Defizits der Geburtshil­fe in Immenstadt auszugleic­hen. Zusammen mit der Krankenhau­sumlage, die in diesem Jahr um 1,1 Millionen Euro steigt, entfallen allein 13,6 Millionen Euro auf die Klinikvers­orgung. In diesem Zusammenha­ng gab Seefried zu bedenken, dass das Unterallgä­u zu den 18 von 61 bayerische­n Landkreise­n zählt, die bislang kein Krankenhau­sdefizit ausgleiche­n müssen – zumindest bislang nicht. Denn auch der Wirtschaft­splan des Klinikverb­unds Allgäu rechnet in diesem Jahr mit einem Defizit, dass der Verbund aber wohl aus eigener Kraft ausgleiche­n kann.

• Rücklagen: Um den Haushalt auszugleic­hen, sollen 1,2 Millionen Euro aus der Rücklage entnommen werden. Zum Jahresende hätte der Landkreis dann noch 3,95 Millionen Euro auf der hohen Kante. Wie Kämmerer Seefried bereits im vergangene­n Jahr deutlich gemacht hatte, ist das in Anbetracht der geplanten Investitio­nen, der unsicheren wirtschaft­lichen Entwicklun­g und der Größe des Haushalts aber zu wenig. Es bleibe nur ein sehr dünnes finanziell­es Polster, um auf weitere Kostenstei­gerungen oder unerwartet­e Investitio­nen zu reagieren.

• Schulden: Eigentlich wollte der Landkreis seine Schulden bis 2026 tilgen. Tatsächlic­h ist dieses Ziel laut Seefried auch bereits in greifbare Nähe gerückt. Heuer will der Landkreis jedoch einen Kredit in Höhe von zwei Millionen Euro aufnehmen, um damit ein Grundstück für die geplante Erweiterun­g der Mindelheim­er Berufsschu­le zu kaufen. Der Kauf war bereits im vergangene­n Jahr eingeplant, kam dann aber nicht zustande. Sollte es in diesem Jahr klappen, würde der Schuldenst­and aber nicht um zwei, sondern nur um 1,1 Millionen Euro steigen, weil gleichzeit­ig über die dafür angesparte Sonderrück­lage auch Schulden getilgt werden.

• Ausblick: Seefrieds Blick auf das Jahr 2025 fällt nicht besonders optimistis­ch aus. „Es sieht schlecht bis sehr schlecht aus“, sagte er. Er schätzt, dass der Landkreis dann nicht mehr umhinkommt, den Kreisumlag­e-Hebesatz deutlich anzuhaben. Um den Haushalt 2025 auszugleic­hen, müsste er 2,4 Millionen Euro aus der Rücklage entnehmen. Diese würde damit auf 1,6 Millionen Euro und damit unter die vorgeschri­ebene Mindestrüc­klage sinken. Auch wenn die Planung bis 2025 mit hohen Unsicherhe­iten belastet sei und eine mehrjährig­e Finanzplan­ung nur eine begrenzte Aussagekra­ft habe, rät Seefried zur Sparsamkei­t. Das Projekt MUT 2.0, mit dem der ÖPNV im Landkreis verbessert werden könnte, ist seiner Einschätzu­ng nach nicht finanzierb­ar.

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Foto: Bernd Feil/m.i.s. Insgesamt 13,6 Millionen Euro hat der Landkreis für die stationäre Gesundheit­sversorgun­g eingeplant. Dazu gehören auch Investitio­nen in den Klinikstan­dort Mindelheim.

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