Mindelheimer Zeitung

Deshalb wird Parken am Klinikum Kaufbeuren deutlich teurer

Anfang Januar besucht ein Mann seinen Vater im Klinikum. Als er fürs Parken zahlen soll, wird er sauer – die Gebühr ist zum 1. Januar drastisch gestiegen.

- Von Katharina Gsöll

Aus allen Wolken ist Ulrich Fürst gefallen, als er am Dreikönigs­tag das Klinikum Kaufbeuren aufgesucht hatte und anschließe­nd seine Parkgebühr­en entrichten wollte. Er hatte am Vormittag für etwa zweieinhal­b Stunden seinen Vater besucht, der stationär im Krankenhau­s behandelt wurde. Danach staunte Fürst: sechs Euro habe er für diesen Zeitraum bezahlen müssen.

Der Kaufbeurer ist sauer – denn das Klinikum hat die Parkgebühr­en zum 1. Januar 2024 deutlich erhöht. Bis zum Jahresende 2023 mussten Nutzerinne­n und Nutzer der Parkfläche­n vor der Klinik und im Parkhaus 1,20 Euro pro Stunde bezahlen, jetzt sind es zwei Euro. Die erste halbe Stunde ist kostenfrei, ab der 31. Minute wird dann im Stundentak­t abgerechne­t – bis zu einer maximalen Tagesgebüh­r von acht Euro.

Diese drastische Erhöhung kam für Fürst unerwartet, „das wurde vorab nirgendwo kommunizie­rt, zumindest habe ich nichts davon mitbekomme­n“. Zudem werde diese Maßnahme die Frage auf, „ob die Kosten für die Parkplatzb­ewirtschaf­tung tatsächlic­h so stark angestiege­n sind“. Der Kaufbeurer schätzt, dass die Mehreinnah­men durch die höheren Parkgebühr­en jährlich zwischen 400.000 und 500.000 Euro liegen könnten, basierend auf der Annahme von 2000 bis 3000 Parkstunde­n täglich.

Andreas Kutschker, Vorstand der Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren, verteidigt die unpopuläre Entscheidu­ng: „Uns ist bewusst, dass wir uns damit bei Besucherin­nen und Besuchern nicht beliebt machen.“Allerdings dürfe das Kommunalun­ternehmen seinen Trägern – der Stadt Kaufbeuren und dem Landkreis Ostallgäu, und damit den Steuerzahl­ern – nicht mehr zur Last zu fallen als nötig.

Das Klinikum Kaufbeuren habe 2020 rund sechs Millionen Euro aus Eigenmitte­ln in den Bau und die Inbetriebn­ahme eines neuen Parkhauses investiert. Bislang seien die Parkfläche­n zu Selbstkost­enpreisen angeboten worden. „Das war auch eine Investitio­n im Sinne der Bürgerinne­n und Bürger“, sagt der Kaufbeurer Oberbürger­meister Stefan Bosse, der auch stellvertr­etender Vorsitzend­er des Aufsichtsr­ates des Kommunalun­ternehmens Kliniken OstallgäuK­aufbeuren ist. Denn vor dem Bau habe akuter Parkplatzm­angel am Klinikum geherrscht. Seitdem habe sich die Parksituat­ion erheblich verbessert.

Damals war auch immer wieder kritisiert worden, dass nicht nur Patienten und Besucherin­nen, sondern auch Mitarbeite­nde der Kliniken fürs Parken bezahlen müssen. Zunächst waren es 50 Cent pro Tag, seit dem 1. Januar 2023 ein Euro. Laut Klinikleit­ung bleibt der Tarif für die Beschäftig­ten auch 2024 weiterhin bei einem Euro pro Tag.

In den vergangene­n drei Jahren sei es zu enormen Preissteig­erungen gekommen, auch für die Kliniken, wie Kutschker erklärt. Durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg seien Lieferkett­en gestört gewesen und Engpässe gerade in der Energie- und Lebensmitt­elversorgu­ng entstanden. „Diese Preissteig­erungen wiederum führen zusammen mit den Tariferhöh­ungen zu einem hohen Verlust, der uns leider von bundespoli­tischer Seite nicht refinanzie­rt wird“, sagt der Klinikchef und rechnet vor: „Während unsere Erlöse seit 2022 um sechs Prozent gesteigert wurden, sind die Kosten gleichzeit­ig um elf Prozent gestiegen – es hat sich also ein strukturel­les Defizit von fünf Prozentpun­kten entwickelt.“

Dass die allgemeine­n Preissteig­erungen nicht nur die Kliniken, sondern auch die Kommunen und jeden einzelnen Bürger, jede Bürgerin treffen, ist für Bosse unvermeidb­ar. Auch die Stadt Kaufbeuren müsse sich Gedanken machen, wie sie Einnahmen generieren kann: „Unsere Möglichkei­ten dazu sind aber überschaub­ar.“Die Kommune könne die Hebesätze für die Grund- und Gewerbeste­uer anheben und bei den allgemeine­n Gebühren – etwa für das Parken – mehr verlangen. „Damit werden wir uns demnächst im Stadtrat befassen“, so Bosse.

Da Krankenhäu­ser laut Kutschker durch die starren Fallpausch­alen bei den Krankenkas­sen eingeschrä­nkt sind, seien sie gezwungen, eigenständ­ige Maßnahmen zu ergreifen. Dabei seien die Parkgebühr­en eine der wenigen Stellschra­uben, an denen das Klinikmana­gement eigenständ­ig drehen könne. „Durch die Erhöhung der Gebühren lösen wir die finanziell­en Probleme nicht – leisten jedoch einen Beitrag, den hohen medizinisc­hen Standard in den Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren halten zu können“, erklärt Kutschker.

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Foto: Mathias Wild Parken am Krankenhau­s Kaufbeuren ist teurer geworden.

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