Bauausschuss lehnt Aufstockung ab
Das Matzberger-Gebäude in Bad Wörishofens Fußgängerzone soll umgebaut werden. Daraus wird nun nichts. Die Eigner sind enttäuscht, aber geben nicht auf.
Bad Wörishofen Das Matzberger-Gebäude darf nicht höher werden. Mit 9:2 Stimmen lehnte der Bauausschuss eine Bauvoranfrage ab, das historische Gebäude zu sanieren und um ein Stockwerk zu erhöhen – obwohl die Stadtverwaltung eine Zustimmung empfahl. Ende November hatte das Gremium die Entscheidung noch offengelassen, bis die strittige Parkplatzfrage geklärt ist.
Das Bauamt der Stadt Bad Wörishofen machte es deutlich: Aus rechtlicher Sicht seien alle Bedingungen für eine Aufstockung des weithin bekannten Gebäudes erfüllt. Auch die Stellplatzfrage sei zur Zufriedenheit des Bauamtes geklärt worden. 17 Meter hoch sollte das Matzberger an der höchsten Stelle werden. In der Umgebung befänden sich bereits mehrere höhere Bauwerke, hieß es in der Sitzung am Mittwochabend. Die Bauwerber hatten im Vorfeld argumentiert, dass sie dieses Stockwerk aus Gründen der Rentabilität benötigten, um die geplante Generalsanierung für etwa vier Millionen Euro langfristig refinanzieren zu können. Entstehen sollten im Matzbergerhaus Mietwohnungen und im Erdgeschoss sollte wieder ein gastronomischer Betrieb stattfinden, für den bereits ein Pächter zur Verfügung stünde. Thomas Perschk vom Bauamt stellte das Vorhaben vor. Er wies darauf hin, dass es sich bei dem Gebäude nach dem innerstädtischen Entwicklungskonzept Isek um eine sogenannte Schlüsselimmobilie handle, weshalb mit den Eigentümern lediglich Gespräche geführt werden sollten. Der Lärmschutz stehe dem Projekt ebenfalls nicht entgegen. Für die neu geschaffenen drei bis fünf Wohnungen würden zehn Stellplätze benötigt. In der neuen Vorlage konnten diese mithilfe eines Aufzuges im Keller des Gebäudes nachgewiesen, zwei müssten abgelöst werden. Für die Aufstockung müsste gemäß Spielplatzsatzung ein 40 Quadratmeter großer Spielplatz errichtet werden, der aber ebenfalls für einen Betrag in Höhe von 7500 Euro abgelöst werden könnte. „Da sich das Vorhaben bauplanungsrechtlich einfügt, sowohl die fehlenden Stellplätze, als auch der Kinderspielplatz abgelöst würden, empfiehlt die Verwaltung, dem Vorhaben zuzustimmen“, trug Thomas Perschk vor.
Die Diskussion eröffnete Baureferent Sebastian Dietrich (Generation Fortschritt), der sich für die Aufstockung aussprach. Er befürwortete es, dass Wohnraum geschaffen würde und nachdem die Stellplätze nachgewiesen wurden und für ihn die Erhöhung kein Problem darstelle, stimme er der Voranfrage zu. Ottilia Trommer (CSU) sorgte sich jedoch um die Zufahrt und wünschte sich, dass der Charakter des Hauses nicht verändert würde. Ein ausführliches Plädoyer hielt anschließend Finanzreferent Konrad Hölzle (CSU). Er vermisse seit Jahren eine grundsätzliche Diskussion und Beschlussfassung, wie künftig mit erhaltenswerten Gebäuden in der Stadt umgegangen werden solle. Weil dies auch im Protokoll der vergangenen Sitzung nicht ausreichend berücksichtigt worden sei, hatte er zuvor auch diesem nicht zugestimmt. Er wünsche sich zuerst eine politische Entscheidung und so lange diese nicht gefallen sei, könne er auch diesem Objekt nicht zustimmen. Bedenken äußerte er bezüglich des speziellen Platzes am Denkmalplatz, wodurch dieser verändert werden könnte und wegen der beiden Kurheime daneben. „Wo wollen wir hin? Wollen wir Gäste oder eine Wohnstatt werden, darüber sollten wir zuerst sprechen“, forderte er.
Zweiter Bürgermeister Daniel Pflügl (Grüne) sagte, dass er durchaus zustimmen würde, störte sich aber an der Aufstockung. Er habe zwar sonst nichts gegen die Höhe, aber an dieser Stelle, sehe er dies skeptisch. Dass eine mit einem Michelin-Stern versehene Gastronomie einziehen solle, bezweifelte er. Das hatten die Eigner vor einigen Wochen angekündigt. Stadtrat Christoph Hienle (FW) befürchtete, dass die Gaststätte nicht erfolgreich sein könne. Er könne auch keinen Zusammenhang zwischen Gaststätte und Aufstockung sehen. Bürgermeister Stefan Welzel (CSU) betonte, dass eine Gastronomie an der Stelle auf alle Fälle wünschenswert wäre, dass der historische Baustil erhalten bleiben solle und dass es jedoch baurechtlich keine Einwände gebe.
Mehr als enttäuscht zeigten sich nach der Sitzung die italienischen Bauwerber Zlati und Samuel Cioca. Sie hätten mit ihrem kostspieligen Sanierungs- und Erweiterungsbau im Sinne der städtischen Vorstellungen handeln wollen und alle gewünschten Vorgaben erfüllt. Weshalb die Entscheidung plötzlich anders ausgefallen sei, könnten sie nicht nachvollziehen. Für sie sei das Thema nun wohl gestorben. Unterschwellig äußerten sie, dass für sie eventuell auch die Nutzung als Unterkunft für Flüchtlinge in Frage käme, sollte die Entscheidung des Rates bestehen bleiben. „Aber das wäre das Letzte, was wir wollten“, sagten sie nach der Sitzung in einer ersten Reaktion. Noch am selben Abend meldete sich auch noch Ralf Schneider von der Planungsgruppe 90 in Heidenheim, die das Projekt umsetzen wollte. „Auch wir sind von der Entscheidung maßlos enttäuscht und überrascht, müssen aber überlegen, wie es nun weitergeht“, sagte er. „Wir werden wohl zunächst den Weg zum Landratsamt suchen, denn baurechtlich steht ja nichts entgegen. Eine weitere Alternative wäre, auf die Gaststätte zu verzichten und dort die nun oben fehlenden Wohnungen zu erstellen.“