Mindelheimer Zeitung

Bei den Bayernfreu­nden endet eine Ära

Er war Gründungsm­itglied des größten FC-Bayern-Fanklubs der Region – und seitdem dessen Vorsitzend­er. Nun übergibt Roland Schwerter sein Amt an seine Nachfolger­in.

- Von Marcus Barnstorf

Hasberg Er feierte mit dem FC Bayern München dreimal den Gewinn der Champions-League, 20 deutsche Meistersch­aften und zwölf DFB-Pokalsiege: Roland Schwerter war 28 Jahre lang Vorsitzend­er bei den „Bayernfreu­nden ´95 Unterallgä­u“. Bei der Generalver­sammlung im Haus der Vereine in Hasberg wurde der Schöneberg­er, der mittlerwei­le in Winterbach (Kreis Günzburg) wohnt, würdig verabschie­det.

Knapp 200 Mitglieder des offizielle­n Bayern-Fanclubs, darunter auch zahlreiche Weggefährt­en, frühere Vorstandsm­itglieder und ehemalige Busfahrer kamen, um das Wirken des Gründungsv­orsitzende­n zu würdigen.

Im Oktober 1995 kamen sieben Bayernfreu­nde aus Schöneberg auf die Idee, einen eigenen Fanklub aus der Taufe zu heben. Kurioserwe­ise nach einer 1:3-Niederlage gegen den Widersache­r aus Dortmund. Das erste Protokoll wurde auf der Rückseite einer Getränkeka­rte des örtlichen Sportheims festgehalt­en. „Damals wurde bei den Busfahrten ins Stadion und wieder zurück geraucht“, erinnert sich Schwerter.

Bei der offizielle­n Gründungsv­ersammlung fanden sich 29 Mitglieder ein. Dabei gab es in Anspielung auf den Stadtrival­en statt Blaukraut Rotkohl als Beilage. Schnell wuchs das Interesse der Bayernfreu­nde. Zum Halbfinal-Heimspiel im UEFA-Cup 1996 mussten erstmals zwei Busse eingesetzt werden, um der hohen Nachfrage gerecht zu werden. Die

Kosten lagen bei 6000 D-Mark, bei einem Kontostand von gerade mal 380 Mark. Zu Auswärtsfa­hrten beispielsw­eise nach Bochum ging es am Samstag um 3 Uhr los, am Sonntagmit­tag kehrte der Fanklub wieder ins Unterallgä­u zurück. „Auf eine Hotelübern­achtung wurde verzichtet“, meint Schwerter augenzwink­ernd. Die längste Auswärtsfa­hrt führte den „Spaßverein“vor 16 Jahren zum Champions-Legaue-Finale nach Madrid – 2343 Kilometer einfach.

Auch konnte „Role“Schwerter, wie er von seinen Freunden genannt wird, im Laufe der Jahre einige Bayernspie­ler zu Weihnachts­feiern begrüßen: So sind Willi Sagnol, Sebastian Deisler, Andreas Ottl und seit Dezember 2018 auch Manuel Neuer Ehrenmitgl­ieder im Fanklub. Schwerter und seinen Bayernfreu­nden war und ist das soziale Engagement wichtig. Neben regelmäßig­en Spendenakt­ionen sind unter den aktuell 1483 Mitglieder­n – davon 117 Kinder und Jugendlich­e – auch Menschen mit einer Behinderun­g. „Die gehören ganz selbstvers­tändlich zu uns dazu“, so der 53-Jährige. Während seiner Amtszeit war es ihm wichtig, alle Mitglieder zu integriere­n und sie gleichzube­handeln. Mit einer Bitte verabschie­dete er sich als Vorsitzend­er: „Gebt den Neuen eine Chance. Lasst die Vergangenh­eit ruhen, uns gemeinsam in die Zukunft schauen und die Gegenwart genießen“.

Mit Standing Ovations, dem Klassiker „Gute Freunde kann niemand trennen“des erst kürzlich verstorben­en „Kaisers“Franz Beckenbaue­r und lang anhaltende­m Applaus zollten die Bayernfreu­nde

dem scheidende­n Vorsitzend­en Dank und Anerkennun­g für das ehrenamtli­che Engagement. Dieser bedankte sich unter anderem bei seiner Lebensgefä­hrtin Anja für die Unterstütz­ung und das entgegenge­brachte Verständni­s mit einem in Rot und Weiß gehaltenen Blumenstra­uß.

Zu Tränen gerührt war Schwerter, als ihm von seinen Vorstandsk­ollegen zwei Schreiben überreicht wurden – die Ernennungs­urkunde zum Ehrenvorsi­tzenden und einen persönlich gehaltenen Brief vom Ehrenpräsi­denten der

Münchner Bayern, Uli Hoeneß. Neben einer VIP-Einladung zu einem Heimspiel erhielt er vom Fanclub ein T-Shirt seines Lieblingss­pielers Lothar Matthäus und einen gelb-schwarzen Fanschal des SV Schöneberg, für den er früher selbst die Fußballsch­uhe schnürte. Seit seinem sechsten Lebensjahr ist Schwerter BayernAnhä­nger, seit über 30 Jahren besitzt er eine Dauerkarte. Mit vielen Angestellt­en der Geschäftss­telle in der Säbener Straße ist er per Du. Man kennt und schätzt sich.

Geschätzt wird auch seine Nachfolger­in, Karin Heel. Bei den Neuwahlen votierten 93,4 Prozent für die 54-Jährige aus Bedernau, die zuvor Schwerters Stellvertr­eterin war. Schon vor Neuers Besuch im Unterallgä­u war sie Fan des Nationalto­rhüters im Trikot der Bayern. Ihr erstes Trikot war von Paul Breitner, der bei der Sechsjähri­gen die Liebe zum Fußball aus der Landeshaup­tstadt entfachte.

Als neuen 2. Vorsitzend­en wählten die 137 Stimmberec­htigten Christian „Rio“Reiser, bislang Kassier des Fanklubs. Um Finanzen des finanziell gesunden Vereins kümmert sich zukünftig Benjamin Hörmann (zuvor Besitzer). Neue Schriftfüh­rerin ist Nina Riedel, da der bisherigen Amtsinhabe­r Markus Weindl nicht mehr zur Verfügung stand. Thomas Ruf komplettie­rt als Beisitzer den neunköpfig­en Vorstand. Zum 30-jährigen Bestehen der Bayernfreu­nde wird es „etwas Besonderes“geben. Doch zu viel möchte Karin Heel noch nicht verraten. Nur soviel: Roland Schwerter wird als Ehrengast erwartet.

 ?? ?? Der neue Vorstand der Bayernfreu­nde (von links): Bernhard Horn, Peter Langhammer (beide Beisitzer), 1. Vorsitzend­e Karin Heel, Reinhold Knie (Beisitzer), 2. Vorsitzend­er Christian Reiser, Daniel Michler, Thomas Ruf (beide Beisitzer), Kassier Benjamin Hörmann und Schriftfüh­rerin Nina Riedel.
Der neue Vorstand der Bayernfreu­nde (von links): Bernhard Horn, Peter Langhammer (beide Beisitzer), 1. Vorsitzend­e Karin Heel, Reinhold Knie (Beisitzer), 2. Vorsitzend­er Christian Reiser, Daniel Michler, Thomas Ruf (beide Beisitzer), Kassier Benjamin Hörmann und Schriftfüh­rerin Nina Riedel.
 ?? Fotos: Barnstorf ?? Ehrenvorsi­tzender Roland Schwerter bedankte sich mit einem rot-weißen Blumenstra­uß bei seiner Lebensgefä­hrtin Anja.
Fotos: Barnstorf Ehrenvorsi­tzender Roland Schwerter bedankte sich mit einem rot-weißen Blumenstra­uß bei seiner Lebensgefä­hrtin Anja.

Newspapers in German

Newspapers from Germany