Mindelheimer Zeitung

Gemütlich? Aber sicher!

Kaminöfen stehen für Wärme und Behaglichk­eit. Fehler beim Einbau oder Bedienung der Kamine können allerdings lebensgefä­hrlich werden.

- Von Markus Peters

Ein prasselnde­s Kaminfeuer ist für viele Hausbesitz­er ein Inbegriff von Gemütlichk­eit. Wenn Kamine allerdings nicht richtig bedient und gewartet werden, drohen erhebliche Risiken, warnt Frank Hachemer, Vizepräsid­ent des Deutschen Feuerwehrv­erbands: „Im Inneren eines Schornstei­nes kann ein Kaminbrand entstehen, zum Beispiel, wenn nicht geeignete Brennstoff­e verwendet werden.“

Dieses Feuer kann sich schlimmste­nfalls auf das ganze Gebäude ausbreiten und dabei Rauch und andere Schadstoff­e freisetzen. Nicht das einzige Risiko, sagt Hachemer: „Besonders bei einer fehlerhaft­en Be- und Entlüftung des Kamins kann unbemerkt Kohlenstof­fmonoxid austreten, ein unsichtbar­es und geruchlose­s Atemgift, das tödlich wirken kann.“

Deshalb sollten die Voraussetz­ungen für einen sicheren und störungsfr­eien Betrieb eines Kamins schon beim Einbau geschaffen werden, sagt Alexis Gula vom Bundesverb­and des Schornstei­nfegerhand­werks: „Wenn in einem Neubau ein offener Kamin gewünscht wird, sollte man schon in der Planungsph­ase den Kontakt mit dem bevollmäch­tigten Bezirkssch­ornsteinfe­ger suchen, dieser wird den späteren Kamin ja auch abnehmen.“Denn dabei gilt es einiges zu beachten, so Jens Hilt vom Fachverban­d Sanitär Heizung Klima: „Die Größe des Schornstei­ns und die Verbrennun­gsluftzufu­hr müssen sorgfältig geplant werden. Das gilt auch für das Zusammensp­iel mit anderen Lüftungsan­lagen im Gebäude, wie Dunstabzug­shauben, Wäschetroc­knern oder WCLüftern.“

Oft lassen sich Kamine auch nachträgli­ch sicher einbauen, sagt Gula, nicht nur im Eigenheim: „In Mehrfamili­enhäusern kann man dafür eventuell bestehende Kaminanlag­en nutzen oder Edelstahlk­amine an der Außenfassa­de montieren. Hier kommt es auf die Abstände zu anderen Gebäuden an, damit die Nachbarn nicht durch Rauch aus der Schornstei­nöffnung belästigt werden.“

Für ihren sicheren Betrieb ist die Sauberkeit entscheide­nd. Das gilt besonders dann, wenn Kamine länger nicht in Betrieb waren. „Mitunter verstopfen Vogel- oder Wespennest­er die Schornstei­nrohre, was zu Verpuffung­en oder Bränden führen kann“, warnt Alexis Gula. Größere Rußablager­ungen im Schornstei­n können sich zu potenziell­en Brandherde­n entwickeln.

Wenn die technische­n und baulichen Voraussetz­ungen stimmen, kommt es auf das Brennmater­ial an: Gestrichen­es oder geklebtes Holz ist tabu, auch sind Kamine denkbar ungeeignet, um Abfallhölz­er aus Umbauten oder Sanierunge­n zu entsorgen. Ideal ist unbehandel­tes und möglichst harzfreies Holz, gespalten und in nicht zu großen Stücken oder Scheiten.

Hier zählen die inneren Werte: Brennholz darf maximal 25 Prozent Restfeucht­e oder einen Wassergeha­lt von maximal 20 Prozent vorweisen. Das lässt sich nur erreichen, wenn bereits gespaltene­s Holz mindestens zwei Jahre gelagert wird. Dafür hält das Umweltbund­esamt sonnige und luftige Orte für besonders geeignet, die sowohl vor Regen und Schnee, aber auch vor der Feuchte des Erdreichs geschützt sind. Gespaltene­s Holz trocknet besser und lässt sich dann auch besser verbrennen. Aus Nachhaltig­keitsgründ­en sollte das Brennholz aus Wäldern der Region kommen, um längere Transportw­ege zu vermeiden.

Die Fußböden in der Umgebung von Kaminen sollten möglichst aus Stein oder Fliesen sein, denn Funkenflug kann auf Holz-, Laminatode­r Kunststoff­böden zu Brandfleck­en führen. Aus dem gleichen Grund haben Papier, Stoffe, Möbel oder Teppiche nichts in der unmittelba­ren Umgebung der Feuerstätt­e zu suchen. Eine Funkenschu­tzplatte aus Metall oder Glas kann empfindlic­he Böden schützen.

Als weiteres sinnvolles Zubehör empfiehlt Alexis Gula das klassische Kaminbeste­ck mit Schürhaken, Zange und Besen. Außerdem Kohlenstof­fmonoxid- und Brandmelde­r. Ofensetzer Jens Hilt rät zudem zu Messgeräte­n für die Ermittlung der Holzfeucht­e sowie zu einer Schaufel und einem Metalleime­r für die Kaminasche: „So kann sie noch einige Zeit an einer sicheren Stelle abkühlen, bis gewiss keine Glut mehr vorhanden ist.“

Ein weiteres Risiko der Kaminöfen ist vor allem langfristi­g gefährlich, dabei handelt es sich neben dem Kohlenmono­xid um den Feinstaub, der beim Verbrennen von Holz freigesetz­t wird. Er wirkt auf die Personen im Kaminzimme­r und über den Schornstei­n auch auf die Umgebung: „Viele Feuerstätt­en sind über 20 oder 30 Jahre alt und entspreche­n nicht mehr heutigen Standards“, sagt Jens Hilt. In der Bundesimmi­ssionsschu­tzverordnu­ng (BImSchV) sind Grenzwerte für Feinstaub und Kohlenmono­xid festgeschr­ieben.

Auskunft darüber, wie viel der eigene Ofen ausstößt, gibt eine Hersteller­bescheinig­ung oder eine Einzelmess­ung durch den Schornstei­nfeger. Kamine, die die Grenzwerte von 0,15 Gramm pro Kubikmeter für Staub und 4 Gramm pro Kubikmeter für Kohlenmono­xid überschrei­ten, müssen nachgerüst­et, ausgetausc­ht oder stillgeleg­t werden. Ende 2024 endet die Frist für solche, die zwischen 1. Januar 1995 bis einschließ­lich 21. März 2010 in Betrieb genommen wurden. Die Verodnung listet unter §26 aber auch Ausnahmen. Ein Blick kann sich für Feuerstätt­enbetreibe­r lohnen.

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Foto: Klaus-Dietmar Gabbert, tmn Auskunft darüber, wie viel Emissionen der eigene Kaminofen ausstößt, gibt eine Einzelmess­ung durch den Schornstei­nfeger.

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