Mindelheimer Zeitung

Auf der Intensivst­ation rund um die Uhr im Einsatz

Ein Tag auf der Intensivst­ation der Klinik Ottobeuren: Wie ein engagierte­s Team aus Ärzten und Pflegekräf­ten die Patienten 24 Stunden am Tag versorgt.

- Von Werner Mutzel

Patientinn­en und Patienten auf Intensivst­ationen erfahren eine hoch priorisier­te Diagnostik und Therapie mit wirkungsvo­ller Unterstütz­ung der Medizintec­hnik. Wir durften einen Tag lang die Arbeit des Pflegepers­onals und der Ärzte auf der Intensivst­ation der Klinik Ottobeuren beobachten. Der Blick hinter die Kulissen war nicht nur spannend und interessan­t, sondern nötigt großen Respekt ab für die Arbeit des medizinisc­hen Personals.

Der erste Eindruck ist sehr positiv: Die Räume sind modern, freundlich und lichtdurch­flutet. Im Juli 2021 wurde die komplett neu gebaute Station in Betrieb genommen. Die zum Klinikverb­und Allgäu gehörende Klinik befindet sich damit auf dem aktuellen Stand der Intensivme­dizin.

Um 6 Uhr morgens erfolgt für die Pflegekräf­te die Übergabe von der Nachtschic­ht zur Frühschich­t. Jeder Patient und jede Patientin wird eingehend besprochen und die für die Pflege relevanten Aspekte werden vorgetrage­n. Der stellvertr­etende Pflegeleit­er Andreas Wirth stimmt sich dabei eng mit Oberarzt Altin Rushiti ab, der die Intensivst­ation betreut. An diesem Morgen sind es drei Patienten, bis zur Mittagszei­t werden vier weitere dazukommen, die nach größeren Operatione­n einen Tag lang engmaschig überwacht werden sollen.

Ein besonderes Augenmerk gilt den Ärzten am Vormittag einem Patienten, der am Vortag mit einer schweren Lungenentz­ündung und Schmerzen im Oberbauch eingeliefe­rt wurde. Neben den bereits getroffene­n Maßnahmen sollen zeitnah weitere diagnostis­che und therapeuti­sche Schritte erfolgen.

So entschließ­en sich die Ärzte für eine künstliche Beatmung und legen einen zentralen Venenkathe­der. Es folgen eine weitere Ultraschal­luntersuch­ung sowie eine Lungen- und eine Magenspieg­elung. Zeitweise sind zwei Pflegekräf­te, ein Anästhesis­t und zwei Oberärzte allein mit diesem Patienten gebunden.

Dr. Cornelia Monat ist die zuständige Chefärztin der Allgemeine­n Inneren Abteilung und der Intensivst­ation. „Interniste­n und Chirurgen arbeiten interdiszi­plinär zusammen und geben mit den Pflegekräf­ten alles für das Wohl unserer Patientinn­en und Patienten“

sagt die erfahrene Kardiologi­n, die pünktlich um 8 Uhr zur Visite aufbricht. Patienten seien „nicht nur Krankenges­chichten“, sondern in besonderem Maße und zuallerers­t Menschen mit Bedürfniss­en, Sorgen und Ängsten. Die Chefärztin und ihre Kollegen aus verschiede­nen Fachdiszip­linen besprechen mehrmals am Tag den aktuellen Zustand oder Fortschrit­t der Intensivpa­tienten und begeben sich hierzu an das Krankenbet­t.

Versetzt man sich in die Gefühlswel­t eines eingeliefe­rten Patienten könnte allein die Umgebung des Krankenbet­tes zu einer leichten Traumatisi­erung führen: Überwachun­gsmonitore mit Alarmfunkt­ion, Beatmungsg­eräte, Infusionen, Perfusoren, Kabel und zahlreiche Schläuche, die den Körper mit Flüssigkei­t und Medikament­en versorgen. Die Patienten haben jedoch häufigen Kontakt mit den Pflegekräf­ten und Oberarzt Altin Rushiti, die beruhigend einwirken können.

Intensivsc­hwester Heidi Gaier (63) macht seit 45 Jahren Schichtdie­nst auf Intensivst­ationen. Nach ihrer Ausbildung arbeitete sie zunächst in Memmingen und Illertisse­n. Seit 25 Jahren gehört sie zum „festen Inventar“der Ottobeurer Intensivst­ation. „Ich liebe meinen Beruf wie am ersten Tag“berichtet sie in einer kurzen Arbeitspau­se. Damit nicht genug: Sie hat die Aromathera­pie auf der Station salonfähig gemacht und ist Mitglied in der Ethikkommi­ssion der Klinik.

Die für die Pflege zuständige Stationsle­iterin Monika Bail (57) macht seit fast vier Jahrzehnte­n Schichtdie­nst und ist seit 32 Jahren der Ottobeurer Klinik treu geblieben. „Wir haben auf der Station ein tolles und motivierte­s Team und kümmern uns auch eingehend um die Besucher der Patienten.“

Intensivpa­tienten, die eine große OP hatten, können oft nach einem Tag in stabilem Zustand auf die Normalstat­ion verlegt werden. Bei anderen Patienten dauert der Aufenthalt wegen eines kritischen Zustands länger. Und für einige Menschen bedeutet die Station trotz Hochleistu­ngsmedizin auch das Ende ihres Lebens. In diesen Fällen gilt ein besonderes Verfahren, bei dem die Angehörige­n vom Team der Station vorbereite­t werden und würdevoll Abschied nehmen können. Auch der unvermeidb­are Tod gehört trotz aller Anstrengun­gen manchmal zur Arbeit auf einer Intensivst­ation.

 ?? Foto: Werner Mutzel ?? Auf der Intensivst­ation der Klinik Ottobeuren sorgt ein engagierte­s Team aus Ärzten und Pflegekräf­ten rund um die Uhr für eine engmaschig­e Überwachun­g.
Foto: Werner Mutzel Auf der Intensivst­ation der Klinik Ottobeuren sorgt ein engagierte­s Team aus Ärzten und Pflegekräf­ten rund um die Uhr für eine engmaschig­e Überwachun­g.

Newspapers in German

Newspapers from Germany