Gibt’s beim Feuerwerk den großen Knall?
Es sollte das letzte Mal gewesen sein, als jetzt ein zentrales Feuerwerk von der Gemeinde organisiert und bezahlt wurde. Doch jetzt soll neu nachgedacht werden.
Von Alf Geiger
Da kam Bürgermeister Christian Kähler ins Schwärmen: Das Wetter perfekt, der Besuch überwältigend: Das Silvesterfeuerwerk der Gemeinde Türkheim war auch in diesem Jahr wieder ein tolles Event. Mindestens 2500, manche schätzen sogar bis zu bis 3500 Menschen, trafen sich vor dem Torbogen im Türkheimer Ortskern, um gemeinsam ins neue Jahr 2024 zu „rutschen“. So viele hätten ihn dort schon angesprochen und gebeten: Bitte macht das doch weiter. Und diese Frage gab Bürgermeister Kähler dann auch an den Gemeinderat weiter: „Was tun? Sollen wir weitermachen und ein Feuerwerk von der Gemeinde organisieren?“Denn eigentlich hatte der Marktrat schon entschieden, dass es künftig kein gemeinsames Böllern geben soll, das aus der Kasse der Marktgemeinde finanziert wird.
Wenn die Menschen in Städten wie Landsberg/Lech, Mindelheim oder Kaufbeuren neidisch nach Türkheim blicken, dann ist das wohl auch eine „Marketingmaßnahme“, wie Peter Ostler (Wählervereinigung) das beliebte Silvesterfeuerwerk in Türkheim bezeichnete. Ostler, der als DJ und Conférencier vor Ort für Stimmung sorgt, weiß aus eigener Erfahrung, wie gut das von der Gemeinde Türkheim organisierte Feuerwerk bei den Einheimischen und Gästen ankommt: Mit etwa 200 Besucherinnen und Besuchern sei es damals losgegangen, als noch unter Bürgermeister Bihler die Idee entstand, mit einem zentralen Feuerwerk die Menschen in Türkheim zu begeistern. Als positiver Nebeneffekt sei man damals davon ausgegangen,
dass weniger Böller von privat abgeschossen werden, wenn es ein zentrales – und für die Besucher kostenloses – Feuerwerk im Ortskern geben würde. Damals hoffte man auch noch auf Spenden, um die Kosten zumindest einigermaßen decken zu können.
Beide Hoffnungen haben sich jedoch nicht erfüllt: Weder wird weniger „geschossen“, wie FW-Gemeinderat Marcus Jakwerth in der vergangenen Silvesternacht von der Römerschanze aus beobachten musste, noch werden von den Besuchern
nennenswerte Beträge gespendet. So kommt das Feuerwerk die Gemeindekasse teuer zu stehen: Auf rund 12.000 bis 15.000 Euro schätzte Bürgermeister Kähler die Gesamtkosten, in die freilich noch keine Kosten für Bauhof etc. einkalkuliert sind.
Viel Geld, dessen Verwendung schon seit Jahren für kontroverse Diskussionen im Türkheimer Gemeinderat sorgt. Auch über Alternativen wie eine Lasershow wurde schon nachgedacht – doch das würde etwa 25.000 Euro kosten.
Daher hatte der Gemeinderat entschieden, das enorm beliebte Feuerwerk noch so lange durchzuziehen, bis der Vertrag mit dem örtlichen Veranstalter ausläuft. Wäre die Gemeinde schon vorab ausgestiegen, hätte sogar eine Vertragsstrafe gedroht.
Doch dann war diese tolle Silvesternacht, die vielen Gäste, die Begegnungen, die Superstimmung – und immer wieder die Bitte, dieses Event nicht einschlafen zu lassen. Bürgermeister Kähler kam ins Grübeln und stellte seinen Gemeinderat
vor die Entscheidung: „Soll ich mal ein Angebot einholen?“Dann könnten die Rätinnen und Räte in der Februarsitzung entscheiden, ob es künftig an Silvester in Türkheim weiter zentral und aus der Gemeindekasse finanziert krachen und funkeln soll.
Es gab zwar keine Abstimmung, doch die hörbare Mehrheit am Ratstisch war dafür, sich zumindest Gedanken darüber zu machen. „Das Konzept geht voll auf“, freut sich Jens Gaiser (CSU) und betonte, dass „so eine Attraktion ein Alleinstellungsmerkmal für Türkheim in der ganzen Region“sei.
Sein Parteifreund Stefan Gaschler hält das zentrale Feuerwerk in Türkheim ebenfalls für ein „Erfolgsrezept“. Doch es gab und gibt auch kritische Stimmen: „Hier geben wir 15.000 Euro aus und bei den Vereinen sparen wir?“, erinnerte Walter Fritsch (SPD) an die knappe Gemeindekasse. Und Josef Vogel (FW) hält ein Feuerwerk für nicht mehr zeitgemäß: „Das können wir der Umwelt nicht zumuten.“
Er schlug daher vor, nach preiswerteren Alternativen Ausschau zu halten, etwa eine Illumination der Gebäude im Türkheimer Ortskern. Bis Februar haben die Türkheimer Kommunalpolitiker also noch Zeit, dann will Bürgermeister Kähler ein konkretes Angebot vorlegen. Denn eigentlich ist klar: Alle lieben es, in der Silvesternacht in Türkheim gemeinsam auf das neue Jahr anstoßen zu können und dabei das tolle Feuerwerk genießen zu können, ohne selbst „schießen“zu müssen. Die Frage ist jetzt: Will und kann sich die Türkheim dieses Event weiterhin leisten? Das muss der Gemeinderat entscheiden.