Mindelheimer Zeitung

Kirchheime­r Marktrat winkt 40-Punkte-Sparplan durch

Kirchheim muss sparen, nicht zuletzt, damit der nächste Haushalt genehmigt werden kann. Nun hat der Marktrat festgehalt­en, wo der Rotstift angesetzt werden soll.

- Von Melanie Lippl

40 Seiten, 40 Maßnahmen: Der Markt Kirchheim muss sparen und hat einen 40-PunktePlan verabschie­det, wie genau das passieren soll. Ohne große Diskussion und mit einer Gegenstimm­e von Karl Scheifele hat sich der Marktrat für das sogenannte Haushaltsk­onsolidier­ungskonzep­t ausgesproc­hen, das im November im Finanzauss­chuss öffentlich beraten worden war – und zwar „ganz intensiv“, wie Bürgermeis­terin Susanne Fischer betonte.

Deshalb sei es auch nicht nötig, in der Marktratss­itzung noch einmal im Detail auf die einzelnen Punkte einzugehen, so die Bürgermeis­terin. Einzig Markus Mößnang hatte einen Einwand: Den letzten Punkt des Konzepts – „Berücksich­tigung der Verwaltung­smeinung“– hielt er für wenig zielführen­d: „Wie viele Euro spart man damit?“, fragte er in die Runde. Helmut Rampp, selbst Mitglied im Finanzauss­chuss, erwiderte gelassen, dass er damit kein Problem habe: „Die Arbeit im Finanzauss­chuss war sehr konstrukti­v.“

Ende November hatte sich der Ausschuss mit dem damals noch 47 Punkte umfassende­n Konzept befasst, das die Verwaltung erarbeitet hatte. Zuvor waren die Markträte, Feuerwehrk­ommandante­n und Stellvertr­eter sowie die Mitarbeite­nden in der Gemeindeun­d VG-Verwaltung nach möglichen Einsparmaß­nahmen gefragt worden. Von insgesamt 37 angeschrie­benen Personen waren den Unterlagen zufolge acht Antworten gekommen.

Sieben mögliche Sparmaßnah­men hat der Finanzauss­chuss in seiner Novembersi­tzung gestrichen: die Reduzierun­g des Sitzungsge­lds (Einsparpot­enzial laut Konzept: mehrere Hundert Euro), die Dienstaufw­andsentsch­ädigungen für die beiden Bürgermeis­terinnen (600 und 1500 Euro), die Schülerbef­örderung der Kinder aus Spöck (750 Euro), das Thema Straßenrei­nigung und Winterdien­st (mehrere Tausend Euro), die Benutzungs­gebühren und -regelungen für das künftige Bürgerund Kulturzent­rum (mehrere Tausend Euro) sowie die Sanierung der Kapelle Spöck (mehrere Tausend Euro).

Bei neun Punkten hat der Finanzauss­chuss Details geändert: So will man beispielsw­eise anstelle der Zahl der Ausschüsse die Zahl der Sitzungen minimieren. Man will Druckkoste­n und Anzeigenpr­eise beim Rathausbot­en überprüfen und die kostenlose Unterstütz­ung von Veranstalt­ungen durch die Marktgemei­nde kürzen – ebenso wie die Vereinsför­derung. Dass Gräber fürs Sozialzent­rum zur Verfügung gestellt werden, soll ebenfalls überprüft werden. Für den Bauhof gibt es keine vierte Stelle und der Feuerwehrb­edarfsplan wird innerhalb des Marktes statt von einem externen Büro erstellt. Eine Sanierung des Kindergart­ens in Derndorf soll rechtzeiti­g überprüft und geplant werden, eine mögliche Zusammenle­gung mit dem Kirchheime­r Kindergart­en haben die Räte aber aus dem Spar-Plan gestrichen.

Gespart werden soll stattdesse­n am Ausflug des Gemeindera­ts (bis zu 2500 Euro). Für Kosten der Feuerwehr sollen laut dem Konzept Bescheide erlassen werden (mehrere tausend Euro). Die Miete für eine Halle für das Heimatmuse­um (3300 Euro) soll ebenfalls überprüft werden wie das historisch­e Marktfest, der Adventszau­ber, der Kies- und Holzverkau­f, die Märkte, die Reinigung des Juzes, eine Erhöhung der Mieten und Pachten sowie der Gebühren im Kirchheime­r Kindergart­en und für den Friedhof. Auch ungewöhnli­che Ausgaben, etwa für drei Familiengr­äber, die die Gemeinde der Kirchensti­ftung kostenlos für Priester zur Verfügung stellt (200 Euro), sollen auf den Prüfstand.

Die Hundesteue­r hat der Markt bereits 2023 erhöht, ebenso hat er die ursprüngli­ch angedachte Stelle im „technische­n Bauamt“vorerst gestrichen – was zwischen 35.000 und 70.000 Euro einspart. Zudem ist im Konzept aufgeführt, beim Kita-Bau und der Adler-Sanierung auf Einsparpot­enzial zu achten und Bauplätze und Flächen so weit wie möglich zeitnah zu verkaufen. Der jährliche Tilgungszu­schuss an den TSV Kirchheim (2023: über 20.000 Euro) für ein Darlehen, das 2025 getilgt sein soll, soll laut Konzept ebenfalls gekürzt oder gestrichen werden. Langfristi­ge, weniger konkrete Einsparmaß­nahmen sind in dem Plan ebenfalls genannt, etwa in Bezug auf die Gebäude der Gemeinde und ihren Energiever­brauch, aber auch, was künftige Kreditaufn­ahmen oder Folgekoste­n von Maßnahmen betrifft.

Rechtlich ist das Konzept nicht unmittelba­r verbindlic­h – die einzelnen Punkte will die Gemeinde laut Bürgermeis­terin Susanne Fischer noch in Tagesordnu­ngspunkten im Rat abarbeiten. Frank Rattel, der Leiter der Kommunalau­fsicht im Landratsam­t, bestätigt, dass über die Punkte immer noch individuel­l entschiede­n werden könne – abhängig von der aktuellen Haushaltsl­age. Das Amt werde, sobald ihr die endgültig beschlosse­ne Version vorliege, eine Stellungna­hme gegenüber der Gemeinde abgeben, so Rattel. „Ob und wie die geplanten Sparmaßnah­men ausreichen, wird aber erst endgültig beurteilt werden können, wenn der neue Haushalt für 2024 vorliegt.“

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Foto: Patrick Pleul, dpa (Symbolbild) In Kirchheim muss gespart werden. Wie, steht in einem 40-Punkte-Plan, der nun verabschie­det wurde.

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