Kirche will Kinder und Jugendliche stärker vor Übergriffen schützen
In Pfaffenhausen wurde ein Konzept erarbeitet, das sexuelle Gewalt und Grenzüberschreitungen innerhalb der Kirche verhindern soll. Nun wird es vorgestellt.
Von Ulla Gutmann
Wie kann man Kinder, Jugendliche, aber auch hilfeund schutzbedürftige Erwachsene davor schützen, Opfer von sexualisierter Gewalt oder Grenzüberschreitungen zu werden? Das ist eine Frage, die man sich derzeit im Dekanat Mindelheim stellt. Das Ziel: Jeder, der sich in den Räumlichkeiten der Kirche bewegt oder kirchliche Veranstaltungen besucht, soll sich sicher fühlen können. Unter dem Motto „Miteinander achtsam“haben im Dekanat Mindelheim zunächst die Pfarreiengemeinschaft (PG) Türkheim mit Amberg, Wiedergeltingen und Irsingen und jetzt aktuell die Pfarreiengemeinschaft Pfaffenhausen mit Bedernau, Breitenbrunn, Hausen, Loppenhausen, Oberrieden, Salgen, Schöneberg und Unterrieden ein Schutzkonzept erarbeitet.
Auch Mindelheim ist fast fertig, die einzelnen Pfarreien müssen dem Entwurf nur noch zustimmen, wie Dekan Andreas Straub erklärte.
Ausgangspunkt war die Aufarbeitung der Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche, in Auftrag gegeben von der Deutschen Bischofskonferenz 2018.
Damit so etwas jetzt und in Zukunft nicht mehr passiert, hat die Deutsche Bischofskonferenz ein institutionelles (also die Kirche betreffendes) Schutzkonzept entwickelt, das nach und nach in allen Seelsorgeeinheiten in Deutschland individuell angepasst und umgesetzt werden muss.
Federführend ist in unserer Region der Fachbereich Prävention des Bistums Augsburg, speziell fürs Unterallgäu die Fachreferentin der Augsburger Koordinationsstelle, Birgit Weber. Sie leitet erste Informationsveranstaltungen und auch ganztägige Schulungen, wie sie es 2023 auch in Pfaffenhausen gegeben hat.
Mithilfe einer Umfrage mit schriftlichen Fragebögen wurde in den Gemeinden erfragt, wo Probleme auftauchen und wie Kinder, Jugendliche und alle Befragten die Problematik sehen.
Gemeindereferent Tobias Aurbacher,
der in Pfaffenhausen zusammen mit Norbert Schneider und Pfarrer Josef Beyrer das Projekt betreut, nannte als Beispiel für unangenehme Erfahrungen Grenzüberschreitungen im Umgang miteinander: „Da kann es passieren, dass ein Kind umarmt wird, das aber nicht möchte“, sagt Aurbacher.
Sich die eigenen Grenzen bewusst machen und selbstbewusst genug zu sein, diese zu verteidigen – sagen: „Ich will das nicht“: Geschulte Betreuer der Kinder und Jugendlichen sollen laut Schutzkonzept gezielt die Persönlichkeitsentwicklung und -stärkung unterstützen und dabei die Wahrnehmung, das Selbstbewusstsein und die Handlungsfähigkeit der ihnen anvertrauten jungen Menschen fördern.
Dekan Andreas Straub nannte als Beispiel für Mindelheim das Pfarrheim: Hier sollte bewusst genauer darauf geachtet werden, wer sich dort aufhält, besonders am Abend, weil jeder hineingehen könne – vorurteilsfrei und achtsam beobachten und dann, wenn nötig, reagieren. Ein Interventionsplan wie auch Handlungsempfehlungen, Beratungs- und Beschwerdemöglichkeiten, Ansprechpartner und Beratungsadressen gehören zum Konzept, ebenso wie eine regelmäßige Überprüfung des Ganzen: Sind Nachbesserungen nötig?
Das Schutzkonzept der Pfarreiengemeinschaft Pfaffenhausen wird offiziell am Sonntag, 28. Januar, um 18.30 Uhr in Breitenbrunn in der Kirche St. Martin vorgestellt.
Zuvor findet dort ein Jugendgottesdienst statt, zelebriert von Pfarrer Josef Beyrer, musikalisch umrahmt von der Bad Wörishofer Gruppe „Feel it“und bereichert durch ein Rollenspiel von Jugendlichen zur spielerischen Veranschaulichung von „Achtsamkeit“, dem Thema des Gottesdienstes.
Gemeindereferent Tobias Aurbacher und Norbert Schneider (Breitenbrunn) sowie Marina König (Präventionsfachbereich des Bistums Augsburg) sind bei der Vorstellung des Konzeptes anwesend.