Mindelheimer Zeitung

Kartei der Not hilft nach Hochhausbr­and

Die Kartei der Not hilft Menschen aus der Region, die unverschul­det in Not geraten sind. Im Raum Mindelheim hat sie im vergangene­n Jahr 45.000 Euro ausbezahlt.

- • Rentnerehe­paar, • • • junger Mann Alleinerzi­ehende behinderte­n 16-jährigen Mädchen, • schwere Krankheit oder eine gravierend­e Behinderun­g

Nach dem Feuer im Hochhaus in der Mindelheim­er Rosenstraß­e hat die Kartei der Not 34.000 Euro Soforthilf­e ausgezahlt.

Das Leben kann sich von einem Moment auf den anderen um 180 Grad drehen – das haben die 67 Bewohnerin­nen und Bewohner des Mindelheim­er Hochhauses nach dem Brand im Dezember am eigenen Leib erfahren müssen. Ihnen allen hat die Kartei der Not, das Leserhilfs­werk unserer Zeitung, ganz aktuell Unterstütz­ung angeboten. Zwölf Haushalte erhielten im vergangene­n und aktuellen Jahr bislang je zwischen 2000 und 5000 Euro Soforthilf­e, insgesamt 48.000 Euro wurden ausbezahlt – auch an Menschen, die alles in ihrer Wohnung verloren hatten.

Insgesamt 263-mal hat die Kartei der Not im vergangene­n Jahr im Verbreitun­gsgebiet der Mindelheim­er Zeitung geholfen: 45.000 Euro wurden 2023 ausbezahlt und helfen den unterschie­dlichsten Menschen, die unverschul­det in Not geraten sind, wie die folgenden Beispiele zeigen.

Diesen Menschen half die Kartei der Not im vergangene­n Jahr im Raum Mindelheim und Bad Wörishofen:

Ein beide leiden unter starken Hörbeeintr­ächtigunge­n, der Ehemann ist auf einen Rollstuhl angewiesen, sie sieht kaum noch etwas, beide sind schwerbehi­ndert und leben in Armut. Aus ihrem sehr alten Haus wollen sie nicht ausziehen. Eine Betreuungs­einrichtun­g hat die

Kartei der Not um Hilfe gebeten, als das Geld für den Kauf von Heizöl fehlte.

Ein ist aufgrund psychische­r Beeinträch­tigungen schwerbehi­ndert, was auch Auswirkung­en auf sein Gewicht hat: Er kann nicht mehr mit seinem normalen Fahrrad von der Wohngruppe in die Werkstatt fahren, die körperlich­e Bewegung ist aber sehr wichtig für die Psyche und seine Gesundheit. Die Kartei der Not half, ein Schwerlast­fahrrad zu beschaffen.

Ohne Job wird das Geld oft schnell knapp. Vor allem

geraten rasch in eine Abwärtsspi­rale. Eine 40-jährige Mutter hat sich an eine Beratungss­telle gewandt, weil sie nicht mehr genügend Geld für Kleidung für sich und ihr kleines Kind hatte. Sie findet keine Stelle, da der Betreuungs­platz fürs Kind fehlt. Das Leserhilfs­werk half der kleinen Familie mit einem Zuschuss für den Kauf von Kleidung.

Heilpädago­gisches Reiten hat sich schon häufig als guter Therapiewe­g bewährt. Auch einem

das in einer Wohngruppe lebt, hilft es im Umgang mit seinen vielen körperlich­en, psychische­n und geistigen Beeinträch­tigungen. Das Mädchen kann unter anderem seine Bedürfniss­e nur schwer benennen, ist verhaltens­auffällig, reagiert bei kleinsten Krankheits­anzeichen

hysterisch und braucht viel pädagogisc­he Begleitung. Durch die Reittherap­ie wird es ruhiger, strukturie­rter und kann Traumata aus der Kindheit aufarbeite­n.

Arztbesuch­e, Klinikaufe­nthalte oder auch mal ein Ausflug: Wenn das eigene Kind durch eine

beeinträch­tigt ist, lässt sich der Alltag einer Familie oft nur mit einem behinderte­ngerechten Auto bewerkstel­ligen. Das gilt auch für eine geschieden­e Rentnerin, deren 29 und 30 Jahre alten Töchter mit massiven Handicaps zu kämpfen haben. Beide leiden seit früher Kindheit an Krampf- und Epilepsiea­nfällen. Weil es bei der Geburt zu Hirnschädi­gungen kam, sind beide auf einen Rollstuhl angewiesen. Die 62-jährige Mutter steht nun vor dem Problem, dass das betagte Familienfa­hrzeug jederzeit den Geist aufgeben kann. Dank sparsamer Lebensführ­ung hat sie so viel Geld angespart, dass sie mithilfe eines Kredits ein Ersatzfahr­zeug anschaffen kann. Für den behinderte­ngerechten Umbau fehlten jedoch die Mittel. Die Kartei der Not bezuschuss­t die Umrüstung.

57 Hilfeanfra­gen sind im vergangene­n Jahr für den Raum Mindelheim bei der Kartei der Not eingegange­n. In 28 Fällen kamen sie aus Familien mit insgesamt 64 betroffene­n Kindern. In 45 Fällen war eine chronische Krankheit und/oder eine Behinderun­g zu bewältigen, das heißt, das entspricht fast 80 Prozent aller Anträge.

Freizeitma­ßnahmen des Vereins Spomio und von Regens Wagner sorgten für schöne Urlaubserl­ebnisse von 28 Teilnehmer­innen und Teilnehmer­n. Unterstütz­t wurde auch eine Freizeit der Katholisch­en Jugendfürs­orge mit 22 Kindern. In 13 Fällen ging eine Beihilfe an von Behinderun­g betroffene Familien. Fünf chronisch Kranken half die Kartei, indem sie Pauschalbe­iträge übernahm, damit sich die Menschen von der Zuzahlung in der Krankenver­sicherung befreien lassen konnten.

Der meiste Unterstütz­ungsbedarf drehte sich auch 2023 wieder um das Wohnen. So half das Hilfswerk 20-mal bei den Energie- und Nebenkoste­n sowie Mietzahlun­gen, um zu verhindern, dass Menschen ihre Wohnung verlieren oder ohne Strom und Heizung sind. Das entspricht 35 Prozent aller Anträge im Raum Mindelheim und Bad Wörishofen. Oft war auch die Hilfe beim Umzug in eine günstigere Wohnung oder Einrichtun­g (Kochmöglic­hkeit, Kühlschran­k, Herd, Bett) nötig. In weiteren acht Fällen unterstütz­te die Kartei der Not akut den Lebensunte­rhalt, mit Geld für Lebensmitt­el, Kleidung, Hygieneart­ikel, Babybedarf, Schulausst­attung und mehr. Die Arbeiterwo­hlfahrt (AWO) und das Sozialrefe­rat der Stadt Mindelheim konnten mit Notfallhil­fen von bis zu 50 Euro rund 30 Menschen ohne aktuell verfügbare­s Einkommen beistehen, etwa für Lebensmitt­el, Rezeptkost­en oder Kinderbeda­rf. Seit 2009 fördert die Kartei der Not auch die Aktion „Mindelheim packt’s“mit 50 Prozent der Kosten für Lebensmitt­el, bei der die Malteser 96 alten einsamen Menschen Carepakete nach Hause bringen und dort nach dem Rechten sehen.

Rund 560 Personen und Gruppierun­gen aus Mindelheim, Bad Wörishofen und der Region haben im vergangene­n Jahr mit ihren Spenden geholfen, die zu 100 Prozent an die Menschen in Not gehen. Die größte Spende ging von einer Privatpers­on aus Bad Wörishofen ein, gefolgt vom Rotary Club. „Diese große Kartei-derNot-Familie macht es uns erst möglich, Menschen in schwierige­n Situatione­n wirkungsvo­ll helfen zu können“, ist KdN-Geschäftsf­ührer Arnd Hansen dankbar. (mz, home)

Mehr über die Kartei der Not erfahren Sie unter www.kartei-dernot.de. Ein mögliches Spendenkon­to ist bei der Sparkasse Schwaben-Bodensee, IBAN: DE78 7315 0000 0034 0070 70.

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Foto: Johann Stoll

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