Mindelheimer Zeitung

Parteien sind besorgt über rechtsextr­eme Enthüllung­en

Regionale Aktionen im Unterallgä­u gegen Rechtsextr­emismus sind nicht geplant. In Memmingen findet am Samstag eine Demonstrat­ion statt.

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Von Josephine von der Haar

Am Samstag wollen in Memmingen bis zu 1000 Menschen gegen Rechtsextr­emismus in Deutschlan­d protestier­en. Unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt – Gemeinsam gegen Rechts“ruft das Bündnis für Demokratie und Menschenre­chte zur Demonstrat­ion auf. Ansonsten ist es nach Bekanntwer­den der Recherchen von Correctiv auffallend ruhig im Unterallgä­u. Wie die Parteien auf die Demonstrat­ionen blicken und wie sie sich in der Kommunalpo­litik gegen Rechtsextr­emismus wehren wollen.

„Ich finde es richtig gut, dass sich in der Gesellscha­ft etwas bewegt“, sagt Stefan Drexel von den Freien Wählern Unterallgä­u. Dennoch wendet er ein, dass die wichtige Arbeit in den politische­n Gremien liege. Die Strategie der Freien Wähler auf kommunalpo­litischer Ebene gegen die AfD vorzugehen, sei eine vernünftig­e Sachpoliti­k. „Wir müssen die Bürger mitnehmen, die Entscheidu­ngen erklären und verlässlic­h sein“, sagt der Fraktionss­precher.

Vor zwei Wochen berichtete das Recherchen­etzwerk Correctiv von einem geheimen Treffen, an dem unter anderem AfD-Mitglieder, Unternehme­r und Mitglieder der Werte-Union sowie Aktivisten der rechtsextr­emen Identitäre­n Bewegung teilgenomm­en haben sollen. Auf diesem Treffen sollen sie unter anderem die Vertreibun­g von Millionen Menschen aus Deutschlan­d besprochen haben – ganz konkret: von Asylbewerb­ern, Menschen mit Bleiberech­t und von Menschen mit

Die Demonstrat­ion gegen rechts am vergangene­n Wochenende in München wurde wegen Überfüllun­g abgebroche­n.

deutscher Staatsbürg­erschaft, aber mit Migrations­hintergrun­d.

„Die Aussagen von diesem Treffen sind absolut erschrecke­nd: Es gibt bei uns im Land keinen Platz für Antisemiti­smus, Fremdenhas­s und rechtsradi­kales Gedankengu­t“, sagt Christine Vogginger, Fraktionsv­orsitzende der CSU im Kreistag. Mit den CDU-Mitglieder­n, die als Teil der Werte-Union an dem Treffen teilgenomm­en haben sollen, gebe es keine gemeinsame Basis. Auch Vogginger findet, dass Demonstrie­ren allein nicht ausreiche: „Nur wenn es gelingt, Antworten für die aktuellen Herausford­erungen zu finden, können wir den Extremiste­n das Wasser abgraben“, sagt sie.

Seit den Enthüllung­en gingen in Deutschlan­d Hunderttau­sende auf die Straße. „Wir begrüßen, dass die Demonstrat­ionen von der breiten Mitte der Gesellscha­ft getragen werden“, sagt Sandra Neubauer, Kreissprec­herin der Grünen Unterallgä­u. Ihre Partei stehe für Menschenre­chte,

Vielfalt und Solidaritä­t ein und zeige das auch in der Kommunalpo­litik.

Die Lösung gegen Rechtsextr­emismus sieht Christin Huber von der Generation Fortschrit­t aus Bad Wörishofen darin, eine offene Diskussion­skultur zu fördern, die auf Fakten basiert und die Vielfalt unserer Gesellscha­ft respektier­t. Ihre Wählervere­inigung unterstütz­e die vielen Demonstrat­ionen und Protestakt­ionen.

Wehret den Anfängen, hieße es immer, sagt SPD-Politikeri­n Petra Beer, „aber wir sind schon mittendrin.“In der Kommunalpo­litik müsse man der AfD entgegentr­eten und sie politisch stellen, sagt die Vorsitzend­e der SPD MemmingenU­nterallgäu. Doch auch die Demonstrat­ionen findet sie wichtig: „Jetzt ist die Zeit, aufzustehe­n.“

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Foto: Hildenbran­d/dpa

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