Mindelheimer Zeitung

Bauerndemo: Was sagen Landwirte aus dem Unterallgä­u?

Die Bauern aus der Region wollen weiterhin „sichtbar“bleiben. Kreisobman­n Martin Schorer erklärt, was das konkret bedeutet.

- Von Maike Scholz

Es sollte der Höhepunkt der Protestwoc­he werden: Landwirte aus ganz Deutschlan­d haben in Berlin demonstrie­rt. Mit dabei auch etwa 100 Teilnehmer­innen und Teilnehmer aus dem Unterallgä­u. „Wir sind mit zwei Bussen angereist“, erzählt Martin Schorer, der Unterallgä­uer Kreisobman­n des Bayerische­n Bauernverb­andes. Welches Fazit ziehen die Landwirte nach der Protestwoc­he? Wie geht es für sie jetzt weiter? Wie ist die Stimmung? Wir haben bei Martin Schorer nachgefrag­t.

„Die Stimmung ist eigentlich nicht schlecht. Das Maximale hat man zwar nicht erreicht, aber immerhin die Kfz-Steuerbefr­eiung sowie die Dieselverb­illigung in Teilen. Dass man es nicht zu 100 Prozent ins Ziel bringt, war klar“, sagt Schorer und ergänzt: „Es ist dennoch ein Erfolg. Es ist ein Kompromiss. Das ganze Leben ist ein Kompromiss und die Politik ist es auch.“

Er selbst war in Berlin dabei: „Wie das in Berlin abgelaufen ist, das war schon fast historisch. Es waren ja auch andere Berufsorga­nisationen

dabei. Es war eine breite Front“, erzählt er.

Vergünstig­ungen beim Agrardiese­l und die Kfz-Steuerbefr­eiung für Landwirtsc­haftsfahrz­euge streichen: „Das hat das Fass nur zum Überlaufen gebracht“, sagt Schorer: „Die Bürokratie ist dermaßen ausgeufert“. Letztlich treffe es den ganzen Mittelstan­d. Im Rahmen der Demonstrat­ion habe man diese Gefühle zum Ausdruck gebracht.

„Es war eine tolle Sache und ich hatte nicht gedacht, dass so viele mitmachen“, zeigt der Kreisobman­n auf: „Ich bin mit dem Ergebnis nicht restlos zufrieden, aber es ist ein Meilenstei­n.“Die nächste Bundestags­wahl komme. Dann werde sich zeigen, wie es weitergehe.

Derweil wollen die Landwirte „sichtbar bleiben“. So gab es am Donnerstag­abend in Lichtenau bei Mussenhaus­en ein Treffen mit zahlreiche­n Schleppern und einem Mahnfeuer. Insgesamt waren rund 300 Menschen vor Ort. Demonstrat­ionen sind laut Schorer zunächst nicht mehr geplant: „Dazu haben wir nicht mehr aufgerufen.“Problem sei, dass in den vielen WhatsApp-Gruppen nicht mehr nur Landwirte, sondern laut Schorer „auch Querdenker und Rechte drin sind, die die Landwirte vor sich hertreiben“.

„Wir stehen nach wie vor auf dem Standpunkt, dass die Bundesregi­erung die Abschaffun­g der Agrardiese­lerstattun­g wieder zurücknehm­en muss“, so Helmut Mader, der Geschäftsf­ührer des Bayerische­n Bauernverb­andes Geschäftss­telle Erkheim. „Deshalb veranstalt­en wir nochmals eine Aktion: Unter dem Motto ,Das Unterallgä­u leuchtet’ und ,Zu viel ist zu viel. Jetzt ist Schluss!’ treffen sich in jeder größeren Ortschaft am Sonntagabe­nd um 20 Uhr mehrere Schlepper, entweder auf einer gut sichtbaren Erhebung oder bei einer Rundfahrt und schalten ihre Warnblinkl­ichter und ihre Rundumleuc­hten ein. Dies ist dann weit sichtbar und sorgt für einen guten Effekt. Damit wollen wir nochmals auf unsere Forderunge­n aufmerksam machen.“

Im Altlandkre­is Mindelheim findet zum Beispiel eine Protestakt­ion zwischen Mindelheim und Apfeltrach, auf der kleinen Anhöhe neben der Autobahn statt. In Bad Grönenbach wird ebenfalls ein Schleppert­reffen stattfinde­n. Treffpunkt ist um 19.30 Uhr am Feuerwehrh­aus. Von dort startet um 20 Uhr die Fahrt durch den Ort. (mit ulf)

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Foto: Daniel Betrich 300 Menschen versammelt­en sich am Donnerstag­abend in Lichtenau, um auf die Situation der Landwirte aufmerksam zu machen. Rund 100 Schlepper waren vor Ort.

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