Die Fitness stimmt
Seine Reise durch die Unterallgäuer Sportarten führt Benjamin Adelwarth diesmal in den Dachboden der Turnhalle des TV Türkheim. Dort muss er seine Fitness auf dem Laufband und der Hantelbank beweisen. Serie, Teil 13
Der Fitnessraum des TV Türkheim ist nicht viel größer als eine Doppelgarage. Mit den Dachschrägen an zwei Seiten wirkt der Raum, der praktisch ein Teil des Dachbodens der TV-Turnhalle ist, noch kleiner. Trotzdem kann sich hier jedes Vereinsmitglied, das an seiner Fitness arbeiten will, regelrecht austoben.
Denn nicht weniger als acht Fitnessgeräte, von der Hantelbank über Spinning-Rad bis zum Laufband und Crosstrainer ist alles vorhanden. „Sicher nicht immer das Neueste auf dem Markt, aber für unser Training sind die Geräte perfekt“, sagt Peter Wenninger. Der 57-Jährige ist verantwortlich für den Fitnessraum, weist die Mitglieder in die Bedienung der Geräte ein und führt die Belegungsliste. Außerdem ist er selbst sein bester Gast.
Wenninger, kurze weiße Haare, kräftige Arme und Beine, hat als ehemaliger Leichtathlet beim TV Türkheim an Allgäuer, schwäbischen, bayerischen und sogar deutschen Meisterschaften teilgenommen. Das Deutschland-Trikot, das Wenninger an diesem Abend trägt, spannt zwar etwas am Bauch, doch davon sollte man sich tunlichst nicht täuschen lassen: Der Mann ist topfit. Das wird auch Benjamin Adelwarth schnell bemerken. Der BLSV-Kreisvorsitzende ist Wenningers Trainingsgast und wird von diesem in der folgenden guten Stunde mit einigen Fitness-Übungen zum Schwitzen gebracht.
Allerdings: Auch Adelwarth ist fit. Das merkt man gleich beim Aufwärmen. Auf dem Laufband sind die sechs Minuten zum Warmwerden ein Klacks für den Dirlewanger.
„Während Corona habe ich intensiver mit Sport angefangen“, sagt Adelwarth. 20 Kilogramm habe er durch Laufen und regelmäßige Besuche im Fitnessstudio abgenommen. Das merkt auch Wenninger: „Man sieht, dass du etwas machst.“Das sei überhaupt das Wichtigste: Dass man sich aufrafft, regelmäßig etwas für den eigenen Körper zu tun. „Man braucht dafür nicht unbedingt Geräte“, sagt er. „Liegestützen oder Klimmzüge reichen schon aus. Wer keinen Klimmzug kann, braucht mit Geräten doch gar nicht anzufangen“, ist Wenninger überzeugt.
Außerdem sei die ständige Wiederholung von Übungen das bessere
Training. „Viele junge Sportler wollen schnell möglichst viele Gewichte stemmen. Das bringt doch nichts. Lieber weniger, dafür aber häufig und regelmäßig. Steigern kann man dann immer“, sagt er. „Im Krafttraining zählt die Ausdauer.“Wenninger spricht aus eigener Erfahrung. Vor gut 20 Jahren war er süddeutscher Meister im Fünfkampf. „Mein Ding war immer der Mehrkampf“, sagt er. „In jeder Zehnkampf-Disziplin, mit Ausnahme des Kugelstoßens, war ich einmal Allgäuer Meister“, sagt er. Mitte der 1990er-Jahre habe es eine Trainingsgruppe mit Leichtathleten aus Buchloe, Bad Wörishofen und Türkheim gegeben – die „Trainingsgruppe A96“, weil alle drei Vereine an der Autobahn lagen. „Da waren schon starke Athleten dabei, aber das ist gut so. Nur so wirst du im Training gefordert“, sagt Wenninger, bevor er Adelwarth
noch eine „simple Übung für daheim“zeigt. „Setz’ dich mal auf diesen Peziball, hebe die Beine an und versuche das Gleichgewicht zu halten.“Kein leichtes Unterfangen, doch mit etwas Training würde auch das funktionieren. Wenninger ist der lebende Beweis: Er hält es deutlich länger aus dem Ball aus, als Adelwarth. Für den BLSV-Kreisvorsitzenden geht es nun zwischen all den Geräten auf die Gymnastikmatte auf dem Boden. Bauch und Rücken sollen jetzt mit einfachen Übungen im Wechsel trainiert werden.
Zunächst muss er Sit-ups machen, drei Abschnitte zu je zehn Versuchen mit einer kurzen Pause dazwischen. Danach soll sich Adelwarth auf den Bauch legen, die Arme nach vorn ausstrecken und in jeder Hand ein Gewicht halten. Für den Anfang ist es ein Kilogramm, das er nun für 15 Sekunden
anheben soll. „Das Gewicht ist gar nicht das Problem“, sagt er nach dem ersten Versuch. „Meinst du?“, antwortet Wenninger – und drückt ihm für den nächsten Versuch Zwei-Kilo-Hanteln in die Hand. Prompt fangen Adelwarths Arme nach gut zehn Sekunden in der Luft zu zittern an. Doch er schafft die Übung letztlich. Wie er sich auch bei den folgenden Übungen am Kabelzuggerät (Wenninger: „Gut für den Rücken.“) und beim Hanteltraining (Wenninger: „Nur die Muskeln arbeiten lassen, nicht die Gelenke.“). Die Mitglieder, die beim TV Türkheim den Fitnessraum in Anspruch nehmen, seien zwischen 17 und 57 Jahre alt, sagt Wenninger. Viele machten Rehasport, um nach Verletzungen den Körper wieder in Schuss zu kriegen. Aber vor allem für das Alter sei Kraftsport wichtig, meint Wenninger. „Die Muskeln halten den Körper zusammen.“
Zum Abschluss geht es auf die Hantelbank, offenkundig Wenningers Lieblingsstation. „Aber nur mit der Freihantel, denn mit der lernt man, das Gleichgewicht zu halten.“Adelwarth legt sich auf die Bank, hebt die Beine an, um ein Hohlkreuz zu vermeiden, und stemmt drei Durchgänge zu je zehn Versuchen mit steigernden Gewichten (30, 40 und 50 Kilogramm) fehlerfrei in die Höhe. „Und jetzt noch mal die 30 Kilogramm so lange, bis es nicht mehr geht“, fordert Wenninger. Nach 20 Versuchen ist Schluss. „Jetzt schießt dir die Milchsäure in die Muskeln, was dann den Muskelkater bringt“, sagt er und grinst.