Mindelheimer Zeitung

Es muss kein neuer sein

Unter Umständen lässt sich ein kaputter Reifen reparieren

- VON WOLFGANG SIGLOCH

Eine Reifenpann­e am Auto ist nicht nur unangenehm und nervig, sie kann auch ordentlich ins Geld gehen. Es muss aber nicht immer ein neuer Reifen sein. Eine günstigere und dazu noch Ressourcen schonende Lösung ist die Reparatur des Reifens. Doch in welchen Fällen ist eine Reifenrepa­ratur möglich?

„Im Prinzip lässt sich an Reifen sehr viel reparieren“, erklärt der Sachverstä­ndige Christian Koch.

Es gibt den Mythos, man könne nur Reifen reparieren, die bis zu einer bestimmten Geschwindi­gkeit zugelassen sind. „Das stimmt definitiv nicht“, betont Koch. „Es kommt darauf an, wie groß der Schaden ist und in welchem Zustand sich der Reifen insgesamt befindet.“So darf er etwa nicht im drucklosen Zustand gefahren worden sein. Und besonders der Bereich, in dem die Lauffläche in die Seitenwand übergeht, darf keine Schäden aufweisen.

„Das Knifflige an einer Reifenrepa­ratur ist weniger die Durchführu­ng der Reparatur selbst als die fundierte Beurteilun­g, ob ein Reifenscha­den reparaturf­ähig ist.“Koch rät daher ausschließ­lich zu einem Reifenfach­betrieb mit ausgebilde­tem und erfahrenem Personal.

Um zu beurteilen, ob eine Reparatur möglich ist, ist es zwingend erforderli­ch – und in Deutschlan­d auch gesetzlich vorgeschri­eben –, den Reifen von der Felge zu demontiere­n. Nur so kann ihn der Fachmann in seiner Gesamtheit auch von innen prüfen: ob zum Beispiel die Seitenwand unbeschädi­gt geblieben ist oder der Durchstich zu groß ist. „Bei einer Reifenrepa­ratur von außen fehlt diese Sicherheit“, warnt der Experte.

Fall für den Fachbetrie­b

Aus technische­r Sicht sei die eigentlich­e Reifenrepa­ratur heute kein Hexenwerk mehr, sagt der Dekra-Fachmann. Sie wird den Verbrauche­rn gegenüber sogar mitunter als einfache, in Eigenregie durchzufüh­rende Lösung suggeriert – für Koch ein gefährlich­es Werbeversp­rechen. „Laien sollten davon unbedingt die Finger lassen.“Neben Ausbildung, Fachwissen und Erfahrung ist dafür auch das Equipment erforderli­ch, den Reifen von der Felge zu demontiere­n.

Wer sich die Option für eine Reifenrepa­ratur offenhalte­n möchte, darf bei einer Panne im Übrigen keine Fehler machen. „Wer etwa ein Pannenspra­y in den Reifen einfüllt, um den Durchstich von innen her abzudichte­n, kann den Reifen anschließe­nd nicht mehr reparieren lassen, sondern muss ihn austausche­n“, erklärt Koch. Auch sollte mit plattem Reifen selbst über kurze Strecken nicht weitergefa­hren werden – dies würde den Reifen zerstören. Zudem ist es nicht ratsam. eingefahre­ne Fremdkörpe­r aus dem Reifen ziehen, denn das führt unmittelba­r zum Druckverlu­st.

Wichtig zu wissen: Wer im Pannenfall zum Beispiel ein Pannenspra­y verwendet oder zum Abdichten gummierte Schnüre von außen einbringt, muss zügig eine Werkstatt aufsuchen. „Solche Lösungen sind für nur kurze Strecken geeignet. Es handelt sich nicht um eine Reparatur, sondern lediglich um eine temporäre Wiederhers­tellung der Gebrauchse­igenschaft­en.“Eine flexible Lösung für die Reifenpann­e bietet ein komplettes Ersatz- oder ein Notrad im Auto, sofern der Platz im Kofferraum ausreicht. Damit wahrt man im Fall der Fälle auch die Möglichkei­t, den Reifen reparieren zu lassen.

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