Mindelheimer Zeitung

Wölfe bleiben auf Titelkurs

Auch das zweite Eishockey-Derby gegen den ESV Türkheim in dieser Saison geht an den EV Bad Wörishofen. Damit sind die Play-off-Träume der Türkheimer Celtics beendet. Die gehen auf besondere Weise damit um.

- Von Axel Schmidt

Von Nervosität ist bei Michael Fischer vorm Spiel nichts zu merken. Der Trainer des ESV Türkheim beobachtet vom obersten Rang in der Bad Wörishofer Eisarena das Warm-up des EV Bad Wörishofen vor dem Derby gegen seine Celtics. „Heute gehen wir ‚all in‘“, bemüht Fischer die PokerSprac­he. Denn für seine Celtics sollte es die wohl letzte Chance auf einen Play-off-Platz sein.

Verliert der ESV Türkheim auch das zweite Derby gegen den EV Bad Wörishofen, dürfte der Playoff-Zug abgefahren sein. Soweit die Ausgangsla­ge. Doch Fischer wirkt entspannt. Einzig das versproche­ne Freibier, das die Wölfe an diesem Abend für jeden ehemaligen EVW-Spieler ausgelobt haben, will er dann doch lieber erst nach dem Spiel genießen.

Die Idee, das Bezirkslig­a-Derby zu einem Ehemaligen-Treffen auszurufen, hat sich für den EV Bad Wörishofen an diesem Abend gelohnt. „Es sind wirklich viele gekommen“, sagt Vorstandsm­itglied Christoph Seitz. „Viele kennen wir natürlich, aber sie haben alle auch ihre Beweisfoto­s mitgebrach­t“, sagt er.

Wie Robert Macht, Alexander Schmid, Christian Lidel und Georg Martin. Das Quartett hat seine alten Fotos abfotograf­iert und auf dem Handy dabei. „Der Jahrgang 1973 war der erfolgreic­hste in der Geschichte des EV Bad Wörishofen“, sagt Robert Macht und lacht. Anekdoten wie ein 42:0-Sieg gegen Ulm am Tag des 42. Geburtstag­s des Teambetreu­ers werden ebenso erzählt wie Erinnerung­en an sportliche Erfolge. Alexander Schmid erinnert sich an zwei bayerische Meistersch­aften (1984 und 1990). Und für Christian Lidel war der größte Erfolg, dass „er sich die Schuhe selbst binden konnte“. Es wird auch viel gelacht.

Auch das erste Drittel lässt die Fans des EV Bad Wörishofen zufrieden in die erste Pause gehen. Denn nach einer rustikalen Anfangspha­se, in der die Celtics aus Türkheim eine doppelte Überzahl verstreich­en ließen, gingen die Wölfe in ihrer ersten Überzahl durch Michael Schejbal in Führung (5.). Doch die Türkheimer kommen in der Folge besser ins Spiel und haben auch die eine oder andere Torchance. Doch Ercan Kumru im Wölfe-Tor ist nicht zu überwinden. „Er hat uns mit seiner Ruhe heute im Spiel gehalten“, lobt EVW-Trainer Dominic Weis seinen Torhüter.

Stattdesse­n erhöhen die Wölfe per blitzsaube­rem Konter durch Franz Schmidt auf 2:0 (11.). Als dann auch noch Schejbal in der 14. Minute das 3:0 gelingt, muss man mit den Türkheimer­n fast Angst vor einem Debakel haben. Doch dann reißt bei den Wölfen etwas der Faden. „Nach dem gewünschte­n Start waren wir nicht mehr konsequent genug“, wird Bad Wörishofen­s Trainer Dominic Weis nach der Partie analysiere­n. „Türkheim hat sich dann gut ins Spiel reingekämp­ft.“

Doch das große Manko ist die Chancenver­wertung. So läuft Mathias Wexel nur wenige Sekunden nach dem 0:3 plötzlich alleine auf Kumru zu – und scheitert. Genauso ergeht es Maximilian Schorer, der mit der Pausensire­ne einen Penalty nach Foul an Maximilian Döring vergibt. „Wenn man solche Chancen vergibt, dann soll es halt nicht sein“, sagt Michael Fischer nach dem Spiel. „In der Pause haben wir an die Spieler appelliert, dass sie noch eine Schippe drauflegen sollen.“Das machen die Celtics im zweiten Drittel und machen den

Wölfen das Leben schwer. Kurz vor Ende des zweiten Drittels erzielt Florian Kaiser schließlic­h das 1:3 per Abstauber und lässt den Türkheimer Anhang unter den rund 550 Zuschaueri­nnen und Zuschauern wieder hoffen. Doch im Schlussdri­ttel, das umkämpft und spannend ist, fallen letztlich keine Tore mehr. Beide Mannschaft­en geben alles, mitunter wird es ruppig und die Strafbank ist immer öfter besetzt. Alles in allem aber ist es ein friedliche­s Derby, das im EV Bad Wörishofen am Ende auch einen verdienten Sieger findet.

„Das war unser Ziel und ist auch unser Anspruch“, sagt EVW-Coach Dominic Weis, während sich auf dem Eis die jüngsten Fans austoben. „Wir wollen als Erster in die Play-offs gehen“, sagt er. Dazu benötigt der EVW in zwei Wochen in Königsbrun­n einen weiteren Sieg. Für den ESV Türkheim ist der Traum vom erneuten Erreichen der Play-offs ausgeträum­t. „Die Jungs waren in der Kabine schon geknickt“, sagt Celtics-Trainer Michael Fischer. Doch darauf reagiert er mit einer besonderen Maßnahme: „Ich habe die Kinder, die uns heute alle angefeuert haben, in die Kabine eingeladen und den Jungs gesagt, dass sie den Kindern so viel Freude bereitet haben. Das hat dem einen oder anderen wieder ein Lächeln entlockt.“Jetzt wollen die Türkheimer den dritten Platz ergattern.

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Die alten Bilder als Beweis auf dem Handy: die ehemaligen Wölfe um (von links) Christian Lidel, Georg Martin und Alexander Schmid.
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Fotos: Axel Schmidt Jubelnde Wölfe: Der EV Bad Wörishofen gewinnt das Eishockeyd­erby gegen den ESV Türkheim.
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EVW-Goalie Ercan Kumru hatte großen Anteil am Sieg der Wölfe.

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