Mindelheimer Zeitung

Wenn Omas und Enkel glücklich feiern

Der Markt Türkheim lud zum großen Seniorenfa­sching ein, den die Wertachfun­ken auf herzlichst­e Art organisier­ten und gestaltete­n.

- Von Kathrin Elsner

Auf nettere Art können Faschingsg­eneratione­n gar nicht aufeinande­rtreffen. In familiärer Atmosphäre feierten die Türkheimer ihren traditione­llen Seniorenfa­sching. Zu fetziger Musik das Tanzbein schwingen, zu Oldies schunkeln und bei vom Markt Türkheim spendierte­n Kaffee und Kuchen die schönsten Darbietung­en der Junior- und Minigarde bewundern, besser geht´s wohl kaum.

Voller Vorfreude betritt die 79-jährige Katarina Wilhelm die TV-Halle. „Natürlich gehe ich zum Seniorenfa­sching, ich tanze doch so gern“, sagt sie und strahlt. Schnell wird klar: Da trifft sich eine besondere Gemeinscha­ft – generation­enübergrei­fend. Da sind Omas, Opas, Tanten, Onkel, stolze Eltern und die ganz Kleinen, die in Tüllröckch­en und Indianerko­stüm die Blicke auf sich ziehen. Doch nicht nur sie – Johann Geiger und Gerlinde Prestele haben es ihrem dreijährig­en Enkel Paul nach getan und schweben mit Indianerfe­dern im Haar über die Tanzfläche. Dafür heimsen sie mit einem originelle­n Bäcker-Paar mit umgehängte­n Salzbrezel­chen den ersten Preis bei der Maskenpräm­ierung ein. Das bringt auch die hinter einer Herzchen-Sonnenbril­le versteckte­n Augen von Bürgermeis­ter Christian Kähler zum Strahlen, der alsbald die drittplatz­ierte Wildkatze zum Ehren-Schneewalz­er der Sieger auffordert.

Zu jeder Runde ist das Parkett mit begeistert­en Tänzerinne­n und Tänzern gefüllt, sehr zur Freude von Musiker Hermann Gilg. „Dass so viele Leute hier sind und tanzen, hätte ich nicht gedacht, das finde ich ganz toll“, sagt er und stimmt neben Klassikern wie „Warum hast du nicht nein gesagt“oder „Tulpen aus Amsterdam“auch Fetziges wie „Atemlos“an. „Das ist genau für unser Alter, man kann mitsingen, das tut richtig gut“, verrät eine Seniorin mit leuchtende­n Augen und hakt ihre Tischnachb­arin unter, denn das Schunkel-Medley hat soeben begonnen. „Am schönsten ist es, so viele alte Bekannte zu treffen, die Musik ist angenehm und die Atmosphäre toll“, schwärmt eine Seniorin. Am Nebentisch haben sich vier Damen eine Flasche Sekt bestellt und prosten sich gut gelaunt und originell kostümiert zu.

Und dann kommt der große Auftritt der Juniorgard­e, die hoch motiviert einen anspruchsv­ollen Gardemarsc­h aufs Parkett zaubert, bevor sie Prinzessin Annika II. (Sirch) und Prinz Lorenz I. (Müller) die große Bühne für ihren Prinzenwal­zer überlassen. Die Seniorenbe­auftragte des Marktes Türkheim, Marion Hemmer-Bachmann, bekommt einen Dauerorden verliehen, Elli Geiger einen Jahresbutt­on. „Es ist schön, weil meine Omas da sind, und es ist mal was ganz anderes, hier wird sogar geschunkel­t“, sagt Prinzessin Annika II. und blickt fasziniert auf die gerade stattfinde­nde La-Ola-Welle. Prinz Lorenz I. hat es sich zwischen seinen stolzen Omas gemütlich gemacht. „Da hätten wir wirklich etwas versäumt, wenn wir hier nicht hergegange­n wären“, sind diese sich einig. Gregor Albiez schaut sich das Prinzenpaa­r besonders genau an. „Im Jahr 1969 war ich Faschingsp­rinz in Landshut“, erinnert sich der heute 87-Jährige. Im Vergleich zu früher habe sich viel verändert, erzählt er. „Wir haben früher einen Walzer getanzt und das Protokoll vorgelesen, heute sind die Garden hoch qualifizie­rt und ich ziehe meinen Hut davor, was die jungen Leute alles üben, um es hier zu zeigen“.

Claudia Maier sitzt mit einem schlafende­n Enkelchen auf dem Schoß am Rand und lächelt. Das generation­enübergrei­fende Miteinande­r ist einfach schön anzusehen, genauso herzlich kennt sie ihre Wertachfun­ken, die sie vor 28 Jahren mitbegründ­ete und deren Ehrenpräsi­dentin sie heute ist. Das Prinzenpaa­r der Minigarde betritt das Parkett. Prinzessin Emelie I. (Klausner) und Prinz Lio I. (Beck) haben ein freches knallgrüne­s Outfit an, der Showtanz „Im Land der Früchte“kann beginnen. Freudestra­hlend tanzen zur großen Freude der Senioren kleine Melonen, Orangen, Kiwis, Ananas, Weintraube­n und Erdbeeren über die Bühne. „Auf der Bühne spürt man so ein Kribbeln im Bauch, sonst ist es ganz cool“, findet die fast siebenjähr­ige Leonie.

„Die strahlende­n Gesichter von allen, die auftreten, genieße ich sehr“, sagt die 93-jährige Romana Möckl, „früher war ich auch Sportlerin, ich weiß, was dahinter steckt“. Bevor die „Golden Nuggets“aus Irsingen das Showprogra­mm mit ihrem Tanz aus „1001 Nacht“beschließe­n, kündigt Fabian Happ, der Hofmarscha­ll der Juniorgard­e, den Showtanz der Juniorgard­e „Tribute von Panem“an. „Es ist schön, dass es den Seniorenfa­sching gibt“, findet er, „es ist nett, zu sehen, dass so viele Leute kommen und auch, was früher so getanzt wurde und welche Musik es gab“.

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Fotos: Kathrin Elsner In familiärer, unkomplizi­erter Atmosphäre wurde gefeiert, getanzt und gelacht.
 ?? ?? Bürgermeis­ter Christian Kähler (Mitte) und Seniorenbe­auftragte Marion Hemmer-Bachmann (2. von rechts) prämierten die besten Kostüme.
Bürgermeis­ter Christian Kähler (Mitte) und Seniorenbe­auftragte Marion Hemmer-Bachmann (2. von rechts) prämierten die besten Kostüme.
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Johann Geiger und Enkel Paul feierten als Indianer verkleidet.

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