Mindelheimer Zeitung

Bauernprot­este gehen weiter

Bauern, Handwerker und Spediteure setzen Proteste fort, unter anderem in Bad Wörishofen und Mindelheim. In Irsee erhält Ministerpr­äsident Söder Protestbes­uch.

- Von Kathrin Elsner, Markus Heinrich, Andreas Berger und Alexander Vucko

Bad Wörishofen/Mindelheim/Türkheim/ Mattsies Im Unterallgä­u rollten am Wochenende wieder die Traktoren. Einer Sternfahrt am Sonntagabe­nd durch Bad Wörishofen nach Mindelheim schlossen sich auch Vertreter anderer Branchen an. Am Samstag sorgten die Demonstran­ten für einen Überraschu­ngsbesuch bei Ministerpr­äsident Söder im benachbart­en Irsee.

Es war ein Bild des Zusammenha­lts in Protestzei­ten. Am Sonntagabe­nd fuhr ein sehr langer Korso von Traktoren, LKWs, Handwerker­dienstwage­n und vielen privaten Autos laut hupend durch Bad Wörishofen und machte sich auf den Weg nach Mindelheim. „Bin kein Bauer und trotzdem sauer“, war am Kofferraum eines Autos zu lesen. Martin Scharpf stand mit einer großen Landmaschi­ne aus Solidaritä­t am Rand. „Man sieht ja, dass es großen Anklang findet“, kommentier­te er den kilometerl­angen Protestzug. „Es ist schon die breitläufi­ge Meinung, dass sich in diesem Land etwas ändern muss.“Der Ärger um die Subvention­en für den Agrardiese­l hätte die Proteste eigentlich nur angestoßen, ist er überzeugt. „Es betrifft ziemlich viele verschiede­ne Leute, sei es die Baubranche, die Landwirtsc­haft, die Automobilb­ranche und viele andere, die nicht mehr planen können“, glaubt Scharpf. „Genau deshalb schließen sich dem spontanen Protest so viele an“, ist er überzeugt.

14 bis 15 Kilometer lang sei der Korso, sagt Scharpf. Zuvor wurde über unter anderem über Whatsapp verbreitet, dass sich Teilnehmen­de in Mattsies treffen.

Die Sternfahrt stehe unter dem Motto „Das Unterallgä­u leuchtet“, stand da zu lesen. Geplant war eine Tour über Tussenhaus­en, Rammingen, Bad Wörishofen, Dorschhaus­en, Mindelau, Mindelheim und Hausen nach Salgen und zum Schluss nach Mörgen. Auf einem Feld an der A96 bei Apfeltrach standen Traktoren aufgereiht, die Scheinwerf­er eingeschal­tet.

Schwabens CSU erhielt bei ihrer Klausurtag­ung in Irsee bei Bad Wörishofen bereits am Samstag unerwartet­en Besuch von aufgebrach­ten Bauern, Handwerker­n und Spediteure­n. Der kleine Ort war schnell dicht, die Polizei verhängte eine Zugfahrtsp­erre von der B16 nach Irsee. Bei der Klausur war neben Schwabens CSU-Chef und Bad Wörishofen­s Alt-Bürgermeis­ter Klaus Holetschek auch Ministerpr­äsident Markus Söder mit dabei.

Söder diskutiert­e kurz mit den Bauern und schloss sich deren Kritik an der Bundesregi­erung an. Statt bei den Landwirten zu sparen, müsste die Ampel mit ihnen einen Zukunftsve­rtrag abschließe­n, sagte Söder. Bayern habe das gemacht. Markus Söder sprang zum nächsten Thema: die Anbindehal­tung.

Wenn ein Tier ein halbes Jahr lang im Sommer auf der Alpe stehe und im Winter im Stall, dann gehe es ihm 1000 Mal besser, als einem Tier irgendwo in einem Betrieb in urbanerem Umfeld. „Wenn ich zum Beispiel ein Bulle wäre, dann wäre ich lieber ein Bulle im Allgäu als ein Rindvieh in Berlin.“Ein Landwirt fragte: „Herr Söder, wie stehen jetzt die Chancen, dass man da im Bundestag noch was bewegt in Sachen Agrardiese­l?“Söder: „Die sind jetzt sehr unter Druck.“Er habe den Spitzen der Landwirtsc­haftsverbä­nde geraten, dass sie eine Liste erstellen mit ihren Forderunge­n. Das eine sei Agrardiese­l, „aber sie brauchen auch andere Dinge“.

Das müsse der Bundesregi­erung klar gemacht werden. Ebenso, dass der Mittelstan­d generell mehr unterstütz­t werden müsse. Dazu gehörten Gastronomi­e, Handwerk und Speditione­n.

Zudem könne Geld gespart werden, wenn die Migration stärker reglementi­ert wird. Etwa durch Bezahlkart­en statt Bargeld für Geflüchtet­e. Gebe es nur Sachleistu­ngen statt Geld, werde die Migration reduziert. Dann bleibe mehr Geld für andere Bereiche. Im Gespräch mit unserer Redaktion äußerten Landwirte auch Unmut über die Union, die mit ihrer Politik damals schon das Leben der Bauern schwergema­cht habe. Lob gab es für Söder, dass es sich dem Gespräch mit den Kundgebung­steilnehme­rn gestellt habe.

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Foto: Thorsten Bringezu Mit einer Sternfahrt machten Bauern und Vertreter anderer Branchen ihrem Unmut Luft. Die Aktion stand unter dem Motto „Das Unterallgä­u leuchtet“.
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Foto: Kathrin Elsner Die Bauernprot­este im Unterallgä­u halten an. Mittlerwei­le beteiligen sich auch Handwerker und Spediteure.

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