Bauernproteste gehen weiter
Bauern, Handwerker und Spediteure setzen Proteste fort, unter anderem in Bad Wörishofen und Mindelheim. In Irsee erhält Ministerpräsident Söder Protestbesuch.
Bad Wörishofen/Mindelheim/Türkheim/ Mattsies Im Unterallgäu rollten am Wochenende wieder die Traktoren. Einer Sternfahrt am Sonntagabend durch Bad Wörishofen nach Mindelheim schlossen sich auch Vertreter anderer Branchen an. Am Samstag sorgten die Demonstranten für einen Überraschungsbesuch bei Ministerpräsident Söder im benachbarten Irsee.
Es war ein Bild des Zusammenhalts in Protestzeiten. Am Sonntagabend fuhr ein sehr langer Korso von Traktoren, LKWs, Handwerkerdienstwagen und vielen privaten Autos laut hupend durch Bad Wörishofen und machte sich auf den Weg nach Mindelheim. „Bin kein Bauer und trotzdem sauer“, war am Kofferraum eines Autos zu lesen. Martin Scharpf stand mit einer großen Landmaschine aus Solidarität am Rand. „Man sieht ja, dass es großen Anklang findet“, kommentierte er den kilometerlangen Protestzug. „Es ist schon die breitläufige Meinung, dass sich in diesem Land etwas ändern muss.“Der Ärger um die Subventionen für den Agrardiesel hätte die Proteste eigentlich nur angestoßen, ist er überzeugt. „Es betrifft ziemlich viele verschiedene Leute, sei es die Baubranche, die Landwirtschaft, die Automobilbranche und viele andere, die nicht mehr planen können“, glaubt Scharpf. „Genau deshalb schließen sich dem spontanen Protest so viele an“, ist er überzeugt.
14 bis 15 Kilometer lang sei der Korso, sagt Scharpf. Zuvor wurde über unter anderem über Whatsapp verbreitet, dass sich Teilnehmende in Mattsies treffen.
Die Sternfahrt stehe unter dem Motto „Das Unterallgäu leuchtet“, stand da zu lesen. Geplant war eine Tour über Tussenhausen, Rammingen, Bad Wörishofen, Dorschhausen, Mindelau, Mindelheim und Hausen nach Salgen und zum Schluss nach Mörgen. Auf einem Feld an der A96 bei Apfeltrach standen Traktoren aufgereiht, die Scheinwerfer eingeschaltet.
Schwabens CSU erhielt bei ihrer Klausurtagung in Irsee bei Bad Wörishofen bereits am Samstag unerwarteten Besuch von aufgebrachten Bauern, Handwerkern und Spediteuren. Der kleine Ort war schnell dicht, die Polizei verhängte eine Zugfahrtsperre von der B16 nach Irsee. Bei der Klausur war neben Schwabens CSU-Chef und Bad Wörishofens Alt-Bürgermeister Klaus Holetschek auch Ministerpräsident Markus Söder mit dabei.
Söder diskutierte kurz mit den Bauern und schloss sich deren Kritik an der Bundesregierung an. Statt bei den Landwirten zu sparen, müsste die Ampel mit ihnen einen Zukunftsvertrag abschließen, sagte Söder. Bayern habe das gemacht. Markus Söder sprang zum nächsten Thema: die Anbindehaltung.
Wenn ein Tier ein halbes Jahr lang im Sommer auf der Alpe stehe und im Winter im Stall, dann gehe es ihm 1000 Mal besser, als einem Tier irgendwo in einem Betrieb in urbanerem Umfeld. „Wenn ich zum Beispiel ein Bulle wäre, dann wäre ich lieber ein Bulle im Allgäu als ein Rindvieh in Berlin.“Ein Landwirt fragte: „Herr Söder, wie stehen jetzt die Chancen, dass man da im Bundestag noch was bewegt in Sachen Agrardiesel?“Söder: „Die sind jetzt sehr unter Druck.“Er habe den Spitzen der Landwirtschaftsverbände geraten, dass sie eine Liste erstellen mit ihren Forderungen. Das eine sei Agrardiesel, „aber sie brauchen auch andere Dinge“.
Das müsse der Bundesregierung klar gemacht werden. Ebenso, dass der Mittelstand generell mehr unterstützt werden müsse. Dazu gehörten Gastronomie, Handwerk und Speditionen.
Zudem könne Geld gespart werden, wenn die Migration stärker reglementiert wird. Etwa durch Bezahlkarten statt Bargeld für Geflüchtete. Gebe es nur Sachleistungen statt Geld, werde die Migration reduziert. Dann bleibe mehr Geld für andere Bereiche. Im Gespräch mit unserer Redaktion äußerten Landwirte auch Unmut über die Union, die mit ihrer Politik damals schon das Leben der Bauern schwergemacht habe. Lob gab es für Söder, dass es sich dem Gespräch mit den Kundgebungsteilnehmern gestellt habe.