Die Technikerschule Mindelheim wächst
Künftig soll auch die Fachrichtung Mechatroniktechnik an der Burkhart-Grob-Technikerschule angeboten werden. Für die Berufsschule gibt es ebenfalls Pläne.
Die Mindelheimer Technikerschule könnte künftig auch die Fachrichtung Mechatroniktechnik anbieten. Entsprechenden Plänen hat der Schul-, Kultur- und Sportausschuss des Landkreises in seiner jüngsten Sitzung geschlossen zugestimmt. Darin ging es auch um Erweiterungspläne für die Berufsschule.
Hintergrund für die neue Fachrichtung an der Burkhart-GrobTechnikerschule sind die strukturellen Änderungen in der Industrie wie die Transformation vom Verbrennungsmotor zur Elektromobilität: Während die Nachfrage im Bereich des klassischen Maschinenbaus deswegen abnimmt, steigt sie im Bereich Mechatroniktechnik, wie Jonas Pospischil, der am Landratsamt für die Kommunalen Schulen zuständig ist, in der Sitzung erläuterte. Bereits seit dem Schuljahr 2022/23 werde an der Mindelheimer Technikerschule deshalb das Fach „Elektrische Maschinen und Antriebe (EMA)“unterrichtet. Es bietet die Grundlagen für die Weiterbildungsprüfung „Elektrofachkraft der Industrie“, ersetzt jedoch nicht den Abschluss zum staatlich geprüften Mechatroniktechniker.
Diese Fachrichtung gibt es in Schwaben aktuell nur in Kempten und Nördlingen und dort auch nur in Vollzeit. In Mindelheim dagegen soll die Weiterbildung für eine Klasse mit 20 Studentinnen und Studenten in Teilzeit angeboten werden. Gottfried Göppel, der Leiter der Mindelheimer Berufsschule, der die Technikerschule zugeordnet ist, geht davon aus, dass die Schulen nicht in Konkurrenz zueinander stehen würden – zumal etliche Unterallgäuer und Memminger Firmen in Gesprächen bereits Interesse bekundet hätten. So habe die Firma Grob signalisiert, dass jährlich zehn ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der neuen Fachrichtung unterrichtet werden könnten.
Schon jetzt gibt es an der Technikerschule drei Teilzeitklassen für den Maschinenbau, die in dem erst zehn Jahre alten Gebäude keinen Platz mehr finden. Sie nutzen Klassenräume im Hauptgebäude der Berufsschule sowie einen Praxisraum in deren Nebengebäude. Um nun auch noch die geplante neue Teilzeitklasse für die Mechatroniktechniker unterzubringen, könnten Räume in der Techniker- und der Berufsschule umgenutzt werden – idealerweise aber nur übergangsweise, so Pospischil. Denn auch die Landwirte und Berufskraftfahrer der Berufsschule leiden unter Platzproblemen: Ihre Fahrzeugtechnikabteilung benötigt große ebenerdige Hallen, die es in dieser Form am jetzigen Standort auf dem Kollegareal in der Hermelestraße nicht gibt. Bereits seit Längerem sucht der Landkreis deshalb nach einem Grundstück, auf dem ein Neubau entstehen könnte. Würden Landwirte und Berufskraftfahrer dort einziehen, wäre in ihrem bisherigen Standort Platz für die Technikerschule.
Größere Bauarbeiten wären dafür nicht nötig, so Pospischil, der gleichzeitig nicht verhehlte, dass es die neue Fachrichtung gleichwohl nicht zum Nulltarif gebe: Für einen neuen EDV-Raum mit 30 PCs und 60 Monitoren, zwei Praxisräumen, Verkabelungen und weiterer technischer Ausstattung werden voraussichtlich 298.000 Euro fällig. Rund 60.000 Euro davon sind bereits in diesem Jahr für die Fachrichtung Maschinenbau eingeplant, sodass allein für die Mechatronik Kosten von 238.000 Euro verbleiben würden.
Ob es sich dabei „nur“um eine neue Fachrichtung oder eine eigenständige Technikerschule handeln würde, muss laut Pospischil das Kultusministerium entscheiden. Das sei jedoch lediglich eine rechtliche Beurteilung, die sich vor allem im Verwaltungsablauf bemerkbar machen würde, nicht aber auf die organisatorische Zuordnung zur Schulleitung der Berufsschule oder eine etwaige finanzielle Förderung.
Wie der Fachbereichsleiter der Technikerschule, Holger Gust, ausführte, ergeben sich schon jetzt zahlreiche Überschneidungen der jetzigen Technikerschule mit dem Lehrplan der Fachschule für Mechatroniktechnik. Auch deshalb wären nur wenige zusätzliche Lehrkräfte nötig, für die zudem der Freistaat zuständig wäre. Aus Sicht der Verwaltung würde die neue Fachrichtung oder auch die neue Technikerschule das Bildungsangebot im Landkreis bedarfsgerecht verbessern. „Das Vorhaben trägt dazu bei, den Fachkräftebedarf der heimischen Wirtschaft in einem zukunftsträchtigen Bereich zu decken“, schreibt sie in ihrer Stellungnahme. Sie rechnet damit, dass durch den zunehmenden Wandel in der Arbeitswelt sowie die wachsende Interaktion zwischen Mensch und Maschine im Zuge der Digitalisierung die Bedeutung der Mechatronik signifikant zunehmen wird.
Davon sind offenbar auch die Ausschussmitglieder überzeugt, die die Einrichtung der neuen Fachrichtung Mechatroniktechnik oder alternativ auch die Errichtung einer neuen Technikerschule für Mechatroniktechnik einstimmig befürworteten. Sollte auch das Kultusministerium grünes Licht geben, wurde die Verwaltung beauftragt, die weiteren Schritte zu veranlassen. Wann die neue Fachrichtung starten könnte, ist deshalb noch offen.