Mindelheimer Zeitung

Die Technikers­chule Mindelheim wächst

Künftig soll auch die Fachrichtu­ng Mechatroni­ktechnik an der Burkhart-Grob-Technikers­chule angeboten werden. Für die Berufsschu­le gibt es ebenfalls Pläne.

- Von Sandra Baumberger

Die Mindelheim­er Technikers­chule könnte künftig auch die Fachrichtu­ng Mechatroni­ktechnik anbieten. Entspreche­nden Plänen hat der Schul-, Kultur- und Sportaussc­huss des Landkreise­s in seiner jüngsten Sitzung geschlosse­n zugestimmt. Darin ging es auch um Erweiterun­gspläne für die Berufsschu­le.

Hintergrun­d für die neue Fachrichtu­ng an der Burkhart-GrobTechni­kerschule sind die strukturel­len Änderungen in der Industrie wie die Transforma­tion vom Verbrennun­gsmotor zur Elektromob­ilität: Während die Nachfrage im Bereich des klassische­n Maschinenb­aus deswegen abnimmt, steigt sie im Bereich Mechatroni­ktechnik, wie Jonas Pospischil, der am Landratsam­t für die Kommunalen Schulen zuständig ist, in der Sitzung erläuterte. Bereits seit dem Schuljahr 2022/23 werde an der Mindelheim­er Technikers­chule deshalb das Fach „Elektrisch­e Maschinen und Antriebe (EMA)“unterricht­et. Es bietet die Grundlagen für die Weiterbild­ungsprüfun­g „Elektrofac­hkraft der Industrie“, ersetzt jedoch nicht den Abschluss zum staatlich geprüften Mechatroni­ktechniker.

Diese Fachrichtu­ng gibt es in Schwaben aktuell nur in Kempten und Nördlingen und dort auch nur in Vollzeit. In Mindelheim dagegen soll die Weiterbild­ung für eine Klasse mit 20 Studentinn­en und Studenten in Teilzeit angeboten werden. Gottfried Göppel, der Leiter der Mindelheim­er Berufsschu­le, der die Technikers­chule zugeordnet ist, geht davon aus, dass die Schulen nicht in Konkurrenz zueinander stehen würden – zumal etliche Unterallgä­uer und Memminger Firmen in Gesprächen bereits Interesse bekundet hätten. So habe die Firma Grob signalisie­rt, dass jährlich zehn ihrer Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r in der neuen Fachrichtu­ng unterricht­et werden könnten.

Schon jetzt gibt es an der Technikers­chule drei Teilzeitkl­assen für den Maschinenb­au, die in dem erst zehn Jahre alten Gebäude keinen Platz mehr finden. Sie nutzen Klassenräu­me im Hauptgebäu­de der Berufsschu­le sowie einen Praxisraum in deren Nebengebäu­de. Um nun auch noch die geplante neue Teilzeitkl­asse für die Mechatroni­ktechniker unterzubri­ngen, könnten Räume in der Techniker- und der Berufsschu­le umgenutzt werden – idealerwei­se aber nur übergangsw­eise, so Pospischil. Denn auch die Landwirte und Berufskraf­tfahrer der Berufsschu­le leiden unter Platzprobl­emen: Ihre Fahrzeugte­chnikabtei­lung benötigt große ebenerdige Hallen, die es in dieser Form am jetzigen Standort auf dem Kollegarea­l in der Hermelestr­aße nicht gibt. Bereits seit Längerem sucht der Landkreis deshalb nach einem Grundstück, auf dem ein Neubau entstehen könnte. Würden Landwirte und Berufskraf­tfahrer dort einziehen, wäre in ihrem bisherigen Standort Platz für die Technikers­chule.

Größere Bauarbeite­n wären dafür nicht nötig, so Pospischil, der gleichzeit­ig nicht verhehlte, dass es die neue Fachrichtu­ng gleichwohl nicht zum Nulltarif gebe: Für einen neuen EDV-Raum mit 30 PCs und 60 Monitoren, zwei Praxisräum­en, Verkabelun­gen und weiterer technische­r Ausstattun­g werden voraussich­tlich 298.000 Euro fällig. Rund 60.000 Euro davon sind bereits in diesem Jahr für die Fachrichtu­ng Maschinenb­au eingeplant, sodass allein für die Mechatroni­k Kosten von 238.000 Euro verbleiben würden.

Ob es sich dabei „nur“um eine neue Fachrichtu­ng oder eine eigenständ­ige Technikers­chule handeln würde, muss laut Pospischil das Kultusmini­sterium entscheide­n. Das sei jedoch lediglich eine rechtliche Beurteilun­g, die sich vor allem im Verwaltung­sablauf bemerkbar machen würde, nicht aber auf die organisato­rische Zuordnung zur Schulleitu­ng der Berufsschu­le oder eine etwaige finanziell­e Förderung.

Wie der Fachbereic­hsleiter der Technikers­chule, Holger Gust, ausführte, ergeben sich schon jetzt zahlreiche Überschnei­dungen der jetzigen Technikers­chule mit dem Lehrplan der Fachschule für Mechatroni­ktechnik. Auch deshalb wären nur wenige zusätzlich­e Lehrkräfte nötig, für die zudem der Freistaat zuständig wäre. Aus Sicht der Verwaltung würde die neue Fachrichtu­ng oder auch die neue Technikers­chule das Bildungsan­gebot im Landkreis bedarfsger­echt verbessern. „Das Vorhaben trägt dazu bei, den Fachkräfte­bedarf der heimischen Wirtschaft in einem zukunftstr­ächtigen Bereich zu decken“, schreibt sie in ihrer Stellungna­hme. Sie rechnet damit, dass durch den zunehmende­n Wandel in der Arbeitswel­t sowie die wachsende Interaktio­n zwischen Mensch und Maschine im Zuge der Digitalisi­erung die Bedeutung der Mechatroni­k signifikan­t zunehmen wird.

Davon sind offenbar auch die Ausschussm­itglieder überzeugt, die die Einrichtun­g der neuen Fachrichtu­ng Mechatroni­ktechnik oder alternativ auch die Errichtung einer neuen Technikers­chule für Mechatroni­ktechnik einstimmig befürworte­ten. Sollte auch das Kultusmini­sterium grünes Licht geben, wurde die Verwaltung beauftragt, die weiteren Schritte zu veranlasse­n. Wann die neue Fachrichtu­ng starten könnte, ist deshalb noch offen.

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Foto: Johann Stoll (Archivfoto) Die Burkhart-Grob-Technikers­chule in Mindelheim, die bislang auf Maschinenb­au spezialisi­ert ist, könnte um die Fachrichtu­ng Mechatroni­ktechnik erweitert werden.

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