„Dauerbrenner“Umgehungsstraße bei Pforzen
Gemeinderat diskutiert mit Bürgern über Pläne für die B16-Ortsumfahrung. Das Thema erhitzt die Gemüter. Wann die Entscheidung ansteht.
Zu Beginn der öffentlichen Gemeinderatssitzung in Pforzen war die Stimmung noch locker: Die Turnhalle war voll besetzt, Menschen plauderten, grüßten Nachbarn. Das sollte sich im Laufe des Abends ändern. Denn es ging um die B16-Ortsumfahrung - ein Thema, das die Gemeinde seit Jahren beschäftigt und deren Bewohner polarisiert. Die einen wünschen sich weniger Verkehr und Krach im Ortskern, die anderen sehen die Pläne für die Nordost-Umfahrung (Nord 4), die das Staatliche Bauamt nochmals im Detail vorgestellt hat, kritisch. Auf beiden Seiten haben sich Bürgerinitiativen gebildet. Wegen des großen Interesses schloss der Gemeinderat seiner Sitzung eine Versammlung an, in der Bürger gefragt waren.
Obwohl die B16-Umfahrung seit Jahren ein „Dauerbrenner“ist, stehe die Planung laut Bürgermeister Herbert Hofer am Anfang. Er machte klar, dass es sich bei der Variante Nord 4 nicht „um eine Wunschtrasse“des Gemeinderats handle. Diese würde an der Abzweigung von der B16 und der Staatsstraße Richtung Schlingen beginnen, nach Osten über die Wertach führen, an der OAL13 einen Knick nach Süden machen, entlang der Bahnlinie verlaufen und in die Kreisstraße Germaringen-Pforzen münden.
Aus Sicht des Staatlichen Bauamts schneidet die Nord 4 am besten ab. Die Kriterien - etwa Verkehrswirksamkeit und Wirtschaftlichkeit - seien in Pforzen so detailliert abgewogen wie selten, erklärte Thomas Hanrieder vom Bauamt. Bevor die Planungen weitergehen, brauche das Bauamt einen Beschluss.
„Will denn die Gemeinde überhaupt, dass sich unser Haus weiter mit dem Projekt beschäftigt?“„Nach wie vor bin ich für eine Nordumfahrung Pforzens“, sagte Ratsmitglied Georg Papageorgiou.
Allerdings sehe er den Lärm als Probleme, da ihm die Variante zu nah am Ort verläuft. Diese Sorge teilten viele. „Natürlich nimmt man diese Straße wahr, man hört sie“, sagte Hanrieder. Allerdings spreche bei einer Lautstärke von etwa 51 Dezibel aus Sicht der Bundesregierung, die Auftraggeber ist, nichts dagegen.
Rat Wilhelm Schmid outete sich als Befürworter mit Verweis auf die Sicherheit im Ortskern, gerade für Schulkinder. Seine Aussage, „die Natur sucht sich schon einen Weg“, quittierten Gegner mit Gelächter und Zwischenrufen, sodass seine Ratskollegin um Zurückhaltung bat. Anwohnerin Christine Laugwitz, die die Pläne bekanntermaßen scharf kritisiert, sprang daraufhin auf und verteilte an Rat und Presse eine Sammlung an Gegenargumenten. Auf mehreren Seiten zieht sie Grundlagen der Planung wie Verkehrszahlen in Zweifel.
Sie kritisiert unter anderem die Zerstörung der Natur und die Belastung der Bewohner am Ortsrand. Dann verließ sie die Versammlung, was viele mit Applaus begleiteten. „Das Thema ist emotional aufgeladen“, sagte Gemeinderat Schmid zu dieser Unterbrechung. Er wolle keine Gräben aufreißen, immerhin „trinken alle dasselbe Brunnenwasser.“
Ratsmitglied Max Lang wollte wissen, wie sich die Pläne auf den Ortsteil Ingenried auswirken. Dort wären laut Prognosen mit der Trasse Nord 4 täglich 300 Fahrzeuge mehr unterwegs, meinte Hanrieder - ein kaum merklicher Wert. „Für Ingenried sind die Pläne nicht gut“, sagte ein Bürger. Auch er wolle Verkehrsentlastung - etwa durch die Verlegung der B16 um Ingenried herum.
Das nannte Hofer eine „berechtigte Forderung“, machte aber auch klar, dass man das separat beantragen müsste. Auch am Ortsrand mit seinen Naherholungsgebieten werde die Verkehrsbelastung steigen, kritisierte ein Mitglied der Contra-Bürgerinitiative. Der Mann wollte wissen, wie sich der Bund den Verlauf der B16 vorstelle in Hinblick auf den Ausbau der B12, die teils parallel verläuft. Die B16 soll laut Hanrieder auch in Zukunft eine Bundesfernstraße bleiben.
Eine Bürgerin wollte wissen, ob bei Nord 4 ein Sichtschutz geplant ist - „oder dürfen wir die Autos und den Schwerlastverkehr auch noch anschauen?“. Begrünung entlang der Strecke sei vorgesehen, meinte Hanrieder. Bei Detailfragen - etwa zum Radweg in Richtung Neugablonz - verwies der Vertreter des Bauamts auf die Voruntersuchung, die bei positivem Bescheid anstehe.
„Wir kämpfen seit über zehn Jahren für eine Umgehungsstraße“, sagte ein Mitglied des Pro-Vereins. Daher appellierte er, die Planungen jetzt nicht aufzugeben. Er fragte, wann die Gemeinde eine Entscheidung treffen wolle. Hofer rechne mit einem Beschluss im März.
Dafür werde jedes Ratsmitglied das Für und Wider für sich abwägen. Auf die Frage eines Pforzeners, ob ein Bürgerentscheid eine Alternative wäre, antwortete der Bürgermeister, dass dieser von den Bürgern ausgehen müsste.