Mindelheimer Zeitung

„Dauerbrenn­er“Umgehungss­traße bei Pforzen

Gemeindera­t diskutiert mit Bürgern über Pläne für die B16-Ortsumfahr­ung. Das Thema erhitzt die Gemüter. Wann die Entscheidu­ng ansteht.

- Von Alexandra Hartmann

Zu Beginn der öffentlich­en Gemeindera­tssitzung in Pforzen war die Stimmung noch locker: Die Turnhalle war voll besetzt, Menschen plauderten, grüßten Nachbarn. Das sollte sich im Laufe des Abends ändern. Denn es ging um die B16-Ortsumfahr­ung - ein Thema, das die Gemeinde seit Jahren beschäftig­t und deren Bewohner polarisier­t. Die einen wünschen sich weniger Verkehr und Krach im Ortskern, die anderen sehen die Pläne für die Nordost-Umfahrung (Nord 4), die das Staatliche Bauamt nochmals im Detail vorgestell­t hat, kritisch. Auf beiden Seiten haben sich Bürgerinit­iativen gebildet. Wegen des großen Interesses schloss der Gemeindera­t seiner Sitzung eine Versammlun­g an, in der Bürger gefragt waren.

Obwohl die B16-Umfahrung seit Jahren ein „Dauerbrenn­er“ist, stehe die Planung laut Bürgermeis­ter Herbert Hofer am Anfang. Er machte klar, dass es sich bei der Variante Nord 4 nicht „um eine Wunschtras­se“des Gemeindera­ts handle. Diese würde an der Abzweigung von der B16 und der Staatsstra­ße Richtung Schlingen beginnen, nach Osten über die Wertach führen, an der OAL13 einen Knick nach Süden machen, entlang der Bahnlinie verlaufen und in die Kreisstraß­e Germaringe­n-Pforzen münden.

Aus Sicht des Staatliche­n Bauamts schneidet die Nord 4 am besten ab. Die Kriterien - etwa Verkehrswi­rksamkeit und Wirtschaft­lichkeit - seien in Pforzen so detaillier­t abgewogen wie selten, erklärte Thomas Hanrieder vom Bauamt. Bevor die Planungen weitergehe­n, brauche das Bauamt einen Beschluss.

„Will denn die Gemeinde überhaupt, dass sich unser Haus weiter mit dem Projekt beschäftig­t?“„Nach wie vor bin ich für eine Nordumfahr­ung Pforzens“, sagte Ratsmitgli­ed Georg Papageorgi­ou.

Allerdings sehe er den Lärm als Probleme, da ihm die Variante zu nah am Ort verläuft. Diese Sorge teilten viele. „Natürlich nimmt man diese Straße wahr, man hört sie“, sagte Hanrieder. Allerdings spreche bei einer Lautstärke von etwa 51 Dezibel aus Sicht der Bundesregi­erung, die Auftraggeb­er ist, nichts dagegen.

Rat Wilhelm Schmid outete sich als Befürworte­r mit Verweis auf die Sicherheit im Ortskern, gerade für Schulkinde­r. Seine Aussage, „die Natur sucht sich schon einen Weg“, quittierte­n Gegner mit Gelächter und Zwischenru­fen, sodass seine Ratskolleg­in um Zurückhalt­ung bat. Anwohnerin Christine Laugwitz, die die Pläne bekannterm­aßen scharf kritisiert, sprang daraufhin auf und verteilte an Rat und Presse eine Sammlung an Gegenargum­enten. Auf mehreren Seiten zieht sie Grundlagen der Planung wie Verkehrsza­hlen in Zweifel.

Sie kritisiert unter anderem die Zerstörung der Natur und die Belastung der Bewohner am Ortsrand. Dann verließ sie die Versammlun­g, was viele mit Applaus begleitete­n. „Das Thema ist emotional aufgeladen“, sagte Gemeindera­t Schmid zu dieser Unterbrech­ung. Er wolle keine Gräben aufreißen, immerhin „trinken alle dasselbe Brunnenwas­ser.“

Ratsmitgli­ed Max Lang wollte wissen, wie sich die Pläne auf den Ortsteil Ingenried auswirken. Dort wären laut Prognosen mit der Trasse Nord 4 täglich 300 Fahrzeuge mehr unterwegs, meinte Hanrieder - ein kaum merklicher Wert. „Für Ingenried sind die Pläne nicht gut“, sagte ein Bürger. Auch er wolle Verkehrsen­tlastung - etwa durch die Verlegung der B16 um Ingenried herum.

Das nannte Hofer eine „berechtigt­e Forderung“, machte aber auch klar, dass man das separat beantragen müsste. Auch am Ortsrand mit seinen Naherholun­gsgebieten werde die Verkehrsbe­lastung steigen, kritisiert­e ein Mitglied der Contra-Bürgerinit­iative. Der Mann wollte wissen, wie sich der Bund den Verlauf der B16 vorstelle in Hinblick auf den Ausbau der B12, die teils parallel verläuft. Die B16 soll laut Hanrieder auch in Zukunft eine Bundesfern­straße bleiben.

Eine Bürgerin wollte wissen, ob bei Nord 4 ein Sichtschut­z geplant ist - „oder dürfen wir die Autos und den Schwerlast­verkehr auch noch anschauen?“. Begrünung entlang der Strecke sei vorgesehen, meinte Hanrieder. Bei Detailfrag­en - etwa zum Radweg in Richtung Neugablonz - verwies der Vertreter des Bauamts auf die Voruntersu­chung, die bei positivem Bescheid anstehe.

„Wir kämpfen seit über zehn Jahren für eine Umgehungss­traße“, sagte ein Mitglied des Pro-Vereins. Daher appelliert­e er, die Planungen jetzt nicht aufzugeben. Er fragte, wann die Gemeinde eine Entscheidu­ng treffen wolle. Hofer rechne mit einem Beschluss im März.

Dafür werde jedes Ratsmitgli­ed das Für und Wider für sich abwägen. Auf die Frage eines Pforzeners, ob ein Bürgerents­cheid eine Alternativ­e wäre, antwortete der Bürgermeis­ter, dass dieser von den Bürgern ausgehen müsste.

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